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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition)
Autoren: Claudia Walter
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könnte, wie ich hierher
geraten war! Und wie lange ich hier schon wie ein Ölgötze stand und Löcher in
die Luft starrte! Aber das letzte, an das ich mich erinnerte, war, wie ich im
Auto auf Tauchstation gegangen war, um meinen Rucksack zu befreien. Danach –
nichts. Leere.
    In diesem Moment
hörte ich plötzlich ein lautes Brummen näher kommen, das sofort ein äußerst
beklemmendes Gefühl in mir auslöste. Erschreckt blickte ich in die Richtung,
aus der es ertönte.
    Ein schweres,
äußerst finster aussehendes schwarzes Motorrad jagte direkt auf mich zu. Ich
konnte es nur anstarren, während es unaufhaltsam näher kam. Verrückterweise
hatte ich plötzlich das überwältigende Gefühl, genau diese Situation schon
einmal erlebt zu haben. Ein Déjà Vu .
Aber ein viel stärkeres, als ich es jemals gehabt hatte. Und im unpassendsten
Moment, denn statt zur Seite zu springen und mich zu retten, blieb ich wie
gelähmt stehen.
    Erst im allerletzten
Augenblick machte die Maschine auf einmal einen fast eleganten Schlenker um
mich herum und brauste dann so dicht an mir vorbei, dass sie mich beinah
gestreift hätte. Endlich reagierte ich. Viel zu spät und auf eine Weise, die
die Peinlichkeit auf den Höherpunkt trieb. Ich schrie auf und spürte, wie meine
Knie unter mir nachgaben, als unvermittelt eine wahre Sturzflut
unzusammenhängender Bilder vor meinen Augen aufblitzte, in denen das schwarze
Motorrad und ich eine unrühmliche Hauptrolle spielten.
    Und dann war es
genauso plötzlich, wie es begonnen hatte, wieder vorbei. Ich fühlte mich, als
wäre ich von einer Dampfwalze überrollt worden. Alles an mir zitterte und
bebte.
    Im nächsten
Augenblick packte mich jemand unsanft von hinten und hielt mich fest. „So ein
Idiot! Kann der nicht aufpassen? Mann, das hätte ins Auge gehen können!“
    Mike! Während er
hinter dem rüpelhaften Biker her schrie, wurden meine Knie so butterweich, dass
ich mich buchstäblich an ihn lehnen musste, um nicht umzukippen.
    Sofort veränderte
sich Mikes Stimme. „Alles okay?“, fragte er besorgt, während er mich fast sanft
zu sich umdrehte und dann forschend anblickte.
    Ich nickte
schwach (und wahrheitswidrig), so benommen, dass ich noch nicht einmal die
Kraft hatte, angesichts der Tatsache, dass der schöne Mike mich im Arm hielt,
verlegen zu werden.
    „So ein
Arschloch!“ Er schüttelte den Kopf. „Hat dich fast umgefahren! Bist du sicher,
dass du in Ordnung bist?“
    Nein, das war
ich ganz und gar nicht. Irgendwas war hier gerade passiert, was ich absolut
nicht verstand, was aber ein äußerst ungutes Gefühl in mir hinterließ. Genau so
wie meine Verwirrung, die Mikes diesmal überhaupt nicht genervte, dafür aber
umso besorgtere Stimme bei mir hinterließ.
    Auf einmal
wollte ich nur noch weg von hier. Weg von diesem Parkplatz, weg von den
neugierigen Blicken – und vor allem weg von dem schwarzen Motorrad.
Unwillkürlich schaute ich in die Richtung, in die die Maschine verschwunden
war. Mit einem flauen Gefühl entdeckte ich sie nur wenige Meter von mir entfernt.
Jetzt bewegte sie sich nicht mehr, sondern stand ruhig in einer Parklücke. Und
dann erblickte ich den Fahrer. Er trug noch seinen Helm, so dass ich von seinem
Gesicht nur ein Paar pechschwarze Augen sehen konnte. Und diese Augen blickten
direkt und geradezu, ohne auch nur den geringsten Zweifel an ihrem Ziel
zuzulassen, in meine. Mit einem so wütenden, um nicht zu sagen mörderischen
Funkeln, dass mir augenblicklich eiskalt wurde.

Zusammenprall
    Arik
     
    Der erste
Schultag ist ein Ereignis, auf das ich gern verzichten würde. Ich hasse die
Schule. Aber sie ist ein notwendiges Übel – sie bietet mir die beste
Möglichkeit, alles zu lernen, was ich wissen muss, um in dieser Welt überleben
zu können. Und überleben will ich - zumindest, bis ich an mein Ziel gelangt
bin. Das Problem ist nicht die Institution an sich. Sondern die Menschen darin. Viele Menschen, zusammengequetscht auf engem Raum. Es ist verdammt
anstrengend, hier nicht aufzufallen. Ich muss mich ständig voll im Griff haben.
Eine falsche Bewegung, und ich würde auffliegen. Was das für Folgen hätte, will
ich mir lieber nicht ausmalen. Zu meinem Glück sind die Menschen total
ichbezogen. Was um sie herum vorgeht, interessiert sie nicht, wenn es nichts
mit ihnen zu tun hat. Und ich tue alles dafür, dass sie sich für mich am
allerwenigsten interessieren. Mit Erfolg. Ich bin quasi unsichtbar.
    Zu allem
Überfluss bin ich an diesem Morgen spät
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