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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition)
Autoren: Claudia Walter
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„Die Zeit?“, platzte ich heraus. Irgendwo hatte
ich so was mal gehört. Die Zeit als vierte Dimension. Machte das irgendeinen
Sinn? Offenbar schon, denn ich sah augenblicklich, dass Ariks Haltung sich
veränderte. So, als näherten wir uns dem kritischen Punkt, auf den er
hingesteuert hatte. Die Zeit also. Trotzdem verstand ich immer noch nichts.
    „Also, die Sonne
bewegt sich nicht nur räumlich in eine bestimmte Richtung, nämlich nach Westen,
sondern auch zeitlich?“, tastete ich mich voran und sah ihn dabei fragend an.
    Er nickte kaum
merklich.
    Ich verfolgte
meinen Gedanken weiter, neugierig, wo er mich hinführen würde, und gleichzeitig
gespannt, weil ich sah, wie er auf Arik wirkte. „Die Sonne bewegt sich in der
Zeit vorwärts und wir natürlich auch.“ Soweit war das klar. Aber jetzt kam der
Teil, den ich nicht verstand. Trotzdem versuchte ich es weiter. „Und du hast
gesagt, die Sonne hat ihre Richtung nie geändert. Kann sie ja auch nicht. Es
sah also nur so aus. Wie bei dem Menschen, mit dem wir gehen und dann unsere
Richtung ändern, ohne es zu merken. Aber…“ Ich verstummte, denn die einzige
Schlussfolgerung, die ich aus all dem ziehen konnte, war schlicht unmöglich.
    „Aber?“ Ariks
Stimme war kaum hörbar.
    „Aber… Willst du
damit etwa sagen, dass wir unsere Richtung in der Zeit geändert haben?
Und dass es deshalb so aussah, als ginge die Sonne auf statt unter?“ Ich sah
ihn ungläubig an. Das konnte er doch nicht wirklich meinen, oder?
    Er bewegte sich
nicht, sagte nichts. Hielt nur meinen Blick fest mit seinen tiefen,
unergründlichen Augen.
    „In der Zeit ? Du willst mir ernsthaft klarmachen, dass du durch die Zeit gehen kannst?“
Auch ich flüsterte nur noch, aber es war eigentlich keine Frage mehr. Ich
wusste, dass es genau das war. Das war die Antwort, die Erklärung. Er konnte
durch die Zeit gehen.
    Aber warum? Wer
waren diese beiden rätselhaften Brüder, die aus heiterem Himmel in mein Leben
getreten waren und es total auf den Kopf gestellt hatten? Und wieso war das
geschehen? War es wirklich reiner Zufall gewesen, der sie mir über den Weg
geführt hatte? Das war mir von Anfang an nicht so vorgekommen. Und jetzt, im
Lichte meiner neuen Erkenntnis über ihre besonderen Fähigkeiten, erschien mir
ein Zufall noch viel weniger wahrscheinlich. Aber wenn es keiner gewesen war –
was, um Himmels Willen, wollten diese beiden dann ausgerechnet von mir ?
    „Wieso ich?“
Erst als ich meine heisere Stimme hörte, wurde mir bewusst, dass ich die Frage
laut ausgesprochen hatte.
    Auch Ariks
Stimme klang belegt. „Naja, also im Prinzip ist das alles hier deine Idee.“
    „Meine?“, echote
ich. „Wie soll das denn gehen? Wir kennen uns doch erst seit gestern!“ Er sah
mich mit einem seltsamen Blick an, und plötzlich kamen mir Zweifel. „Oder?“
    „Doch, doch, das
stimmt schon“, entgegnete diesmal Arik. „Aus deiner Perspektive
betrachtet.“
    Da endlich
dämmerte es mir. „Aber – meinePerspektive ist nicht deine?“
    Er nickte, dann
fügte er hinzu: „Genau. Mike und ich, wir kommen aus einer anderen – Richtung .“
Sein Blick war beschwörend, hypnotisierend.
    Und da machte es klick in meinem Kopf und ich verstand. Mir wurde schwindlig.
    „Eure Richtung
ist – entgegengesetzt?“
    Nicken.
    „Ihr kommt – aus
der Zukunft ?“
    Wieder Nicken.
Mein Herz klopfte bis zum Hals.
    „Und in dieser
Zukunft – werden wir uns kennen?“
    „Haben wir uns
gekannt“, verbesserte Arik. „Vergiss nicht, deine Zukunft ist unsere
Vergangenheit.“
    Mir schwirrte
der Kopf. Das war einfach zu verrückt.
    „Aber diese
Zukunft gibt es nicht mehr“, ließ sich Arik nach einer Weile vernehmen.
    Oh Mann. Die
Geschichte wurde immer verworrener. „Warum nicht? Hast du nicht gerade gesagt,
dass wir uns dort – dann – kennengelernt haben?“
    „Haben wir“,
bestätigte er. „Aber nun kann das nicht mehr passieren. Denn diesmal haben wir
uns ja schon jetztkennengelernt.“
    Das machte Sinn.
Trotzdem war mir eins immer noch nicht klar: „Aber warum wolltet ihr mich jetzt
schon kennenlernen, wenn wir uns doch sowieso demnächst treffen würden?“
    „Wie schon
gesagt“, entgegnete er, „das war deine Idee.“
    „Das verstehe
ich nicht“, murmelte ich.
    Arik räusperte
sich. „Damit wir uns dann nicht treffen.“
    Das gab mir
einen Stich. Er wollte mich nicht treffen? Doch bevor ich eingeschnappt sein
konnte, fiel mir ein, dass er ja gesagt hatte, dass dies meineIdee
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