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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition)
Autoren: Claudia Walter
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räusperte
sich nochmals. „Hättest du vielleicht – Lust - auf einen Ausflug?“
    Das kam so
unerwartet, dass ich ihn nur verständnislos anstarren konnte. „Ausflug? Du –
mit mir?“
    Hilfesuchend
wandte ich meinen Blick von Arik ab und Mike zu, was eine wohltuend beruhigende
Wirkung auf meine zerrütteten Nerven hatte. Er strahlte mich an, und mein Herz
machte einen Sprung, als mir bewusst wurde, was ich da gehört hatte. Arik
wollte einen Ausflug machen. Mit mir! Auf einmal flatterte eine wilde
Horde Schmetterlinge in meinem Bauch herum und ich fühlte mich federleicht.
    Trotzdem
verstand ich überhaupt nicht, woher dieser plötzliche Meinungsumschwung kam.
„Aber… ich dachte…“, stotterte ich. Ich musste ihn einfach fragen. „Was ist
denn mit – ihr? Ich dachte…“ Ich brach ab. Das war ja mal wieder total typisch.
Da hatte mein Traumprinz mich gerade eingeladen, mit ihm in den Sonnenuntergang
zu reiten, und was tat ich? Erinnerte ihn an seine verlorene Liebe! Wie blöd
konnte man eigentlich sein?
    „Oh.“ Endlich
zeigte Arik auch mal Gefühle. Er wirkte verlegen. „Eh – was meinst du?“
    „Also, ich
dachte – wolltet ihr sie denn nicht zuerst finden?“
    Nach mir schien
nun Arik hilfesuchend zu Mike zu blicken, und der sprang bereitwillig für ihn
in die Bresche. Nachlässig winkte er ab. „Ach, ehrlich gesagt – das hat sich
irgendwie erledigt.“
    Wenn er das
sagte. Zwar fand ich es reichlich seltsam, dass die Suche nach der verlorenen
Liebe, die die beiden doch überhaupt erst hierher getrieben hatte, sich so
plötzlich „erledigt“ haben sollte. Gestern Abend, keine zwölf Stunden her,
hatte das noch ganz anders geklungen. Andererseits konnte es mir nur Recht
sein. Statt nach einer Erklärung zu suchen, sollte ich einfach meine Chance
ergreifen, bevor er es sich anders überlegte.
    „Okay, wenn das
so ist…“ – ich holte einmal tief Luft, dann fuhr ich mit zittriger Stimme fort:
„Also – wenn du willst – gerne! Ich würde gerne mitkommen!“
    Wow. Das war
einfach unglaublich. Nur er und ich. Das war einfach fantastisch. Wie im Traum.
Wie in meinem Traum. Mein Engel und ich.

Sonne
    Clarissa
     
    Wir brachen
gleich nach dem Frühstück auf, zunächst gemeinsam mit Mike zu Fuß zurück zur
Gaststätte, um die Motorräder abzuholen. Dann verabschiedete Mike sich und ich
war mit Arik allein.
    Unbehagliches
Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Schließlich räusperte ich mich
verlegen. „Also - wohin fahren wir?“
    „Egal.
Irgendwohin, wo es schön ist“, war Ariks unbestimmte Antwort. „Zeig mir doch
einfach deinen Lieblingsplatz!“
    Ich dachte nach.
Meinen Lieblingsplatz. Hatte ich denn einen? Dann fiel mir ein kleiner See ein,
ein oder zwei Fahrstunden entfernt in den Bergen, an dem ich als Kind einmal
gewesen war. Ich erinnerte mich noch deutlich an das klare, kalte Wasser, in
dem sich die schneebedeckten Gipfel und der strahlend blaue Himmel gespiegelt
hatten. Ich hatte mir schon oft gewünscht, noch einmal dorthin zurückzukehren,
aber leider fand Amanda alles, was mit Natur zu tun hatte, gähnend langweilig,
und so war ich nie wieder dort gewesen.
    Ich saß direkt
hinter ihm, meine Brust an seinen Rücken gepresst und meine Arme um seine
Taille geschlungen. Auch wenn ein Motorrad nicht gerade das bequemste
Fortbewegungsmittel war, das ich kannte, schon gar nicht bei dem typisch
deutschen Frühlingswetter, das mal wieder vor allem durch Nässe glänzte, hätte
ich es um keinen Preis gegen etwas anderes austauschen wollen.
    Es war der
aufregendste Trip, den ich je unternommen hatte. Die Landschaft zischte nur so
an mir vorbei, und alles verschwamm förmlich vor meinen Augen. Nach einer Weile
verlor ich jedes Gefühl für Zeit und Raum und kam mir vor wie in einer Art
Zwischenwelt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Vielleicht war Arik ja
doch ein Engel und wir rasten geradewegs in den Himmel. Oder in die Hölle. Aber
solange ich ihn dabei in meinen Armen halten konnte, war mir alles andere
eigentlich völlig egal.
    Viel zu schnell
erreichten wir unser Ziel. Trotzdem kam ich mir vor wie ein Matrose nach Wochen
auf See, als ich abstieg. Der Boden schwankte unter meinen Füßen, und ich
kämpfte mühsam um mein Gleichgewicht, während Arik gleich wieder auf Abstand
gegangen war.
    Auf einmal
überkam mich heillose Aufregung. Jetzt, wo der See in seiner ganzen Schönheit
vor uns lag, war ich total überwältigt. Er war noch hinreißender, als ich ihn
in
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