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Hinter der Nacht (German Edition)

Hinter der Nacht (German Edition)

Titel: Hinter der Nacht (German Edition)
Autoren: Claudia Walter
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Herzen blieb ich
stehen und lauschte weiter, ohne mir Gedanken darüber zu machen, dass es mich
nicht das Geringste anging, was die beiden redeten.
    „Dann geh doch!“
Das war Mike. Er klang gelangweilt. „Tu, was du nicht lassen kannst! Ich halte
dich nicht auf!“
    Wie kannst du
das sagen?, wollte ich am liebsten losschreien. Du darfst ihn doch nicht
einfach gehen lassen! Verräter! Energisch rief ich mich zur Ordnung. Was
war nur los mit mir? So musste man sich fühlen, wenn man von einem Liebesfluch
getroffen war. Vielleicht war er ja ein Voodoo-Priester? Oder ein Dämon! So
konnte es mit mir jedenfalls wirklich nicht weitergehen.
    Energisch zwang
ich mich, meinen Weg fortzusetzen. Als ich die Küche betrat, tat ich
überrascht. Sie sollten nicht wissen, dass ich ihren Streit mitbekommen hatte.
„Oh, guten Morgen! Ihr seid ja schon wach!“ Selbst in meinen Ohren klang es
unecht und falsch.
    „He, Clarissa!
Die Sonne geht auf!“ Mike war im Gegensatz zu mir frisch und fröhlich und sah
einfach unverschämt gut aus. „Haben wir dich geweckt?“
    „Nein, nein“,
wehrte ich ab. „Ich konnte sowieso nicht schlafen. War wohl zu aufgedreht von –
der Feier.“ Naja, das war zumindest nah an der Wahrheit.
    Während wir den
Tisch deckten und Kaffee kochten, unterhielt Mike mich mit freundlichem
Smalltalk. Arik dagegen sagte kein Wort und vermied jeden Blickkontakt. Er
fühlte sich sichtlich unwohl in meiner Gegenwart und wirkte, als hätte er am
liebsten sofort die Flucht ergriffen. Ich versuchte mir einzureden, dass es
nichts mit mir zu tun haben konnte. Schließlich kannten wir uns kaum und ich
hatte ihm, mal abgesehen von meiner bescheuerten Ohnmacht, nichts getan.
Wahrscheinlich hatte er es einfach nur eilig, hier wegzukommen, weil er es kaum
erwarten konnte, sich endlich wieder auf die Suche nach seiner verschwundenen
Liebe zu machen. Aber wirklich tröstlich war dieser Gedanke auch nicht.
    Viel zu schnell
war das Frühstück vorüber, und mir war klar, dass es nun langsam keinen Grund
mehr für mich gab, die beiden noch länger aufzuhalten. Der Gedanke erfüllte
mich mit echter, tiefer Verzweiflung. Trotzdem sprach ich das Thema schließlich
selber an. Alles war besser als diese nagende Ungewissheit.
    „Und? Was habt
ihr jetzt weiter vor?“
    Mikes Blick
schoss unwillkürlich zu Arik, der ihn mit zusammengekniffenen Augen erwiderte,
sich jedoch weiterhin in Schweigen hüllte. „Wir sind uns nicht ganz schlüssig“,
antwortete Mike endlich, nachdem Arik offensichtlich nicht vorhatte, das Wort
zu ergreifen.
    „Aha?“
    „Also, ich habe
es nicht so eilig“, erklärte er mit einem Seitenblick auf seinen Bruder. „Es
sei denn, duwillst uns schnellstmöglich loswerden?“ Er warf mir einen
betont unschuldigen Blick zu, und mir war klar, dass er genau wusste, dass das
das allerletzte war, was ich wollte.
    „Überhaupt
nicht!“, beeilte ich mich denn auch zu versichern. „Bleibt, solange ihr wollt!“
Wie ich das Amanda beibringen wollte, darüber machte ich mir allerdings lieber
erstmal keine Gedanken.
    „Du weißt genau,
dass das nicht gut wäre!“ Ich zuckte zusammen, als auf einmal Ariks raue Stimme
ertönte. Er warf Mike einen bösen Blick zu, den der jedoch gelassen erwiderte.
    „Das sagst du! “
    „Weil ich nicht
nur an mich denke!“
    Schon klar. Erdachte mit Sicherheit nicht nur an sich, sondern vor allen Dingen an seine
Unbekannte. Langsam begann ich sie regelrecht zu hassen. Gut, dass sie gerade
nicht in der Nähe war.
    „Vielleicht
solltest du damit mal anfangen!“, schlug Mike zurück. Wenn Blicke töten
könnten, wäre er sicher auf der Stelle umgefallen, solch eine Kälte strahlte
jetzt aus Ariks Augen.
    Das Schweigen
schien endlos anzudauern, doch gerade, als ich glaubte, es keine Sekunde länger
auszuhalten, räusperte Arik sich und erwiderte: „Okay, wenn du meinst.“ Dann
wandte er abrupt seine Augen mir zu und fixierte mich.
    Ich fror auf dem
Küchenboden fest und hielt den Atem an, während mir das Herz bis zum Hals
schlug. Sein Blick hielt mich fest, und ich verlor jedes Gefühl für Zeit und
Raum. Ich versank förmlich in der Finsternis seiner Augen, in der momentan kein
einziger Stern auch nur zu erahnen war. Dunkle Gewitterwolken hatten sich vor
sie geschoben.
    „Clarissa?“
    Der Klang meines
Namens aus seinem Mund gab mir den Rest. Mein Herz stolperte hilflos herum, und
ich war mir sicher, gleich wieder umzukippen.
    „Ja?“ Meine
Stimme klang piepsig.
    Arik
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