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Hinter dem Vorhang

Hinter dem Vorhang

Titel: Hinter dem Vorhang
Autoren: C Emberton
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ab, selbst wenn ein kurzer Ruck durch seinen Körper gegangen war.
    „ Ich...“ Cherufe lehnte sich auf dem Stuhl zurück, blickte seinen einstigen Schüler eine Weile lang
    an, ehe er den Kopf abwendete, einen imaginären Punkt weiter hinten im Raum fixierend. „...habe
    nicht die Absicht mit dir darüber zu diskutieren, Laurent“ Ein leises Knurren war die Antwort. Ob
    es nun den Worten oder der Erwähnung des Namens galt war nicht ganz ersichtlich. Vermutlich
    Etwas von Beidem. Schließlich, als Sallys Finger von dem glatten Leder des Mantels abglitten
    machte Jezz auch einen großen Schritt zur Seite, widerwillig den Kopf schüttelnd. „Ich kenn' dich
    nicht mehr... oder ich habe dich nie wirklich gekannt... das ist doch... ich meine... ich glaub' das
    nicht.“ Mehr an sich selbst, denn an die Anderen gerichtet und tatsächlich in der Stimme klang
    etwas mit, das sehr deutlich machte, dass es nicht nur gespielte, sondern ehrliche Fassungslosigkeit
    war. Noch einmal schüttelte er den Kopf, während er seine Schritte bereits zur Türe hin lenkte.
    „Laurent...“ Es war ein leiser Einwurf, der kaum durch das Knarren der Dielen drang und doch hielt
    Jezz, der bereits eine Hand nach der Türklinke ausgestreckt hatte kurz inne, wenn er auch den Kopf
    nicht wand. Cherufe hatte die Augen geschlossen, er war auch nicht aufgestanden. „Es gibt stets
    mehr als eine Möglichkeit einen Weg zu beschreiten und ein Ziel zu erreichen.“ Die Finger, die sich
    um den Griff gelegt hatten, schlossen sich langsam darum, dann so fest, dass man meinte ein leises
    Stöhnen des Metalls zu hören. Jezz lächelte. Kein freundliches Lächeln, kein Fröhliches, nein in den
    Augen lag Hohn. Ein Ausdruck den keiner der beiden Anderen sehen konnte. „Schon klar... aber
    man kann auch den falschen wählen.“ Antwort gab es darauf keine mehr und selbst wenn, Jezz hätte
    sie wohl nicht mehr gehört, denn im nächsten Augenblick öffnete er die Türe um sie kurz darauf
    auch wieder lautstark zu schließen.
    Nein keine weitere Entgegnung, auch wenn Cherufe die Augen wieder öffnete, jetzt die Stelle
    betrachtend an der Jezz bis vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. So hatte diese Unterredung wohl nicht enden sollen. Nein so hätte sie ganz und gar nicht enden sollen, aber er würde sich wieder beruhigen und vielleicht hatte er später noch Gelegenheit sich zu erklären. Im Moment konnte er es nicht, wollte er es nicht. „Über kurz oder lang, werden sie ihn auf diese Weise
    verlieren.“ Auch Sallys Blick lag auf der Türe, glitt nun langsam wieder zu Lapage. Sie hatte
    keinerlei Anstalten gemacht den Griesgram aufzuhalten und sich auch die ganze Zeit über mit
    Äußerungen zurückgehalten, nicht nur weil es unschicklich gewesen wäre, sondern auch weil es
    kaum zur Entspannung der Situation beigetragen hätte. In ihrer Stimme lag kein Tadel, es war
    vielmehr Bedauern, das darin verborgen lag ohne vollends zu Tage zu treten. „Früher oder später
    verlieren wir nicht nur einander, sondern auch uns selbst.“ Eine flüsternde Antwort, die ebenso kühl
    und nüchtern war wie auch alles Andere was er zuvor gesagt hatte, dabei griffen die Finger wieder
    nach dem weißen Briefumschlag, der eine ganze Weile lang achtlos auf dem Tisch gelegen hatte.
    „Das klingt...“, setzte sie vorsichtig an, im ersten Moment unschlüssig ob sie den Satz
    vervollständigen sollte. „... als würden sie resignieren wollen.“ Cherufe sah zu ihr nach oben,
    schweigend, während die Finger über das glatte Kuvert glitten, bis er die Hand fast schon ruckartig
    schloss, sodass das Papier darin zerknüllt wurde. Raschelnd fiel das Knäuel auf dem Tisch, einige
    Zentimeter über das abgegriffene Holz rollend. „Nein.“, antwortete er weiterhin ruhig. „Das will ich
    nicht, aber es wird unweigerlich geschehen. Es ist ein Faktum.“ Die hübsche Frau schwieg
    daraufhin, die braunen Augen auf die Papierkugel fixiert, ehe sie langsam nickte. Sie verstand, sie
    glaubte zumindest zu verstehen. Und damit ging auch sie mit federnden Schritten auf die Türe zu,
    wand sich noch einmal um, den Kopf noch kurz ein wenig neigend. „Ich... kümmere mich um die
    Angelegenheit mit der Frau, sie hat sich bislang noch nicht wieder gemeldet.“ Ein kaum sichtbares
    Nicken, sollte die einzige Reaktion auf ihre Worte bleiben.

    Es war ein Gefühl, das er nicht näher identifizieren konnte. Es war klamm, aber das konnte auch
    die alles umfassende Kälte sein, die dünnen
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