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Hingebungsvoll

Hingebungsvoll

Titel: Hingebungsvoll
Autoren: Natalie Rabengut
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wohl dringend mit dir beschäftigen. Wer weiß, wie lange ich noch lebe, wenn es nach meiner Schwester geht.“

19

    Dale ordnete die Papiere für die anstehenden Bewerbungsgespräche und suchte nach einem funktionierenden Kugelschreiber. Ihm stand überhaupt nicht der Sinn nach diesen blöden Interviews; zu sehr beschäftigte ihn Vivians heftige Reaktion auf die Worte ihrer Großmutter gestern.  
    Das Telefon riss ihn aus den Gedanken. Er nahm den Hörer ab, doch bevor er etwas sagen konnte, knurrte Edgar: „In die Halle, sofort!“ Damit legte er wieder auf.
    Dale wunderte sich zwar über den rüden Ton, aber dass Edgar nicht viele Worte verlor, war nichts Neues. Mit einem letzten Blick auf den Papierkram verließ er das Büro.
    Kaum hatte er die Tür aufgezogen, die den Wohnbereich vom Club trennte, hörte er Edgar und Erica streiten. Erstaunlicherweise klang Edgar viel hysterisches als Erica, die gelassen in einem Magazin blätterte. Dale nahm zwei Stufen auf einmal und blieb abrupt stehen, weil Edgar ihn anfunkelte und mit dem Finger auf ihn wies.
    „So geht es hier nicht weiter.“ Der Barkeeper verschränkte die Arme und kniff die Augen zusammen.
    „Verrätst du mir, worum es geht?“
    Edgar holte tief Luft erläuterte dann in knappen Worten: „Ich habe etwas liegen lassen, doch jetzt ist es weg.“
    Dale strich sich mit der Hand übers Gesicht. Was war denn im Moment nur mit allen los? „Ein wenig genauer geht es nicht?“
    Edgar warf erst Dale, dann Erica, die ihn scheinbar gar nicht beachtete, einen merkwürdigen Blick zu. Dann wies er mit dem Kinn in Ericas Richtung. Dale verstand gar nichts mehr. Er zuckte fragend mit den Achseln.
    Mit einem lauten Seufzen klappte Erica das Heft zu. „Er sucht den Verlobungsring, den er hier deponiert hatte.“
    Edgars Kopf ruckte herum und er starrte Erica wortlos an. Sie lächelte nur müde. „Natürlich habe ich ihn gesehen.“ Sie erhob sich vom Barhocker, doch blitzschnell trat Edgar auf sie zu und packte ihr Handgelenk.
    „Hier geblieben!“, verlangte er.
    „Was genau habe ich denn mit dem Ring zu tun?“, wollte Dale jetzt wissen.
    „Es ist dein Club! Finde den Dieb!“ Edgar ließ Erica los, die daraufhin wieder Anstalten machte, aufzustehen. „Ich warne dich, Erica. Du wirst es bereuen, wenn du deinen Hintern nicht schnell wieder auf die Sitzfläche presst.“
    Gehorsam ließ sie sich wieder sinken. „Du brauchst den Ring sowieso nicht. Die Antwort ist nein! Nicht, so lange du mich nicht aktiv einbeziehst. Wenn ich nur Sex will, kann ich genauso gut wieder mit Dale rummachen.“
    Erstaunt riss dieser die Augen auf und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. „Ich glaube, ich gehe lieber.“
    Erica rief laut „Ja!“ und Edgar im selben Atemzug „Nein!“  
    Dales Blick flog zwischen den beiden, die sich nun wütend anstarrten, hin und her. „Im Ernst, ich denke, das ist eine Sache zwischen euch beiden.“
    „Du bleibst schön hier! Ich habe die Nase voll davon, wie es hier momentan aussieht. Alles geht drüber und drunter und statt dich um die Neueröffnung zu kümmern, jagst du Vivian hinterher oder umgekehrt. Ihr blickt da doch beide schon selbst nicht mehr durch.“
    Das waren vermutlich mit Abstand die meisten Worte, die Dale bisher zusammenhängend von Edgar gehört hatte. „Ob du es glaubst oder nicht: Ich weiß, was ich tue“, presste Dale zwischen den Zähnen hervor.  
    Edgar sah hinter ihm nach oben und murmelte: „Davon bin ich überzeugt.“
    Dale drehte sich um und sah Vivian am Geländer stehen. Als hätte sie ihren Namen gehört, kam sie neugierig näher. „Was ist hier los?“  
    Erica schlug wieder ihr Magazin auf. „Nicht besonderes. Edgar hat nur den Ring verlegt, mit dem er mir einen Antrag machen wollte. Aber ich werde sowieso nein sagen und mir wahrscheinlich einen zweiten Meister suchen.“
    Edgars Kopf flog so schnell herum, dass Dale fast glaubte, sein Genick knacken zu hören. „Was?“, knurrte er aufgebracht. Er sah aus, als würde er gleich über die Theke klettern und Erica eigenhändig erwürgen. „Ich habe den Ring nicht verlegt! Jemand hat ihn genommen.“
    „Und wieso bist du dir da so sicher? Ich meine, das ist eine schwerwiegende Anschuldigung“, wandte Dale vorsichtig ein.
    Mit hängenden Schultern seufzte Edgar. „Wer immer es war, er hat etwas dagelassen.“
    Vivian sah nun mehr als interessiert aus und kam immer näher heran. Dale war kurz davor, sich die Haare zu raufen. „Welche
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