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Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Titel: Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)
Autoren: Felix Baumgartner
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auch wirklich 100 Prozent abliefern können. Das Team um Pansold hat klare Vorstellungen für diese Zeit: In dem Monat, in dem ich vor Ort den Anzug teste, muss ich meinen Trainingsplan aufrechterhalten, muss weiter Fahrrad fahren. Die entsprechenden Trainingspläne gibt mir das Team mit auf den Weg. Nur: Wie soll ich das dort drüben machen, jeden Tag Fahrrad fahren? Ich werde mal in diesem Hotel, mal in einem anderen sein, und jeder, der mal durch die USA gereist ist, weiß, amerikanische Hotels sind nicht gerade berühmt für ihr großes Angebot an Leihfahrrädern. Christopher hat die Lösung: Mein Freund Richard, der in L. A. geblieben ist, organisiert mir vor Ort ein brauchbares Rad.
    Zu meiner Verwunderung erfahre ich, dass Red Bull auch in den USA ein eigenes Athletenmanagement unterhält, direkt bei mir um die Ecke, in Santa Monica, betreut von dem Performance Director Dr. Andy Walshe, sozusagen der amerikanischen Ausgabe von Pansold. Bei dem soll mein Kumpel ein Rad für mich abholen.
    Als Richard bei Walshe im Büro sitzt und die beiden über Gott und die Welt quatschen, bemerkt Richard, dass an der Wand Dankesschreiben von den bekanntesten Football-, Baseball-, Ski- und Eishockeystars hängen: »Danke für das Training!« oder: »Danke, dass du mir weitergeholfen hast«.
    Richard erkundigt sich bei Walshe, wie er zu diesen Schreiben gekommen sei, und erfährt, dass Walshe ein Trainingszentrum leitet, mitsamt exzellent ausgebildeten Sportpsychologen. Sogar mit den Navy Seals arbeitet er regelmäßig zusammen. Es ist kaum zu glauben: Da sitzt die US -Koryphäe für Leistungstraining, und wir wollen vom Herrn Doktor nur ein Fahrrad! Ab und zu fallen die Dinge einem einfach in den Schoß.
    Richard zögert keine Sekunde und fragt Walshe, ob er sich vorstellen könne, mit mir zusammenzuarbeiten, und ob er zu einem Treffen in Salzburg bereit ist. Walshe ist sofort Feuer und Flamme. Er kennt unser Projekt, wusste aber nichts von meinen Problemen. Weil er intuitiv eine psychologische Erklärung vermutet, schlägt er vor, einen Sportpsychologen mit einzuspannen, vom dem er glaubt, dass er gut zu mir passen würde: Mike Gervais. Als Richard mir vom Verlauf seines Treffens mit Walshe erzählt, bin ich wie elektrisiert.
    Kurz darauf kommt Andy Walshe nach Salzburg. Wir lernen uns im Hangar 7 kennen, und schon in den ersten Minuten unseres Gesprächs merke ich: Das ist genau der Mann, den ich brauche. Er hat Persönlichkeit und exakt den richtigen Background. Er kennt Pansolds System, weil er es sich in Österreich angeschaut hat, um für Red Bull das gleiche in Amerika zu installieren. Er schätzt die Arbeit von Pansold, weiß aber auch, dass US -Athleten anders trainiert werden müssen: »Da brauchst du auch mal eine Slackline, mal was zum Jonglieren, und zwischendurch gehst du mit deinen Athleten zum Surfen. Man kann ja mit vielen Dingen ans Ziel kommen. Es gibt nicht nur einen Weg im Leben.« Wie es aussieht, bin ich vom Trainingstyp eher Amerikaner.
    Im Hangar 7, wo wir drei Monate zuvor das Projekt Stratos fast schon beerdigt hatten, einigen wir uns mit Andy Walshe: Ich soll zu ihm kommen. Wir wollen den verbleibenden Monat bis zu den Tests in Brooks für die psychologische Betreuung nutzen. Walshe und ich sind beide sicher, dass Fahrradtraining allein mir nicht die Angst vor dem Anzug nehmen wird. Mit gemischten Gefühlen, aber zuversichtlich, steige ich in den Flieger nach Los Angeles, zurück zu meinem Projekt.
    Mit dem Schlachtplan von Andy Walshe geht das Projekt Stratos für mich in eine neue Phase. Und die beginnt mit einem Treffen mit meinem gesamten Team in Lancaster. Kurz vor der Zusammenkunft nimmt mich Andy zur Seite: »Felix, ich spreche jetzt erst mal allein mit deinem Team und checke gemeinsam mit Mike Gervais die Stimmung. Du wartest draußen, weil die Leute offener reden, wenn du nicht dabei bist. Wir müssen wissen: Wie sehr glauben die Leute an dich? Wo stehen wir?« Dann geht er mit Mike in das Besprechungszimmer, zu meinem Team, das ich nach der letzten schlaflosen Nacht in Santa Monica vor drei Monaten sitzen gelassen habe.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen Andy und Mike endlich wieder raus, und Andy sagt nur: »Felix, da drinnen glaubt kein Mensch mehr an dich.«
    *
    Das ist hart. Andy sagt, das Team meint, ich hätte von Anfang an viel mehr Zeit im Anzug verbringen müssen. Sie sagen, ich hätte mir das Leben leicht gemacht, verschwiegen, dass ich Probleme habe, und nicht genügend an
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