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Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg

Titel: Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
Autoren: Random House
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einmal die Hektik der Rettungskräfte hatte sie aufgeweckt. Ich wusste, dass ihr Schutzengel nicht zugelassen hatte, dass sie aufwachte. Sie war erst vier Jahre alt und konnte noch nicht verstehen, was geschehen war. Sie konnte nicht verstehen, dass ihr Vater in den Himmel gegangen war.
    Ich erinnere mich, dass ich mich irgendwann im Laufe des Tages einmal fragte, wo Megan war. Als ich sie suchte, fand ich sie im Schlafzimmer unter der Decke im Bett ihres Vaters. Ihr Schutzengel stand tröstend über sie gebeugt und beruhigte sie. Später richtete sich ihr Zorn dann gegen mich. Sie war wütend, weil ich sie an diesem Morgen nicht geweckt hatte.
    Immer wieder kamen Leute zu uns nach Hause und sprachen uns ihr Beileid aus. Die älteren Kinder und ich berieten, ob wir Joe vor der Beerdigung nach Hause holen oder ihn im Bestattungsunternehmen in Maynooth aufbahren lassen sollten. Wegen Megan beschlossen wir, dass das Bestattungsunternehmen wohl das Beste wäre. Christopher rief den Bestatter an und regelte alles mit ihm. Als ich in den Raum kam, in dem Joe aufgebahrt lag, sah ich in der Mitte seinen offenen Sarg. Rund um den Sarg standen Engel. Ich war erleichtert und dankte den Engeln wortlos dafür, dass sie Joe nicht allein ließen. In dem Sarg lag zwar nur Joes menschlicher Körper – das wusste ich –, aber ich war den Engeln trotzdem dankbar für den kleinen Trost.
    Ich war am Boden zerstört, obwohl ich wusste, dass Joes Seele noch lebte und in Begleitung seines Schutzengels in den Himmel gegangen war. Ich wusste, dass er jetzt bei seiner Familie, meinem Vater und Freunden war, die vor ihm gegangen waren. Ich wusste, dass nur unser menschlicher Körper stirbt. Weil wir eine Seele haben, leben wir weiter. Doch obwohl ich mir all dessen bewusst war und es glaubte, war ich völlig benommen vor Kummer.
    Owen hob Megan hoch, sodass sie Joe im Sarg liegen sah. In diesem Moment öffnete sich das Licht um Megans Schutzengel einen Augenblick lang, und er sagte wortlos zu mir: »Megan versteht noch nicht, dass ihr Vater in den Himmel gegangen ist.« Danach ging Megan im Raum umher, während wir anderen schweigend dastanden und Joe ansahen. Ruth meinte, er sehe so friedlich aus.
    Als wir wieder zu Hause waren, fragten die Jungs und Ruth Megan, ob sie ihrem Papi ein Geschenk in den Sarg legen wolle, bevor er am nächsten Tag in die Kirche gebracht würde. Daraufhin ging sie in ihr Zimmer und malte ein Bild für ihren Vater.
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages gingen wir zum Bestattungsinstitut. Bevor der Sarg geschlossen wurde, wollten wir Joe noch ein letztes Mal sehen. Als wir dort ankamen, war der Bestatter bereits da. Der Raum war voller Engel, und das Licht hinter jedem meiner Kinder öffnete sich und gab den Blick auf ihre Schutzengel frei. Aber das war mir kaum ein Trost. Ich fühlte mich völlig benommen, und ich wusste, dass es meinen Kindern ebenso ging. Alle versuchten wir, füreinander und besonders für Megan stark zu sein. Ruth und ich legten Joe einen Rosenkranz um die Hände. Megan stand auf ihren Zehenspitzen und hielt sich mit einer Hand am Sarg fest, um den Körper ihres Vaters sehen zu können. Sorgfältig legte sie das Bild, das sie gemalt hatte, und ihren gelben Lieblingsteddy neben ihn. Wir gaben ihm alle eine Erinnerung mit in den Sarg: Christopher legte ihm eine Schachtel Zigaretten und einen Satz Spielkarten hinein – weil sie immer so gerne miteinander Karten gespielt hatten. Owen legte ihm sein Gaelic-Fußballtrikot und seinen roten Liverpool-Schal hinein, und Ruth schenkte ihm einen Ring und einen Brief. Als ich sah, wie meine Kinder sich von ihrem Vater verabschiedeten und ihm ihre kostbaren und mit viel Liebe ausgewählten Geschenke in den Sarg legten, glaubte ich, mein Herz würde zerspringen. Sie waren so blass, und in ihren Augen standen Tränen. Ich fühlte mich völlig hilflos und unfähig, sie zu trösten.
    Am Abend zuvor hatte ich im Bett einen Brief an Joe geschrieben. Während ich schrieb, schluchzte ich ganz leise, damit mich niemand hörte. Der Erzengel Michael saß neben mir auf dem Bett, aber ich ignorierte ihn. Da rief er mich beim Namen, und ich sah ihn an, brachte aber kein Wort heraus. Michael berührte meine Hand und sagte: »Ich werde Joe diesen Brief im Himmel bringen.«
    Als ich nun meinen Brief in den Sarg zu Joe legte, flüsterte der Engel Michael mir ins Ohr: »Ich werde dafür sorgen, dass Joe im Himmel alles erhält, was ihr in den Sarg gelegt habt,
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