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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder
Autoren: Marion Feldhausen
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erfuhr, und sich dann in die Hände der Bullen begeben. Eine miese Vorstellung, keine Frage. Er begann, über Alternativen nachzudenken.

55
    Der Albaner saß mit Tarik und Besim, seinen beiden älteren Söhnen, bei einer Hammelschulter. Tariks Frau hatte sie zubereitet und war gegangen, als die Männer angefangen hatten zu essen. Eine Flasche Anisschnaps stand auf dem Tisch, die noch vom letzten Besuch in der Heimat stammte.
    Schweigend hatten sie die Mahlzeit genossen und sich vom Vater immer wieder die Teller füllen lassen, bis die Platten leer waren.
    Besim, der jüngere Sohn, ging in die Küche, um die Melonen aufzuschneiden. Tarik blieb zurück. Das Schweigen hielt an und verhieß nichts Gutes. Mit zwei Schüsseln, gefüllt mit dem klein geschnittenen Fleisch der Früchte, kam Besim zurück.
    Der Albaner griff sich ein Stück Melone und wandte sich ihm zu.
    »Ich bin zufrieden mit dir, sehr zufrieden. Vielleicht wirst du die Geschäfte führen, wenn wir in Belgien den neuen Standort beziehen.«
    Tarik schaute seinen Vater ärgerlich an.
    »Es war Pech, keine Unfähigkeit. Der Bulle, bei dem er sich jetzt wahrscheinlich aufhält, hat ihn mir vor der Nase weggeschnappt. Der nächste Versuch wird zu deiner Zufriedenheit ausfallen. Und dann möchte ich, dass wir noch einmal über Belgien sprechen.«
    »Wenn du so weit bist, dass du dich nicht mehr von jedem beliebigen Bullen in die Tasche stecken lässt, können wir reden. Der Junge muss verschwinden. Eine Gegenüberstellung mit dem Richter hätte fatale Folgen. Wenn der untergeht, nimmt er uns mit, verlasst euch drauf.«
    Besim fühlte sich nicht wohl in der Rolle des Vorgezogenen. Sein Bruder würde seine Wut an ihm auslassen, so war es immer gewesen. Um die Stimmung zu verbessern, schilderte er, wie er in der Wäschekammer der Stettner-Klinik gesessen und auf den richtigen Moment gewartet hatte. Hinter einem Wäschesack mit Schmutzwäsche hatte er sich verkrochen. Die Visite auf der Kinderstation sollte um neun Uhr beginnen. Dann wäre das gesamte Team unterwegs gewesen, und er hätte Zeit gehabt.
    »Ich war schon in ihrem Zimmer, stellt euch vor, als wie von Geisterhand die Monitore anfangen zu piepen. Bin gleich auf den Flur gegangen, als schon die ganze Truppe angerannt kam. Das war es. Ich brauchte nichts zu tun, es ging alles von allein.«
    Der Vater lachte und schlug dem Sohn auf die Schulter.
    »Das Glück ist mit den Tüchtigen, mein Sohn!«
    Sie verließen das Esszimmer und setzten sich auf die Veranda mit Blick auf die Elbe. Sie trugen gemeinsam die letzten Ereignisse zusammen, und die Stimmung des Älteren besserte sich, als sein Vater ihn nach seiner Meinung zu Karlsbach fragte.
    »Wir werden das »Black Cat« für die nächsten Monate, wenn nicht Jahre abschreiben müssen. Obwohl sie gut und schnell gearbeitet haben – die Bullen haben nichts gefunden. Auf bestimmte Kontakte sollten wir jedoch nicht verzichten. Ich denke an den Richter und an Menzel.«
    Die beiden anderen schlossen sich seiner Meinung an. Der Jüngere fuhr fort:
    »Inzwischen gibt es mehr als genug Abnehmer, und sie werden ständig mehr. Ärgerlich ist, dass wir Breckede verloren haben. Dass wir jetzt von Polen aus arbeiten, gefällt mir nicht. Die Wege werden erheblich länger, und die Grenzen sind ein Problem, obwohl wir viele der Männer dort bezahlen.«
    Der Albaner unterbrach seinen Sohn:
    »Ich denke, wir können bald verlegen. Zwei der Angebote aus Belgien eignen sich meiner Meinung nach auch als neues Operationszentrum. Die Grenzen sind kein Problem und die Entfernungen gering. Macht euch vor Ort ein Bild und seht zu, dass ihr zu einer Einigung kommt. Wobei der Hof schon in der nächsten Woche versteigert wird. Ich habe in Aussicht gestellt, jemanden mit dem Betrag für die Anzahlung zu schicken. Das könntet ihr erledigen, wenn ihr euch für dieses Objekt entscheidet. Du«, wandte sich der Albaner an Tarik, »solltest aber erst deine Arbeit erledigen.«
    Er nahm die Flasche und goss sich und seinen Söhnen nach. Dann fuhr er fort:
    »Das gesamte Internetgeschäft lassen wir in Polen, da sehe ich wenig Wachstum. Die Kunden organisieren sich inzwischen selber und tauschen. Unsere Zukunft liegt im Handel mit lebender Ware. Wir bieten den Westeuropäern direkt vor ihrer Nase die Möglichkeiten, für die sie sonst Tausende von Kilometern zurücklegen. Wir müssen ihnen nur absolute Sicherheit bieten, und dazu gehört Personal, auf das wir uns verlassen können. Tobler zum
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