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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Autoren: Gregory Benford
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trocken.
    Cliffs Stil war das nicht. »Alles nur Angeberei.« Er nahm Beth einfach in die Arme und küsste sie. Das funktionierte am besten, wie er schon früh gelernt hatte, insbesondere dann, wenn ihm nichts Originelles einfiel. Die meisten dieser Leute würde er ohnehin nie wiedersehen.
    Ein über die Decke rollendes Spruchband unterstrich diesen Gedanken. Es stammte von den Montagegruppen, die bei Bau und Ausrüstung der SunSeeker jahrelang mit der Crew zusammengearbeitet hatten.
    HOFFENTLICH HAT ES EUCH GEFALLEN, UNS AUF TRAB ZU HALTEN.
    SO WIE ES UNS GEFÄLLT, EUCH AUF DIE REISE ZU SCHICKEN.
    Terry und Fred, auf dem Weg zur Bar, blieben bei Cliff und Beth stehen, deuteten zum Spruchband und lachten. »Komisch«, sagte Terry. »Wir fliegen nach Glory, und diese Leute beginnen morgen mit der Arbeit am nächsten Ramscoop. Und doch feiern sie ausgelassener als wir.«
    »Ja«, erwiderte Fred. »Seltsam. Wir freuen uns auf den Flug, aber ihre Freude darüber, dass wir losfliegen, scheint noch größer zu sein.«
    »Menschen wie wir sind Mangelware«, sagte Terry. »Alle Psycher vertreten diese Ansicht. Warum ergreifen nicht alle die Chance, eine ganz neue, unberührte Welt kennenzulernen?«
    »Anstatt hierzubleiben und die in Ordnung zu bringen, die wir verhunzt haben?«, fragte Cliff. Es war ein altes Thema für sie alle, aber ihm brannte es noch immer unter den Nägeln.
    Beth zuckte die Schultern. »Wir überlisten das Klima, oder das Klima überlistet uns.«
    »Es hat Übung darin«, sagte Terry. »Die früheren Generationen haben sich die Erde untertan gemacht, und dann hat sich die Erde gerächt. Jetzt sind wir dran, und uns steht ein ganz neuer Planet zur Verfügung.«
    Ein großer Serviertisch kroch vorbei – schwebende Tabletts konnte man bei niedriger Drehgravitation nicht verwenden. Beladen war er mit exotischen Delikatessen in solcher Fülle, dass die Partygäste selbst in hundert Jahren nicht alle Teller leeren konnten. Fred gesellte sich ihnen zu und Terry ebenfalls; er zwängte sich einfach zwischen die anderen.
    »Sieh an, sieh an«, sagte Beth herzlich. »Äh … vielleicht sollten wir jetzt gehen?«
    Cliff blickte über die Menge. Ein hoher Beamter von der Erde führte einen Hund an der Leine, ein Geschöpf, das aussah wie ein Frühstücksgebäck mit Haaren. Der Hund war damit beschäftigt, Erbrochenes aufzulecken. Drei in der Nähe stehende Partygäste lachten bei dem Anblick. Cliff gewann den Eindruck, dass sich alle anderen mehr amüsierten als er.
    Und wenn schon. Erneut dachte er daran, dass er die meisten von ihnen hier zum letzten Mal sah: die Konstrukteure der SunSeeker , die nervigen Beamten, die sich so aufspielten, als hätten sie bei dem Projekt tatkräftige Hilfe geleistet, all die Psycher und Ingenieure und Probelauf-Teilnehmer, die nie eine fremde Sonne sehen würden … Cliff verzog das Gesicht und genoss den kurzen Moment. Nun, alle Momente waren kurz, aber manche mehr und manche weniger. »Mein Herz ist voll, aber mein Glas ist leer.«
    Beth nickte reumütig. »An Bord der SunSeeker gibt’s keinen Alkohol.«
    »Während des Flugs? Ich schätze, Captain Redwing hätte was dagegen.«
    » Ich schätze, er hätte nicht nur was dagegen. Mir erscheint er wie jemand, der fähig ist, Leuten Fußeisen anlegen zu lassen.«
    Ihre scherzhafte Bemerkung wies sie beide darauf hin, dass sie Ablenkung brauchten – Ablenkung von den Zweifeln, den Ängsten und einem Gefühl ohne Namen. So sei es.
    Arm in Arm standen sie da und beobachteten, wie sich die Erde langsam und majestätisch drehte. Die SunSeeker glitt in ihr Blickfeld wie ein schlanker, hungriger Hai.
    Ja, ein Hai, der darauf wartete, in den Ozean der Nacht hinauszuschwimmen. Der magnetische Trichter bildete das große Maul – er wartete darauf, entfaltet und aktiviert zu werden, mit der Beschleunigung zu beginnen, die das Schiff aus dem Sonnensystem tragen würde. Cliff stellte sich vor, wie das Schiff zunächst in Richtung Sonne fiel, wie der Schlund des Bussardkollektors Teile des Sonnenwinds aufnahm und ersten Treibstoff daraus herstellte. Hinter dem Bugkomplex wölbte sich der rubinrot glühende Reif des Kontrolldecks. Winzige Gestalten in Montagekapseln überprüften noch einmal den langen, rotierenden Zylinder des Habitats und des Kryozentrums, wie eingequetscht zwischen den großen Lagergewölben mit der Ausrüstung. Dann kamen die zerknitterten, baumwollweißen und cybersmarten Radiatoren, die den Antrieb umgaben. Hinter
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