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Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Himmelsjäger: Roman (German Edition)

Titel: Himmelsjäger: Roman (German Edition)
Autoren: Gregory Benford
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erwacht aus einem jahrzehntelangen Kälteschlaf.
    Er fror . Die Erinnerungen blieben zunächst verschwommen, teilten ihm aber mit, dass er an einer Reise teilnahm, die kein Biologe vor ihm unternommen hatte. Es war eine Reise zu den Sternen, ja, und er hatte stinkendes Schwefelgas einatmen müssen. Und dann war Kälte herangekrochen, eisiger Frost und … Dunkelheit.
    Doch abgesehen von diesen ersten Erinnerungsfragmenten dachte er vor allem an die unglaubliche, alle Muskeln in seinem Leib packende Kälte, die sich wie ein stechender Schmerz in ihm ausbreitete. Sie hielt ihn fest, ließ ihn nicht einmal zittern. Von irgendwoher kam ein dumpfes Grollen und zog durch seinen Leib, nicht von den Ohren wahrgenommen, sondern gefühlt . Die Kälte … Er konzentrierte sich, sammelte Kraft und öffnete die verklebten Augen.
    Er schloss sie sofort wieder, als ihm blendend helles Licht entgegenflutete. Vermutlich befand er sich in der Wiedererweckungsklinik. Langsam hob er die Lider erneut, von der Kälte noch immer halb gelähmt, und rechnete damit, die freudigen Gesichter der anderen Kolonisten zu sehen.
    Aber sie waren nicht da. Auch Beth fehlte.
    Stattdessen erwarteten ihn die besorgten Mienen von Mayra und Abduss Wickramsingh, die etwas mit ihm anstellten. Ihre Gesichter verschwanden, kehrten zurück und schwebten wie Wolken über ihm, als die Kälte zurückzuweichen begann. Er war müde . Die Müdigkeit steckte tief in ihm, in seinen Knochen. Nach Jahrzehnten des Schlafs …
    Hände massierten seine gummiartigen Beine. Ein Zischen kam aus der Lunge. Das Herz schlug, der Puls wummerte laut in seinen Ohren. Rauer Wind strich ihm durch die Kehle. Und dann begann er zu zittern. Die Benommenheit des Schlafs fiel von ihm ab wie die Leichentuchfetzen einer Mumie.
    Denke. Die beiden Wickramsinghs waren für ihre gemeinsamen Fähigkeiten bekannt und deshalb als Paar für eine dreijährige Wache vorgesehen, Mayra als Pilotin und Abduss als Ingenieur. Auf der Liste standen sie ziemlich weit unten, vielleicht bei der siebenundzwanzigsten Wache … Wie weit war die SunSeeker gekommen? Es tat weh, die Berechnungen anzustellen.
    Sie rollten ihn auf die Seite und nahmen sich die Rückenmuskeln vor. Die Massage bescherte ihm heftige Schmerzen, und schließlich gab er einen gedämpften Schrei von sich. Die Wickramsinghs achteten nicht darauf. Wenigstens konnte er jetzt besser sehen und stellte im grellen Licht fest, dass keine anderen der insgesamt 436 Passagiere der SunSeeker aus dem Kälteschlaf geweckt wurden. Doch eine Kapsel war aktiv, was bedeutete, dass darin jemand erwachte. Der Raum war leer. Die sauberen karbokeramischen Fliesen wirkten wie neu.
    Als Wissenschaftler hätte er eigentlich erst geweckt werden sollen, nachdem sich die Leute von der Infrastruktur auf Scorpii 3 eingerichtet hatten, der sanften Welt, die alle Glory nannten und bisher noch nie von einem menschlichen Auge erblickt worden war.
    Es fehlten noch schätzungsweise achtzehn Lichtjahre bis zum Ziel der Reise. Die SunSeeker befand sich nicht einmal in der Nähe von Glory – etwas stimmte nicht.
    Mayras Lippen bewegten sich. Sie glänzten im blendenden Licht, aber er hörte nichts. Die Wickramsinghs nahmen sich seine neuralen Verbindungen vor, und – zack! – plötzlich konnte er hören. Das dumpfe Grollen kehrte zurück und hüllte ihn ein. Interstellare Brandung.
    »Alles gut? Alles gut?«, fragte Mayra besorgt und blickte auf ihn herab. »Wie lautet dein Name?«
    Er hustete und keuchte. Als keine milchige Flüssigkeit mehr in seiner Kehle steckte, brachte er hervor: »Cliff … Kammash. Aber … warum ich? Ich bin Bio. Schläft Beth noch?«
    Die Wickramsinghs antworteten nicht und wechselten einen Blick.
    »Sprich nicht«, sagte Mayra freundlich, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    Etwas stimmte nicht, ganz klar. Er hatte die Wickramsinghs bei der Ausbildung kennengelernt und erinnerte sich daran, dass sie reserviert und diszipliniert waren, genau das, was sich ein Kryopassagier für die Betreuungswache wünschte.
    Und sie waren gut. Sie hoben seinen immer noch recht steifen Körper von der Platte, und behutsame Hände halfen schreienden Muskeln, streiften ihm Kleidung über und entfernten die intravenösen Konnektoren. Auf die Beine … Er schwankte, alles drehte sich, und er nahm wieder Platz. Ein neuer Versuch. Schon besser. Ein Schritt, der erste nach achtzig Jahren; die Füße fühlten sich wie Fremdkörper an. Die Wickramsinghs stützten ihn
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