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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler
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Erinnerung beglückte ihn auch nicht sonderlich. »Ich könnte mich in einen Drachen verwandeln und mir irgend etwas zu essen jagen.«
    »Ich habe nie begreifen können, weshalb lebendige Leute so gern zerfetztes Fleisch essen«, bemerkte Mark.
    Plötzlich verspürte Dolph keinen Hunger mehr. In seiner menschlichen Gestalt schritt er weiter.
    »Wenn ich eine Frage stellen darf…« fing das Skelett an.
    »Wer hält dich davon ab?«
    »Warum gehen wir eigentlich?«
    Wie dumm konnte man eigentlich sein? »Wie sollen wir denn sonst zum Schloß des Guten Magiers kommen?«
    »Ich hätte mir denken können, daß du dich vielleicht gern in einen Vogel verwandeln würdest, um hinzufliegen.«
    »Mutter hat darauf bestanden, daß ich von einem Erwachsenen begleitet werde«, sagte Dolph vernichtend. »Und du kannst nicht fliegen.«
    »Kannst du dich denn in einen großen Vogel verwandeln?«
    »Klar. In jeder Größe. Sogar in einen Rokh. Na und?«
    »Ich dachte mir, du könntest vielleicht zu einem solchen Vogel werden, dann könntest du mich zum Schloß tragen.«
    Also das war wirklich eine Idee! Dolph blieb stehen, nahm seinen Rucksack ab, dann zögerte er. »Ich muß meine Kleider ausziehen, weil die sich nicht verwandeln.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, deinen Rucksack und deine Kleider zu halten«, erwiderte Mark.
    »Aber Mutter mag es nicht, wenn ich nackt herumlaufe.«
    »Das ist merkwürdig. Irgendwie sehe ich deine Mutter hier nirgendwo.«
    »Natürlich ist sie nicht hier, Hohlkopf! Sie ist auf Schloß Roogna!« Da begriff Dolph. »Du meinst… sie kann gar nicht nein sagen dazu?«
    »Das war es, was mir dazu einfiel.«
    Vielleicht war das Skelett doch nicht so dumm. Dolph stieg aus seinen Kleidern, bündelte sie und reichte sie Mark zusammen mit dem Rucksack. Dann verwandelte er sich in einen Rokh. Jetzt war er wirklich ein riesiges Ungetüm! Er schnalzte vor Zufriedenheit. Rokhs konnten zwar nicht sprechen wie Menschen, daher gab auch niemand einem Rokh Widerworte!
    »Aber vielleicht…« fing Mark an.
    Bekam er es jetzt mit der Angst zu tun? Na, dafür war es schon zu spät.
    Dolph nahm das Skelett mit einer Klaue auf, breitete die Flügel aus – und knallte gegen einen dicken Baum. Aua!
    »… sollten wir uns erst eine geeignete Lichtung suchen«, schloß Mark.
    Ein guter Gedanke. Dolph nahm wieder menschliche Gestalt an, zog sich an, und dann ging er den Pfad hinunter. Warum mußten die Dinge nur immer so kompliziert sein?
    Nach einer Weile gelangten sie an eine Lichtung. Dolph verwandelte sich wieder, breitete vorsichtig die Flügel aus und überzeugte sich davon, daß er genug Platz hatte.
    »Trotzdem…« fing Mark an.
    Dolph nahm das Skelett wieder auf, schlug die Flügel – und segelte voll in die Baumreihe am Rande der Lichtung. Es war ein fürchterlicher Aufprall, und die Bäume schienen davon auch nicht erfreuter zu sein als er. Laub rieselte auf ihn herab.
    »… sollten wir erst noch eine längere Startbahn suchen«, fuhr Mark fort.
    Dolph nahm wieder Jungengestalt an und stand auf. Sein linker kleiner Finger tat weh. Dann erblickte er eine gebrochene Feder am Boden und begriff, daß er sie beim Aufprall verloren hatte. Es fehlte ihm ein Stück Fingernagel. Die Verwundungen, die man sich in einer Gestalt zuzog, übernahm man auch in die andere. Verärgert steckte er den Finger in den Mund.
    Sie marschierten weiter, bis sie zu einem großen Feld kamen. Wieder verwandelte Dolph sich, spreizte die Flügel, schaute nach vorn, um sicherzugehen, daß er genügend Startbahn zur Verfügung hatte, dann nahm er das Skelett auf.
    »Allerdings…« sagte Mark.
    Diesmal hielt Dolph inne.
    »… sollten wir vielleicht erst einmal den Wind prüfen«, schloß Mark.
    Den Wind? Dolph hob den Schnabel. Er spürte eine steife Brise, die in genau die Richtung wehte, in die er fliegen wollte. Kein Problem! Er begann mit den Flügeln zu schlagen.
    »Weil…« sagte Mark.
    Dolph schlug immer heftiger und sprang in die Luft. Sofort war er in Bewegung, vom Wind getragen. Doch obwohl er kräftig schlug, gewann er kaum an Höhe. Und da sauste ein kleiner Hügel herbei und kratzte an seinen Beinen. Mit schleifenden Füßen bremste er ab und verlor dabei eine weitere Feder.
    »… Rückenwind es einem sehr erschweren kann, Auftrieb zu bekommen«, schloß das Skelett.
    Dolph nahm wieder Jungengestalt an. An seinem rechten Oberschenkel klaffte eine Wunde, die ziemlich weh tat. »Hast du noch irgendwelche Bemerkungen auf
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