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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler
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das Dilemma der Doppelverlobung an diesem Punkt lösen würde, daß er nun trauern würde, während seine Eltern sich freuten. Er hatte nur beweisen wollen, daß seine Liebe echt war, bevor andere sie verdammten. Doch bei der Entscheidung im Prozeß hatte er auch hier das gegenteilige Ergebnis erzielt, und Nada würde ihn doch noch heiraten. Anstelle von Leid hatte er sich nun Freude eingehandelt – und anstelle einer Lösung hatte er jetzt immer noch das Problem, zwei Mädchen heiraten zu sollen.
    »Dolph«, sagte Dor.
    Ach ja – nun kam der andere Teil der Rosenprüfung. Ganz benommen schritt Dolph zur Leiter, kletterte zum Balkon hinauf und dann wieder die Strickleiter hinunter zur Fliese. Die Sträucher berührten ihn, als sein Blick wieder klarer wurde. Die Rosen waren sehr präzise; sie ließen sich nicht von jemandem trügen, der zwar liebte, aber einen anderen als eben die Person, die auf der fünfeckigen Fliese stand.
    Electra trat heran. Ohne zu zögern begab sie sich zum roten Strauch, pflückte eine rote Rose und warf sie ihm zu. Dann kehrte sie wortlos an ihren Platz zurück. Sie hatte ihre Gefühle unter Beweis gestellt und damit ihre Verlobung bestätigt. Sie war genau die Art von Mädchen, die richtig für ihn war; tatsächlich hatte der Zauber des Himmelstalers sie dorthin gebracht, wo sie am meisten benötigt wurde, sowohl als Person wie auch als Talent. Bis auf Murphys Fluch, dessen langer Arm sogar so weit in die Zukunft hineinreichte, um diese durcheinanderzubringen. Könnte das vielleicht auch ein Grund dafür sein, daß Dolph anstelle von Ivy gekommen war, um die Antwort der Naga zu erfüllen? Dolph wußte, daß es für Ivy sehr viel leichter gewesen wäre, Naldo zu heiraten, und für ihn die Prinzessin oder Electra. Dann wäre alles wunderbar geregelt gewesen. Statt dessen aber war er Nada begegnet und hatte sich in sie verliebt, und wenn er darin auch das Wirken eines Fluchs gegen Electra erkennen konnte, liebte er Nada dennoch weiterhin. Er mußte fast lächeln: Wenn all das das Ergebnis eines achthundert Jahre alten Fluchs sein sollte, was mußte das doch für ein gewaltiger Fluch gewesen sein! Was immer hatte schiefgehen können, war auch schiefgegangen – und er wollte es gar nicht anders haben.
    Aber was war mit dem Guten Magier Humfrey? Er hatte die Nachricht zurückgelassen, die Dolph auf seine lange Queste geschickt hatte. Bestimmt hatte Humfrey doch von den Komplikationen unterwegs gewußt! Warum hatte er es dann getan? Wo war der Gute Magier jetzt? Dolphs Queste hatte in Wirklichkeit überhaupt nichts erreicht, sie hatte nur eine fürchterlich schwierige Situation heraufbeschworen. Oder hatte Murphys Fluch sogar die Wahrnehmung des Guten Magiers durcheinandergebracht? Nein, das schien unwahrscheinlich; wahrscheinlich hatte Dolph alles selbst durcheinandergebracht, und zwar mit seinen vielen Mißverständnissen und damit, daß er an den falschen Orten gesucht und sich von Mela Meerfrau hatte gefangennehmen lassen. Daraus hatte sich der Rest dann ergeben.
    Nun kam Nada heran. Langsam schritt sie um die Sträucher. Am gelben Strauch blieb sie stehen, griff aber nicht danach. Statt dessen begab sie sich zum roten.
    »Versuch es bloß nicht mit dem«, sagte Dolph, plötzlich beunruhigt. »Ich verstehe dich, genau wie Electra mich versteht.«
    »Ich muß es tun, Dolph«, erwiderte sie.
    Sie streckte die Hand nach einem Stiel aus – und zog sie laut schreiend wieder zurück. Leuchtend rotes Blut strömte aus einer gräßlichen Schnittwunde. Die magischen Dornen hatten zugeschlagen.
    Nada starrte die Hand an, das Blut, sah den Beweis dafür, daß sie Dolph nicht liebte.
    Ihre Miene verdüsterte sich. Dann trat sie zum schwarzen Strauch, der die Rosen des Todes trug und griff danach.
    Dolph sprang mit einem Satz durch die Sträucher und packte Nada, riß sie von dem schwarzen Strauch fort. Ein Stück von den Sträuchern entfernt stürzten die beiden zu Boden.
    »Du hättest mich nicht daran hindern sollen!« rief sie. »Diese Rose hätte ich nehmen können!«
    »Ich weiß, daß du es hättest tun können!« sagte Dolph. »Du wolltest für mich sterben! Damit ich frei werde! Aber ich will nicht befreit werden ! Versprich mir, daß du das nie wieder tun willst.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie und gab ihm einen Kuß. »Ich verspreche es. Ich denke, daß ich eines Tages in der Lage sein werde, die rote Rose zu nehmen.«
    Dann hatten die anderen sie schon umringt, und Mark half Dolph beim
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