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Hilfe, die Googles kommen!

Hilfe, die Googles kommen!

Titel: Hilfe, die Googles kommen!
Autoren: Tobias Mann
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#nassermessias#party
    @Judas23: Ich sitz schon wieder nicht neben ihm. Jetzt reicht’s. #Abendmahl #letztes
    @Jesusdarling_Johannes: Jesus bricht Brot. Kein schöner Anblick. LOL! #wortwitz
    @SuperPetrus: Ich kenne keinen Jesus. Nee. Wirklich nicht. Ups … der Hahn kräht. #bloedesgefluegel

    @Lucky_lukas: Alter, dieser Pilatus-Freak hat doch nen Waschzwang. #prozess #vonwegenunschuld
    Schade, dass es damals noch kein Twitter gab.
    Die ersten Unken aus dem Wald der Blogs rufen natürlich schon wieder, dass Twitter seinen Zenit überschritten hat und bald die nächste digitale Sau durchs Netzdorf getrieben wird. Ich bin dennoch der festen Überzeugung, dass Mikroblogging sich durchsetzen wird, egal ob es in Zukunft Twitter, Tatter 37 oder Kliklaklawitter heißt. Das kurze, schmerzlose Teilen von offiziellen und persönlichen Nachrichten wird dazu führen, dass wir demnächst vielleicht solche Tweets 38 lesen werden:
    @merkelsihreangela: Kein Geburtstagsgeschenk für meinen Doktor gehabt. Jetzt ist er Sauer. #dummgelaufen
    @marcelreichranicki: Günter Grass Gedichte geraten gemeinhin gar grauenvoll. #Alliterationenzurnacht
    @schweigertill: Ey ihr! Suche Komparsen für nächsten Film »Dreischwanzratten«. Bitte Foto mit Titten. #ichbringdichgross­raus
    @jopiheesters: Bin wieder da. Die da oben haben gesagt, ich sei zu früh. Auf geht’s ins Maxim. #obdieaufhaben
    Im Netz der Kumpel
    Wem Twitter dennoch zu unpersönlich ist, der kann sich schnurstracks in den Hort der organisierten Kumpelei begeben: soziale Netze. Dieses verhältnismäßig junge Internetphänomen baut auf dem Prinzip von Internetforen auf, also Einrichtungen für Diskussionen, Austausch und Kontaktknüpfung. Meldet man sich bei einem sozialen Netz an, ist es zuerst mehr »Netz« als »sozial«, da man als Neuling in seinem ganz persönlichen Forum, auch »Timeline« genannt, ziemlich allein ist. Man kann nun Freunde zu sich einladen oder eben darauf warten, dass sich »Freunde« bei einem einladen möchten.
    Das lässt sich mit einer WG-Party vergleichen: Natürlich schauen da zum Großteil gute Freunde und Bekannte vorbei, hin und wieder mogeln sich aber auch Gestalten rein, die als Gastgeschenk eine Flasche Wodka mitbringen, den Stoff dann später selber trinken und zur Krönung des Abends über die Stereoanlage kotzen. Der Vorteil im Internet ist, dass es in solchen Fällen nicht so streng riecht.
    Die Artenvielfalt unter den sozialen Netzen hat sich in den letzten Jahren drastisch reduziert. Es scheint, als gäbe es einen Prädator, der die anderen Tiere in der sozialen Netzsteppe sukzessive eliminiert. Dieser Prädator heißt Facebook. Durch ihn sind Netzwerke wie meinVZ, StudiVZ oder SchülerVZ 39 ausgelöscht worden, oder stehen kurz davor. Die einstigen Götter unter den sozialen Netzen sind auf dem Weg in den Hades des Internets und stehen schon am digitalen Totenfluss, wo der grimmige Fährmann namens MySpace wartet, um die Verdammten auf die andere Seite zu bringen.
    Ja, das legendäre MySpace ist heute einer der einsamsten Orte im Netz. Einst vor allem von Musikern, Bands und Fans gleichermaßen geschätzt, ist es mittlerweile das Internetpendant zum Paderborner Marktplatz montags um 23 Uhr: menschenleer, trostlos, nur bedingt attraktiv, aber völlig ungefährlich. Der einzige Facebook-Rivale, der im Kampf um Mitglieder noch im Ring steht, ist Google+. Man hört aber, dass Google+ demnächst eine Stelle als Fährmann antritt.
    Allein an der Spitze, undurchschaubar und bisher nicht zu stürzen steht Facebook, der Wladimir Putin unter den sozialen Netzen. Auch wenn es hie und da heißt, Facebook würde sich demnächst auf die Fähre begeben – mit gefühlten 14 Milliarden Mitgliedern wäre dieses Boot definitiv zu voll. Dennoch hört man immer wieder, Facebook sei nur eine Modeerscheinung und bald so tot wie Ed Hardy und seine Geschwister. Sollten diese Stimmen recht haben, ist es zumindest ein auffallend langsames Siechtum, das Facebook-Chef Mark Zuckerberg da verwaltet. Bei Facebook handelt es sich um Crack in Form von HTML -Codes – es macht unmittelbar süchtig, und ein Entzug ist fast unmöglich. 112 Prozent der Nutzer sind täglich mehr als 27 Stunden auf der Seite unterwegs. Facebook ist ein richtig großes Ding im Netz! Lassen Sie uns also über dieses Ding sprechen 40 .
    Bitte stöhnen Sie jetzt aber nicht genervt auf, nur weil Face book in aller Munde ist. Kennen Sie Facebook überhaupt? Oder finden sie es einfach nur vom
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