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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Autoren: Diana Gabaldon
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mein Glasgesicht hin und wieder auch seine guten Seiten. Ich stand still und ließ ihn sehen, dass ich die Wahrheit sagte.
    »Glaubst du – Hat er gesagt -« Er hielt inne und schluckte krampfhaft. »Glaubst du, sie haben sich geliebt?«
    »Soweit es ihnen möglich war, denke ich«, sagte ich leise. »Sie hatten ja nicht viel Zeit, nur diese eine Nacht.« Was er durchmachte, schmerzte mich, und wie gern hätte ich ihn in die Arme genommen und ihn getröstet. Aber er war ein Mann, wenn auch ein junger, der seinen Schmerz grimmig behütete. Er würde damit umgehen, so gut er es konnte, wobei ich überzeugt war, dass es Jahre dauern würde, bis er lernte, ihn mit jemandem zu teilen – falls überhaupt.
    »Ja«, sagte er und presste die Lippen aufeinander, als hätte er eigentlich etwas anderes sagen wollen und es sich dann überlegt. »Ja, ich – ich verstehe.« Seinem Ton war deutlich anzuhören, dass das nicht stimmte, dass er aber unter dem Ansturm der Eindrücke nicht mehr wusste, was er als Nächstes fragen sollte, ganz zu schweigen davon, was er mit den Dingen anfangen sollte, die er schon wusste.
    »Ich bin fast auf den Tag genau neun Monate nach der Hochzeit meiner Eltern zur Welt gekommen«, sagte er und sah mich durchdringend an. »Haben die beiden meinen Vater betrogen? Oder hat meine Mutter vor ihrer Hochzeit mit ihrem Stallknecht herumgehurt?«
    »Das ist vielleicht ein wenig hart ausgedrückt«, begann ich.
    »Nein, das ist es nicht«, fuhr er mich an. »Wie ist es gewesen?«
    »Dein Va – Jamie. Er würde nie einen verheirateten Mann betrügen.« Außer Frank, dachte ich mit einem Stich im Herzen. Doch das hatte er natürlich anfangs nicht gewusst …
    »Mein Vater«, sagte er abrupt. »Pa – Lord John, meine ich. Er wusste – weiß Bescheid?«
    »Ja.« Noch mehr dünnes Eis. Ich glaubte nicht, dass er die geringste Ahnung davon hatte, dass Lord John Isobel vor allem um seinetwillen geheiratet hatte – und um Jamies willen -, doch ich wollte nicht, dass er irgendwie auf die Idee kam, Lord Johns Motive zu hinterfragen.
    »Sie alle«, sagte ich entschlossen, »alle vier; sie wollten nur das, was für dich das Beste war.«
    »Für mich das Beste«, wiederholte er trostlos. »Ah.« Seine Fingerknöchel waren wieder weiß geworden, und mit zusammengekniffenen Augen warf er mir einen Blick zu, den ich nur allzu gut kannte: ein Fraser kurz vor der Explosion. Genauso gut wusste ich, dass es nicht möglich war, die Detonation zu verhindern, doch ich versuchte es dennoch und hielt ihm die Hand entgegen.

    »William«, fing ich an. »Glaube mir -«
    »Das tue ich«, sagte er mühsam beherrscht. »Ich will kein einziges verdammtes Wort mehr hören. Gott verdammt!« Damit fuhr er auf dem Absatz herum, hieb mit der Faust durch die hölzerne Wandverkleidung, riss die Hand aus dem Loch, das er hinterlassen hatte, und stürmte hinaus. Ich hörte es knirschen und bersten, als er stehen blieb, um mehrere Pfosten aus dem Geländer des Treppenabsatzes zu treten und ein Stück des Handlaufs abzubrechen. Und ich schaffte es gerade rechtzeitig zur Tür, um zu sehen, wie er mit einem meterlangen Holzstück ausholte und den Kronleuchter zerschmetterte, der über der Treppe hing. Einen Moment blieb er an der offenen Kante des Treppenabsatzes stehen, und ich glaubte schon, er würde fallen oder sich hinunterstürzen, doch dann trat er von der Kante zurück, und mit einem heftigen Atemlaut, der genauso gut ein Grunzen wie ein Schluchzen hätte sein können, schleuderte er das Holzstück wie einen Speer auf die Überreste des Leuchters.
    Dann rannte er Hals über Kopf die Treppe hinunter und hieb dabei in Abständen mit der verletzten Faust an die Wand, wo er blutige Flecken hinterließ. Er prallte mit der Schulter gegen die Haustür, fuhr zurück, riss sie auf und dampfte wie eine Lokomotive davon.
    Erstarrt stand ich inmitten der Verwüstung auf dem Treppenabsatz und klammerte mich an den Rand der zerbrochenen Balustrade. Winzige Regenbogen tanzten über Decke und Wände – wie bunte Libellen, die den Kristallscherben entsprangen, mit denen der Fußboden übersät war.
    Etwas bewegte sich; ein Schatten fiel unten im Flur auf den Boden. Eine zierliche dunkle Gestalt kam langsam zur offenen Tür herein. Während sie die Kapuze ihres Umhangs zurückschob, ließ Jenny Fraser den Blick über das Bild der Vernichtung hinwegwandern und hob ihn dann zu mir empor. Im blassen Oval ihres Gesichtes schimmerte der Humor.
    »Wie der
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