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High Heels mit acht, Diaet mit neun

High Heels mit acht, Diaet mit neun

Titel: High Heels mit acht, Diaet mit neun
Autoren: Tanith Carey
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zu zeigen. Unabhängig davon, inwieweit ihre Werteauch die ihrer Tochter beeinflussen, glaubt sie wie jede andere Mutter im Innersten, dass sie das Richtige tut, um ihrem Kind dabei zu helfen, im Leben voranzukommen. Tatsächlich gibt es kaum eine Woche, in der nicht neue Geschichten über Mütter in der Presse auftauchen, die ihren Kindern, die noch nicht einmal das Teenageralter erreicht haben, Botoxspritzen lassen, »um der Faltenbildung entgegenzuwirken«. Oder die Sechsjährige auf eine strikte Diät setzen, damit sie nicht zu den Verlierern im Leben gehören. Mittlerweile sind es so viele, dass es eigentlich überraschend ist, dass ihre Geschichten noch eine Nachricht wert sind.
    Dabei handelt es sicherlich um extreme Beispiele, mit denen sich nur wenige Eltern, die dieses Buch lesen, identifizieren würden. Aber genauso, wie ich mir meine Wertvorstellungennäher anschauen musste, als meine Tochter sich selbst auf Diät setzte – und überprüft habe, ob meine gut gemeinten Bemerkungen über »gesunde Ernährung« und meine regelmäßigen Termine im Fitnessstudio ihr die falschen Botschaften vermittelt hatten –, ist es generell hilfreich, zur Quelle zurückzugehen.
    Versetzen Sie sich einmal zu dem Moment zurück, als Sie wussten, dass Ihr Baby ein Mädchen sein würde. War Ihr erster Gedanke der, dass Sie sich vorstellten, wie hübsch sie werden würde, oder waren es die niedlichen Kleider, in die Sie sie stecken würden? Wenn Sie Mutter oder Vater eines Sohnes sind, dann fragen Sie sich einmal, ob Sie diese Empfindungen auch hatten, als Ihnen klar wurde, dass Sie einen Sohn bekommen. Wäre es möglich, dass seine Kleidung und die Frage, wie gut er aussehen würde, auf Ihrer Prioritätenliste weiter unten standen?
    Es ist ein hartes Stück Arbeit, aber wenn wir dagegen angehen wollen, dass unsere Mädchen nach ihrem Aussehen beurteilt werden, dann müssen wir anfangen, über unsere eigenen Erwartungennachzudenken, und darüber, wie sie in den letzten zwei, drei Jahrzehnten geformt wurden. Schließlich sind wir, wenn wir in den 60er Jahren geboren wurden, die erste Generation, die in einer vom Fernsehen beherrschten Welt aufgewachsen ist. Als das Fernsehen zur wichtigsten nationalen Freizeitbeschäftigung wurde, bekamen wir als Kinder ganz schnell mit, dass dünn und schön zu sein für eine Frau gleichbedeutend mit sexyund erfolgreich war. Unsere Generation hat das Aufkommen der Reality-TV-Stars miterlebt, der Fußballerfrauen und ihrer Kolleginnen (neuerdings WAGs genannt, nach »Wives and Girlfriends«) und der auf dem Fließband produzierten Girlsbands, die allesamt die Botschaft aussandten, dass man auch ohne Talent reich und berühmt werden kann. Hübsch und penetrant musst du heute sein.
    Und dann zogen diese Frauen tatsächlichregelmäßig die Aufmerksamkeit auf sich und häuften beeindruckenden Reichtum an, und das Reality-TV vermittelte den Eindruck, dass diese Dinge für jeden und jede erreichbar wären. Haben wir uns da nicht auch der Idee verschrieben, dass Frauen ein bestimmtes Aussehen haben müssen, um im Leben voranzukommen? Und ohne es wirklich zu realisieren – haben wir uns nicht auch für unsere Kinder einen solchen Promi-Lebensstilund ein solches Aussehen gewünscht? Natürlich haben Eltern zu allen Zeiten die Attraktivität ihrer Töchter besonders geschätzt. Die Gesichter unserer Kinder – ihre weiche Haut, das glänzende Haar, große Augen und ansprechende Züge – sind der Prototyp für das weibliche Schönheitsideal der Erwachsenen, und zudem sind kleine Mädchen von Natur aus zauberhaft.
    Das ist ein besonders schwieriger Bereich für Eltern, denn wir sind verflucht, wenn wir mit unseren Mädchen nicht über ihre äußere Erscheinung reden – und wir sind verflucht, wenn wir es tun. Wir können beim besten Willen nicht darauf hoffen, dass das Aussehen überhaupt keine Rolle spielt. Mädchen sind so überaus empfindsam, dass diejenigen, deren Eltern nie über ihr Aussehen sprechen, daraus den Schluss ziehen, sie seien hässlich. Der äußeren Erscheinung also niemals irgendeine Bedeutung beizumessen ist jedenfalls keine Lösung. Vielmehr geht es darum, wie viel Bedeutung wir der Schönheitin einer Gesellschaft beimessen, die vom Aussehen geradezu besessen ist. In der jeder und jede an einer fein abgestuften Perfektionsskala gemessen wird, die heute entscheidend ist.
    Während wir also als Eltern durchaus berechtigt sind, Schönheitzu loben, haben wir in dieser
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