Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
als daß Lilith ihnen folgen könnte .
    Als die beiden in ein Kaufhaus verschwanden, ertappte sich Lilith dabei, daß sie die kurze Ablenkung regelrecht genossen hatte. Sie sah auch keine Veranlassung, der alten Frau mit Hypnose die Erinnerung an das zu nehmen, was sie offenbar durch Zufall im Spiegel gesehen - oder vermißt - hatte .
    Lilith setzte sich wieder in Bewegung. Sie wußte, daß jede weitere Stunde in New Jericho nicht nur sie selbst, sondern auch andere in akute Gefahr brachte. Schon einmal war ihr Blick für die Farbe des Blutes, dem sie nachjagte, getrübt gewesen, und hätte nicht Hidden Moon .
    Genug!
    Sie würde dieser Stadt den Rücken kehren. Noch heute. Und dann mußte sie einen Ort finden, an dem Vampire überlebt hatten - wenigstens einer.
    Sie hätte es nie für möglich gehalten, sich einmal so sehr nach ihren erbittertsten Feinden zu verzehren .
    * Die Sonne stand im Zenit, als die Echos ultrahoher Schreie von den verbrannten Gerippen hölzerner Tragkonstruktionen zurückgeworfen wurden - von den Überbleibseln einer Siedlung, deren Bewohner vor langer Zeit einen unheilvollen Pakt geschlossen hatten.
    Mit einem Unheilsbringer namens Landru.
    Sie hatten keine Wahl gehabt, damals. Und jetzt waren sie fort -weil sie begriffen hatten, daß die alten Zeiten für immer vorbei waren. Wie hier würden sie nirgends auf der Welt mehr leben können. Aber vielleicht anderswo in anderer Weise, nicht mehr als Gemeinschaft und trotzdem respektvoll im Umgang mit den Menschen, die ihnen haushoch unterlegen waren .
    Lilith, die sich am Rand des Dorfes aus ihrer Fledermausgestalt zurückverwandelte, hoffte beim Anblick der verbrannten Zelte nicht nur das. Sie erhoffte sich auch, hier eine Spur von Hidden Moon zu finden - ehe sie ihren Flug mit noch unbestimmtem Ziel fortsetzte.
    In ihrem Kopf wisperte der gespenstische Wahn. Unablässig. Nicht einmal im Zustand der Transformation hatte er sie verschont.
    Liliths nackte Füße schritten durch Asche und Staub. Ansonsten war sie in ein grauschwarzes Catsuit gekleidet, das ihre Weiblichkeit eher unterstrich als kaschierte. Aber daran dachte sie nicht. Daran dachte sie nie .
    »Hidden Moon?« Sie rief seinen Namen, so laut sie konnte. »Wy-ando?«
    Sie sog die Luft ein. Sie wußte, daß keine Antwort kommen würde. Sie wußte es instinktiv. Dennoch wiederholte sie ihre Rufe viele Male.
    Zwecklos. Sinnlos.
    Närrin, wisperte das Teil von ihr, das sie nicht sein wollte und doch war: Creannas Erbgut. Das mütterliche Erbe einer Vampirin, der Lilith nie Auge in Auge begegnet war - und an deren Leben sie doch auf absurdeste Weise hatte teilnehmen dürfen, damals, im Strudel entartender Traumzeitmagie .. . 2
    Dann verdrängten frischere Erinnerungen ihre Gedanken an das Leben vor Uruk. Vor dem Wendepunkt, den ihr Dasein genommen hatte.
    Pacahee, Metseeh, Chelana . Das waren Namen, die mit dem Hier verbunden waren ...
    »Hidden -?«
    Schreie aus anderen Kehlen ließen Lilith mitten in ihrem Ruf verstummen. Sofort spähte sie zum Himmel über dem lichten Hain.
    Bei ihrer Ankunft hatte sie auf verdächtige Dinge geachtet und nichts bemerkt. Nun sah sie mehrere Adler in einiger Entfernung aus den Bäumen steigen. Sie flatterten hoch, als wären sie von etwas aufgeschreckt worden.
    Ohne Zögern erhob auch Lilith sich wieder in die Luft. Ihre Schwingen trugen sie steil nach oben - und dann nach Norden, wo die kleine, aufgebrachte Adlerschar wie eine Horde Geier kreiste. Köpfe und Schnäbel waren zum Boden geneigt. Und wenig später sah Lilith die Gestalt, die auch sie beobachteten.
    Es war Hidden Moon.
    Und doch wieder nicht .
    Noch während sie auf ihn zuschritt, erkannte sie die Mauer, die sich zwischen ihnen errichtet hatte.
    »Komm mir nicht zu nahe!« fauchte er. Leidenschaftlicher, extremer Haß ließ seine Stimme schwanken. Und noch mehr schwang darin mit . Niedertracht!
    Lilith verstand die Welt nicht mehr. Sie wollte sich nicht eingestehen, sich in ihm so sehr getäuscht zu haben. Aber die Bilder, das Szenario, das er um sich herum geschaffen hatte, sprachen für sich. Unbewußt blieb sie stehen. Fünf Schritte von einem personifizierten Alptraum entfernt.
    Hidden Moon thronte wie ein schrecklicher Götze auf dem Stumpf eines Baumes, den irgend jemand irgendwann einmal gefällt haben mußte - wahrscheinlich die Arapaho selbst.
    Sein Gesicht war zu einer Maske erstarrt, die sich mit der Schwärze seines Blutes vollgesogen zu haben schien. Düster glühten auch die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher