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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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tatsächlich für dich hat .«
    »Du wurdest angegriffen. Du hast getan, was ich an deiner Stelle auch getan hätte.«
    »Das entschuldigt es nicht.«
    »Das zu entscheiden mußt du schon mir überlassen.«
    Der Klang seiner Stimme versicherte ihr, daß er meinte, was er sagte. Dennoch fühlte sich Lilith dadurch nicht im mindestens rehabilitiert. Außerdem konnte sie sehr gut zwischen den Zeilen lesen. »Wie lange wird es dauern, bis dir Nachteile aus dem Verlust des Adlers erwachsen?«
    »Es wird sehr bald sein, aber wenn es geschieht, werde ich es nicht mehr als Nachteil empfinden«, erwiderte er.
    »Nur deine Umwelt?«
    Als er schwieg, zeigte sie auf das tote Bündel im Sack. »Kommen wir darauf zurück. Wenn es nicht dein Adler ist, welcher dann? Und warum sollte ich ihn sehen?«
    Das Schwarz seiner Augen schien sich noch mehr zu verdichten. »Über die Jahrhunderte hatte ich über ein Dutzend Adler. Sie waren sterblich - ich nicht. Mit der Zeit lernte ich - wie auch meine Brüder und Schwestern - mich schneller in ihre Psyche hineinzuversetzen, um den Kontakt aufzubauen. Diesmal jedoch ...«
    »Diesmal?«
    »Als ich es heute versuchte«, sagte Hidden Moon, »geschah, was noch nie geschehen ist.«
    »Was?« drängte Lilith, und als Hidden Moon antwortete, hörte sie die Verzweiflung darin wie einen ins Grau des Tages geschrienen Hilferuf.
    »Mein Ansinnen brachte ihn um ...!«
    *
    »Er sieht nicht aus, als wäre er an einem Herzschlag gestorben .«
    Während Lilith den Kadaver im Jutesack zur Sprache brachte, teilte ihre Hand, von Hidden Moon unbemerkt, das Haar im Nacken des Arapaho. Der dortige Flaum bestätigte eine Verwandtschaft zwischen Indianer und Adler, die weit über das rein Geistige hinausging. Gefieder ... Gefiederflaum sproß aus der Haut!
    Lilith unterdrückte ihre Überraschung, zumal die Entdeckung nichts Monströses an sich hatte.
    »Nein«, hörte sie Hidden Moon flüstern. »Gewalt war im Spiel . Und ich wünschte, ich könnte sagen, wie es dazu kam. Ich habe keine Erinnerung und keine Erklärung .«
    Seine Fassungslosigkeit sprang auf Lilith über. »Dann stammt das Blut, das an dir klebt, von ihm?«
    »Natürlich.«
    »Aber .«
    »Ich kann es doch selbst nicht erklären!« brach es aus Hidden Moon hervor. Er bückte sich. Seine Hand tauchte hinab und hob den Leichnam des Vogels hoch, damit sie die Verstümmelungen noch deutlicher sehen konnte. Die Wunden klafften, als wären im Leib des Vogels kleine Sprengsätze detoniert.
    »Frag nicht, welche Kraft das verschuldet hat. Ich wollte es bestimmt nicht!«
    Aus Hidden Moon sprach nur noch Seelenqual. Lilith erkannte, daß er völlig am Ende war - auch am Ende seiner Weisheit. Alles an ihm, nicht nur die Stimme, auch seine leicht geduckte Körperhaltung, seine Blicke waren ein einziger Schrei um Hilfe, und sie hätte sich gewünscht, sich ganz darauf einlassen zu können und ihm beizustehen. Aber daran hinderte sie das eigene Dilemma, der Dämon Durst, der in ihr erwacht war und seinen Tribut forderte.
    Wie der Schöpfer es gewollt hatte.
    ER hatte ihr diese Falle gestellt, indem ER ihren Körper so veränderte, daß sie das schwarze Blut von Vampiren trinken mußte, um eigenes Siechtum und Qualen zu vermeiden, die einem Fegefeuer gleichkamen!
    Offenbar hatte Gott damit sicherstellen wollen, daß sie unermüdlich denen nachjagte, die der Seuche aus dem Lilienkelchs entkommen waren.
    Die Ereignisse der letzten Wochen hatten es jedoch mit sich gebracht, daß sie lange nicht mehr den Geschmack vampirischen Blutes auf der Zunge hatte spüren dürfen. Obwohl sie Vampire und deren Dienerkreaturen bekämpfte, hatte sie es einfach verpaßt, sich das zu holen, was sie zur Aufrechterhaltung der eigenen Existenz brauchte.
    Vielleicht habe ich mich auch einfach zu sicher gefühlt und die Gefahr, die im Verzicht steckt, unterschätzt...
    Das rächte sich nun zunehmend. Dabei wäre es so einfach gewesen, das Martyrium zu beenden. Nun, da er zu ihr zurückgekehrt war. Denn ob gut oder nicht - Hidden Moon war ein Vampir.
    »Das glaube ich dir«, antwortete sie. »Und ich wollte, ich könnte mehr für dich tun.«
    Sie erzitterte.
    Auf fast magische Weise entging ihm ausgerechnet dieses kurze Schaudern nicht. Sein in undefinierbare Fernen gerichteter Blick begnügte sich plötzlich wieder mit dem Unmittelbaren.
    Und mit ihr.
    »Ich habe das, was mich bedrückt, nun angesprochen«, sagte er.
    »Hab du nun auch Vertrauen zu mir .«
    *
    Die Helligkeit des Tages
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