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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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glauben, daß du bald sterben wirst, innerlich zerfressen von einer der Krankheiten, die ihnen selbst so große Angst macht .
    Wenn sie wüßten, daß dein Problem von außen kommt. Von etwas, was sie mögen, wonach sie sich nach jedem langen Winter sehnen: warmes Licht. Heller Sonnenschein. Wenn sie es nicht übertreiben, weckt die Sonne ihre Lebensgeister . Bei dir geschieht das Gegenteil. Ich habe lange darüber hinweggesehen - in Anbetracht deiner Verdienste. Aber nun ist es Zeit .«
    »Zeit?« echote Oyster.
    »Stell die Urne auf den Boden.«
    Er konnte gar nicht anders, er mußte gehorchen. Nachdem er es getan hatte, verwandelte sich auch seine andere Hand.
    Und tat, was sie wollte.
    In einer Mischung aus Faszination und lähmendem Schrecken beobachtete Oyster, wie sich die Spitze des Pflocks auf seine Brust setzte - genau über dem toten Herzen. Währenddessen holte die andere Hand, die die Form eines Hammers angenommen hatte, auch schon aus.
    »Nein!« rief der Inhaber von Oyster Funerals. »Neeeeiii ...!«
    Der Schrei brach ab.
    Oysters Körper wurde von blauen Blitzen umtanzt. Sein Fleisch brach auseinander wie eine trockene Ackerscholle unter einem Stiefeltritt. Der Hammerarm schwang durch die Luft und trieb die Pflockhand noch tiefer in die Brust, obwohl dies schon nicht mehr nötig gewesen wäre.
    Fassungslos starrte Oyster auf das, was er sich antat.
    Dann zerfielen seine Augen in den Höhlen. Staub rieselte. Sein Haar kräuselte sich und fiel aus. Die Zähne lösten sich aus dem Zahnfleisch ... und wurden auch zu Staub.
    Wie Oysters Knochen. Wie sein Fleisch . seine langen Fingernägel .
    Das einzige, was zunächst blieb, waren seine Kleider und Schuhe. Aber dann schoß von irgendwoher ein Blitz in das hingesunkene Bündel. Es fing Feuer und verwandelte sich in Ascheflocken. Asche und Staub, die wie von selbst den Weg in die von Oyster mitgebrachte, schlichte Urne fanden .
    Kurz darauf öffnete sich die Tür, und eine Gestalt trat aus dem Roten Salon. Sie war jung und unverbraucht, aber ihre Dynamik täuschte ein wenig über die beiden noch frischen, dunklen Wundmale hinweg, die daumenbreit auseinanderstehend am Hals von Oysters Nachfolger glommen - aber bereits zu verblassen begannen.
    Bis zur völligen Unsichtbarkeit .
    *
    New Jericho
    Hidden Moon hatte kurz das Zimmer verlassen, durch dessen Fenster fahles Frühlicht einfiel, und Lilith stand immer noch ganz im Bann der schwarzen Träne. Sie hatte sich aus den Armen des Arapa-ho gelöst und ihn aufgefordert, endlich über sich zu sprechen. Über das, was ihn bedrückte. Woher kam das Blut, mit dem er am ganzen Körper besudelt war?
    Wortlos war Hidden Moon aufgestanden und hatte das Zimmer verlassen. Die Tür zum Gang stand offen, und Lilith konnte hören, wie sich seine Schritte ein Stück weit entfernten, dann innehielten und zurückkehrten. Als er wiederkam, hatte er einen prallen Jutesack dabei, den er mit zwei Händen festhielt.
    »Was ist das?« fragte sie.
    Hidden Moon schloß die Tür und deponierte den Sack neben ihr auf dem Bett. An der Unterseite bemerkte Lilith dunkle Nässe und wußte sofort, was es war. Blut, wem auch immer gehörig, konnte sie wittern.
    »Was ist das?« wiederholte sie ihre Frage.
    Hidden Moon öffnete den Sack. Lilith wußte nicht, was sie davon halten sollte, als er den Kadaver des toten Adlers herausschälte. Hatte Hidden Moon sich von ihr getrennt, um seinen Gefährten über viele Jahre zu bergen? Und wenn ja, was hatte er damit vor?
    Er erriet ihre Gedanken und sagte: »Für dich mag ein Adler wie der andere aussehen, aber das ist nicht mein Seelenvogel, den du in der Höhle getötet hast. Dieser hier sollte sein Nachfolger werden .«
    Lilith stand auf und trat hinter Hidden Moon. Diesmal nahm sie ihn in die Arme.
    »Erkläre es mir«, sagte sie. Ihre Lippen berührten seinen Nacken und glitten höher. Sie spürte instinktiv, wie allein und verlassen er sich in diesem Moment fühlte.
    Doch dann stutzte sie. Irritiert. Ihre Nasenspitze berührte etwas -Seltsames .
    ... unter seinem glatt herabfallenden, rabenschwarzen Haar.
    Hidden Moon drehte sich ruckartig zu ihr um. »Wir haben einander einiges zu erklären. Zu viele Fragen stehen zwischen uns, und wenn wir nicht aufpassen, ist es zu Ende, bevor es überhaupt beginnt!«
    Lilith lauschte nicht nur seinen Worten, sondern auch der kaum noch im Zaum zu haltenden Stimme ihres unstillbaren Verlangens, das von Hidden Moons Nähe zur schieren Raserei gebracht wurde. Er
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