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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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gleichzeitig war DAS ANDERE noch nicht in ihr erloschen!
    Wie auch? Sie war auf einer Ebene unbefriedigt, die jetzt, nach einer kurzen Phase der Entspannung, wieder einen zerstörerischen Taifun in ihr entstehen lassen wollte. Unruhig wand sie sich in seinen Armen.
    »Was ist?«
    Sie richtete ihren Blick auf einen imaginären Punkt jenseits seiner Augen.
    »Du hast keine Ahnung«, seufzte sie, »womit ich gestraft bin .«
    Das folgende Schweigen zwischen ihnen schien nicht mehr enden zu wollen, und seltsamerweise war diese Stille es, die Lilith bewußt machte, daß sie nicht die einzige mit einem Problem war.
    Abrupt drehte sie den Kopf.
    Der Ausdruck in Hidden Moons Zügen bestätigte ihre Ahnung.
    Und die teerschwarze Träne, die aus seinem linken Auge quoll ...
    *
    Zur gleichen Zeit, dreihundert Meilen entfernt Morgengrauen
    Es knackte, als Trevor Oyster den zwischen seinen Zähnen steckenden Kopf eines ölig schwarzen Käfers abbiß. Sofort hörte das Kitzeln der zappelnden Beinchen hinter seinen Lippen auf, und mit geübtem Zungenschlag beförderte Oyster auch den Torso in seinen Mund.
    Der Proteingehalt war dürftig, das Käferblut aber erinnerte den Toten an größtes Glück. Momente wohliger Sättigung .
    Er stellte die Schachtel mit den Skarabäen zurück auf den Serviertisch neben dem zerschlissenen Sessel. Sein Blick schweifte kurz durch den bieder eingerichteten Raum, der nichts von den extremen Bedürfnissen seines Bewohners verriet, und heftete sich schließlich erwartungsvoll, beinahe beschwörend an das antiquierte Wählscheibentelefon.
    Sekunden später schrillte der Apparat, als hätte er sein Sehnen erhört. Oyster wischte sich den Mund ab und stand auf. Er hatte sich daran gewöhnt, daß seine Gedanken dem Gehorsam seines Körpers immer ein wenig vorauseilten. Aber er war froh, daß ihm die Hülle, die Atmung und Herzschlag eingestellt hatte, überhaupt noch folgte.
    Froh .
    Das Lachen, das an den Resten des Chitinpanzers vorbei aus seinem Mund brach, hallte hohl durch seinen Schädel, aber ein zufälliger Gast hätte daran vermutlich nicht einmal etwas Außergewöhnliches festgestellt.
    Mit ausgreifenden Schritten überbrückte Oyster die Entfernung zum Telefon. Er hob den Hörer ans Ohr. »Ja?«
    »Möchtest du dir ein feines Trinkgeld verdienen?« fragte eine sanfte, zärtliche Stimme.
    Trevor Oysters Herz ruhte weiter tot in seiner Brust, aber sein Verstand spielte ihm einen Streich, und sekundenlang glaubte er wirklich, es wie rasend schlagen zu fühlen.
    Der Phantompuls erstarb erst, als die Stimme am anderen Ende der Leitung hörbar unwillig fragte: »Was ist? Muß ich betteln?«
    Oysters Denken gerann. Hinter seiner Stirn ereignete sich ein Knall, den nur er wahrnahm.
    Er räusperte sich.
    (Nie würde er begreifen, was ihn noch dazu befähigte - nach welchen Gesetzen dieses absonderliche Pseudoleben ablief .)
    »Nein ... Nein! Ich komme! Ich komme sofort ...!«
    »Das will ich hoffen. Du weißt, wie unappetitlich es danach ist. Du weißt, wie ich diesen Müll verabscheue. Er gehört nicht in meine Nähe. Ich und meine alten Augen brauchen Harmonie.«
    »Wie viele sind es? Wie viele Särge werde ich brauchen?«
    »Eine Urne dürfte genügen.«
    »Soll ich sie - verbrennen?«
    »Das ist sie bereits. Bring die Urne gleich mit. Und laß mich nicht warten!«
    Das Knacken in der Verbindung erinnerte Trevor Oyster nicht nur an den vorherigen kleinen Snack, sondern auch an das, was von ihm erwartet wurde. Und je schneller er den Auftrag zur Zufriedenheit erledigte, desto rascher würde er seine Belohnung erhalten. Sein Trinkgeld.
    Hastig pflanzte Oyster den Hörer zurück auf die Gabel. In Gedanken eilte er seinem Körper voraus aus der Tür .
    *
    Fünf Uhr früh. Es regnete. Der Gehweg zur Garage schimmerte wie mit quecksilbrigem Lack überzogen. Am Himmel jagten Wolken. Mond und Sterne blieben dahinter verborgen.
    Das schlechte Wetter würde das Erwachen des neuen Tages hinauszögern. Oyster hatte nichts dagegen.
    Bis er das Garagentor geöffnete hatte, war er bereits naß bis auf die Haut. Sein Befinden wurde dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Er hätte ebensogut nackt durch die Antarktis laufen können, und es wäre auch kein Unterschied gewesen. Die Sensibilität eines Toten lag bei Null. Die einzigen Momente, in denen Erinnerungen an Gefühle wach wurden, waren dann, wenn sich Oysters Zähne in die Ader eines Opfers gruben und lebendige Wärme in ihn strömte.
    Die Garage stand wie
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