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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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schien vor den beiden äußerlich so unterschiedlichen Gestalten, die sich in dem schäbigen kleinen Motelzim-mer aufhielten, zurückzuprallen. In der Verfassung, in der sie beide waren, verströmten sie eine Art von Düsternis, gegen die natürliches Licht kaum ankam.
    Hidden Moon war sich dessen gerade schmerzlich bewußt geworden. Und den Anblick des Adlerkadavers ertrug er keine Minute länger. Mit überhastet wirkenden Bewegungen schloß er den Sack und stellte ihn vor die Tür, hinaus auf den Korridor.
    Eine Entdeckung fürchtete er nicht - weil er augenblicklich nur das fürchtete, was in ihm vorging. Er gab sich die Schuld am Tod des Adlers, das hatte er auch Lilith zu vermitteln versucht. Schon das Reden darüber hatte ihm geholfen, die in Aufruhr geratenen Gefühle wieder leidlich zu bändigen. Aber was wirklich dort draußen in den Wäldern des Cedar Buttes geschehen war und warum die versuchte Annäherung an einen neuen Seelenvogel im Tod des Adlers geendet hatte, wußte er immer noch nicht.
    Seine Augen hatten sich Liliths Gesicht als Fixpunkt gewählt. Als Halt.
    Sie ist wunderschön, dachte er.
    Aber auf einer nicht in Worte zu fassenden Ebene gab es noch etwas anderes, was sie für ihn so anziehend machte - und dieses Etwas dünkte Hidden Moon neu. Er war überzeugt, es damals in Ban-gor nicht an ihr bemerkt zu haben, wenngleich sie ihn schon dort fasziniert hatte.
    Und auch das Eingeständnis, das jetzt über ihre Lippen rann - das Eingeständnis, sich von Vampirblut ernähren zu müssen, so wie er das warme Blut von Menschen brauchte -, erschütterte ihn nicht wirklich und schon gar nicht nachhaltig.
    Er begriff nur nicht, was sie veranlaßt hatte, den Mann im Nachbarzimmer zu überfallen, der ein Mensch war (und noch weniger konnte er in ihrer Nähe verstehen, was ihn zu ihr zurück getrieben hatte - mit welcher eigentlichen Absicht er sie aufgesucht hatte ...).
    Auf seine Frage schürzte sie die Lippen. »Mit Logik hatte es nichts zu tun«, gestand sie ein. »Als du mich fandest, war ich nur noch von meinem Trieb gesteuert. Und ich merke seit langem, wie sehr ich den Zeiten nachtrauere, als auch ich noch rotes Blut trank. Es unterscheidet sich völlig von dem Saft, der einen Vampir durchströmt - schwarzes Blut, dessen Natürlichkeit im Lilienkelchs hängenblieb ...«
    »Vorsicht«, warnte Hidden Moon, ohne es wirklich ernst zu meinen, »du redest gerade auch über mich.«
    Sie nickte. »Das ist mein gegenwärtiges Problem. Mit dem Geschmack habe ich mich inzwischen abgefunden - gezwungenermaßen -, aber nicht mit dem Verzicht.«
    »Wenn ich dich richtig verstehe«, sagte er, »wäre dir vorhin alles recht gewesen, um dich wenigstens zu sättigen.«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Wenn du nicht hin und wieder in den Genuß von Vampirblut kommst, ist es so, als wenn ich über einen längeren Zeitraum auf Menschenblut verzichten müßte .«
    Nur die Schweißtropfen auf ihrer Stirn und das Flackern in ihren Augen verrieten, wie es in Lilith in diesem Moment aussah, und daß es mit jeder verstreichenden Minute schlimmer wurde.
    Sie steht vor einem gedeckten Tisch, dachte Hidden Moon, und verbietet sich selbst, sich daran zu bedienen.
    »Komm her«, sagte er und streckte die Hände aus.
    Sie stand ohnehin ganz nah bei ihm, und als sie jetzt einen Schritt nach vorn machte, brauchte er nur noch die Arme um sie zu schlingen und sie an sich zu pressen.
    »Wie kannst du glauben, daß ich es dir unter diesen Umständen nicht gestatten würde?«
    Sie blickte fragend - aber auch hoffnungsvoll.
    Was in diesem Moment hinter seiner Stirn vorging, hätte sie wie ein Schock getroffen und vermutlich jede noch vorhandene Hemmung, ihn wie einen x-beliebigen Vampir zu behandeln, erstickt.
    Denn Hidden Moon dachte: Wie schafft sie es nur? Wie schafft sie es, daß mir der eigentliche Grund, ihr hierher zu folgen, plötzlich völlig nich-tig erscheint? Ich kam doch - um sie zu töten
    *
    Vertrauen, dachte Lilith zur gleichen Zeit. Kann ich einem vom Kelch getauften Geschöpf tatsächliches Vertrauen entgegenbringen?
    Warum nicht? Sein eben gemachtes Angebot bestätigte doch, daß er es verdiente. Und deshalb mußte sie ihn warnen. Er wußte längst nicht alles von ihr - und ihren Eigenheiten.
    »Ich kenne deine regenerativen Kräfte - und ich weiß, daß ein wenig Schmerz dir nichts bedeutet. Vielleicht ...«, sie zwinkerte ihm in einem Anflug von Übermut zu, der aber sofort wieder erlosch, ». hättest du sogar
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