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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society
Autoren: Karolin Park
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in haltbare, wertstabile Sachwerte. Sie wissen schon: Schuhe, Taschen, Schmuck oder präziser ausgedrückt: Ferragamo, Fendi, Cartier.
    Also habe ich mir gleich am nächsten Tag eine Kundenkarte im Dorotheum besorgt und mir von der netten Dame mit dem roten Schal erklären lassen, wie eigentlich genau so eine Schmuckauktion abläuft. Letzte Woche war es dann so weit, im altehrwürdigen Saal des Prunkpalais, welches anno dazumal von Kaiser Franz Joseph höchstselbst eröffnet worden war, da habe ich ihn ersteigert, einen gelbgoldenen Cartier-Fingerring mit Gravur.
    ›2.10.2009 – Für immer & ewig‹, steht drinnen. Nur dass leider wohl nix daraus geworden ist aus immer und ewig. Aber wie heißt es so schön: Des einen Leid, des anderen Investition und ich habe ihn zum Rufpreis erhalten, was vom Anlagewert gesehen geradezu sensationell, vom Unterhaltungswert allerdings eher ziemlich langweilig war. Irgendwie macht das ganze Ersteigern überhaupt gar keinen Spaß, wenn man die Einzige ist, die steigert. Überhaupt habe ich mir die Sache ein wenig anders, irgendwie spektakulärer vorgestellt. Sie wissen schon, eine illustre Auktionsgesellschaft aus furchtbar elitär-reichen sowie schönen Menschen, welche in einem explosionsgefährlich an Macht, Spannung und Testosteron geladenen Raum überstürzt antike Zahlentafeln in die Höhe reißen, während sie nebenbei Champagner und Austern schlürfen.
    Also mein himbeerfarbenes Valentino-Vintagekostüm hätte ich getrost zu Hause lassen können, denn statt der erwarteten High Snobiety fand ich eine Handvoll Innenstadtpensionisten vor, welche den Ludwigstorff-Saal wohl als den geeigneten Ort für ihr Mittagsschläfchen vorm kleinen Braunen in der Kurkonditorei Oberlaa ums Eck auserkoren hatten und selbst durch das Klopfen des Auktionshammers nicht mehr zu wecken waren, komplettiert mit einer überschaubaren Menge an immerhin munter gestikulierenden Antiquitätenhändlern rund um die Doro­theergasse, deren wöchentliches Highlight die Teilnahme an den Auktionen darzustellen schien.
     
    »Elli! Bist du noch dran?«, klingt Eriks Stimme langsam aus der Ferne zu mir durch .
    »Ja, klar!«, beeile ich mich zu sagen, während ich schuldbewusst in den limonengelben Maharadscha-Heel schlüpfe und Madame Assistent mit den schwarzen Heels aus dem Lager kommt. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Es waren drei Nachrichten für dich auf unserem Anrufbeantworter«, erklärt Erik derweil. »Ich habe ihn eben abgehört.«
    Wie eben? Ich dachte, er sei im Schwarzen Kameel.
    »Kennst du eine Hillary Blank?«
    Ich schüttle den Kopf, während ich in meinem Gedächtnis erfolglos nach dem Namen dieser Hillary krame. »Nein«, sage ich unbeschwert und betrachte meine Füße im Spiegel. Der Black-Pearl Nagellack aus dem Goodie-Bag sieht wirklich genial aus zu dem intensiven Gelb der Seide. »Was will sie denn?«, erkundige ich mich, während ich ein paar vorsichtige Pirouetten vor dem Spiegel drehe.
    »Sie hat ihre Nummer hinterlassen und dich um einen Rückruf gebeten. Es sei dringend.«
    Eine seltsame Frauenstimme mischt sich in die Leitung. Muss wohl an der Verbindung liegen. Bestimmt irgendein technisches Problem. Es rauscht und – läuft da Musik? Ich stolziere weiter vor dem Spiegel auf und ab. Den Song kenne ich doch. You are so beautiful, to me! Can’t you see? Die Seide und der filigrane Stiletto und diese winzigen Kristallsteinchen am Absatz , summe ich vor mich hin, bis schließlich Eriks Stimme wieder am anderen Ende auftaucht. Die Musik scheint auch gestoppt. Ich kann ihn nun wieder klar und deutlich verstehen.
    »Da ist eine Störung in der Leitung«, erklärt er und räuspert sich, während ich mich auf das mauvefarbene Ledersofa fallen lasse.
    »Es waren noch zwei Nachrichten drauf. Von Marie von Stetten.«
    »Marie!«, quietsche ich vor Begeisterung und lehne mich erleichtert zurück, während sich schon wieder nichts mehr in der Leitung rührt. Aber egal, mir fällt ein Stein vom Herzen, endlich ein Lebenszeichen von ihr zu haben, denn ich bin ehrlich gesagt auch schon so aufgeregt genug, doch seit ich ihr Telefon mit mir herumtrage und dauernd diese seltsamen Anrufe bekomme, bin ich ehrlich gesagt schon ein klein wenig panisch. Also dieser Ex-Orlow-Garche zum Beispiel, also nicht dass ich Russisch wirklich verstehe, aber ich nehme mal eher nicht an, dass дура ›Falsch verbunden!‹ oder ›Entschuldigen Sie bitte die Störung!‹ heißt.
    Ich beginne schon zu zittern, wenn ich
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