Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
anderen sind unten am Strand, aber sie werden nicht ewig dort bleiben. Und wenn sie hier auftauchen, dann sollten wir nicht mehr da sein! Kommen Sie zu Cordwailer! Ich wecke Cohen und dann verschwinden wir zusammen. Ich erkläre Ihnen alles unterwegs.«
    Ich war ziemlich sicher, dass sie nicht die Hälfte von dem verstand, was ich ihr zu sagen versuchte. Aber sie nickte. Ich sah sie noch einmal für ein paar Sekunden durchdringend an, schärfte ihr abermals ein, nur das Allernotwendigste für diese Nacht zusammenzusuchen und mit niemandem zu reden, dann stürmte ich wieder in die Nacht hinaus und rannte zu Cordwailers Geschäft.
    Die Tür war abgeschlossen. Ich rüttelte eine Sekunde lang vergeblich an der Klinke, ehe ich begriff, dass jemand nach mir heruntergekommen war und den Riegel vorgelegt hatte. Da ein Klopfen bei dem noch immer tobenden Sturm keinen Sinn hätte, sprengte ich die Tür kurzerhand mit der Schulter auf. Das morsche Holz zerbarst, kaum dass ich es berührte, und ich stolperte in den dunklen Raum hinein. Ich prallte gegen einen Tisch (er zerbrach polternd), stolperte weiter und tastete mich halb blind zur Treppe vor. Als ich sie fast erreicht hatte, öffnete sich hinter mir eine Tür. Gelbes Petroleumlicht fiel in den Raum, und ich blickte in das verblüffte Gesicht eines ziemlich verschlafenen Cordwailer, der verdutzt zuerst mich und dann die aufgebrochene Tür musterte, durch die Regen und Sturm hereinheulten. »Was …?«, murmelte er.
    Ich rannte weiter, polterte die Treppe hinauf und stürmte in Cohens Zimmer, ohne auch nur anzuklopfen. Cohen lag auf seinem Bett und schlief. Er hatte die Lampe brennen lassen, sodass der Raum voller Schatten und trüber gelber Helligkeit war. Ich war mit einem einzigen Schritt bei ihm, rüttelte ihn derb an der Schulter und zog ihn einfach in die Höhe, als er nicht sofort reagierte sondern mich nur verständnislos aus seinen schlaftrüben Augen anblickte.
    »Cohen, verdammt! Wachen Sie auf! Wir müssen weg!«
    Ich schüttelte ihn erneut. Cohen murmelte etwas Unverständliches und versuchte ungeschickt meine Hand abzustreifen, aber ich ließ nicht locker, sondern schüttelte ihn weiter, bis er schließlich mit einer zornigen Bewegung meinen Arm beiseite schlug, aber auch gehorsam die Beine vom Bett schwang.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, fauchte er. »Was soll denn das?«
    »Ziehen Sie sich an, Cohen!«, sagte ich. »Schnell! Wir müssen weg hier. Und zwar sofort!«
    Cohen blinzelte verwirrt, aber vielleicht machte ihm der fast hysterische Ton in meiner Stimme klar, wie ernst ich es meinte, denn er verschwendete keine Zeit mehr mit weiteren Fragen, sondern begann sich rasch und mit schnellen, präzisen Bewegungen anzuziehen. Ich sah ihm voller Ungeduld dabei zu. Cohen verschwendete keine Zeit; trotzdem hatte ich das Gefühl, er bewege sich wie ein Pantomime. Er war kaum fertig, da ergriff ich ihn auch schon ungeduldig am Arm und zerrte ihn aus dem Zimmer.
    Cordwailer kam uns mit zorngerötetem Gesicht entgegen, als wir ins Erdgeschoss hinunterpolterten. »Craven!«, rief er aufgebracht. »Was haben Sie mit meiner Tür gemacht?«
    »Ich komme für den Schaden auf«, sagte ich unwillig, »aber jetzt lassen Sie uns vorbei oder es entsteht noch wesentlich mehr Schaden!«
    Cordwailer blinzelte verwirrt, aber etwas in meinem Gesicht schien ihn zu warnen, denn er trat hastig zur Seite und ließ Cohen und mich vorbei.
    »Wo zum Teufel wollen Sie überhaupt hin?«, fragte Cohen. »Der nächste Zug kommt erst in sieben oder acht Stunden und -«
    »Das ist jetzt gleich«, unterbrach ich ihn, ohne auch nur langsamer zu werden. »Schlimmstenfalls folgen wir den Schienen bis zum nächsten Ort.« Genau das würde ich natürlich nicht tun; zum einen, weil der Gedanke ein bisschen zu nahe liegend war, zum anderen weil Cordwailer sich noch immer in unmittelbarer Nähe befand und jedes Wort hörte. Das sollte er auch.
    Kurz bevor wir die Tür erreichten, betrat Alyssa das Haus. Sie hatte ein Regencape übergestreift, triefte aber trotzdem vor Nässe und ich hörte, wie Cohen überrascht die Luft einsog, als er sie erkannte. Alyssa hatte sich tatsächlich beeilt und nur das Allernotwendigste eingepackt; nämlich gar nichts.
    Ich wandte mich noch einmal an Cordwailer. »Gibt es hier im Ort einen Wagen?«
    Cordwailer schüttelte den Kopf; nach einem Zögern, das gerade lange genug währte, um mich erkennen zu lassen, dass er log. Aber auch Alyssa widersprach ihm nicht und uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher