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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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um der Sache endgültig ein Ende zu bereiten.
    Ein schlanker Schatten in einem vor Nässe glänzenden Cape sprang ihn an. Cordwailer verlor das Gleichgewicht, machte einen tollpatschigen Schritt um sich zu fangen, stolperte endgültig, als Alyssa sich mit aller Kraft an ihn klammerte, und stürzte in einer grotesken, halb gedrehten Pirouette zu Boden – und in die Klinge seines eigenen Messers hinein! Die Waffe durchschnitt seinen Hals, kam wie eine stählerne, rot gefärbte Zunge aus seinem Nacken wieder heraus und bohrte sich tief in Alyssas Brust, die über ihm zusammenbrach!
    Für eine Sekunde schien die Zeit stillzustehen. Alle im Raum erstarrten. Die Männer hörten auf, auf mich einzuschlagen, und aller Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Cordwailer und Alyssa, die sich im Tode wie in einer schrecklichen Umarmung umklammert hielten.
    Ganz langsam drehte sich Tom herum, ließ sich neben ihr auf die Knie sinken und nahm seine Frau in die Arme. Seine Augen füllten sich mit Tränen, während er fast zärtlich über ihr Gesicht strich und die Hand dann zu der absurd kleinen Wunde in ihrer Brust senkte, die nicht einmal sehr heftig blutete, aber auf der Stelle tödlich gewesen war. Als er die Finger wieder hob, klebte glänzendes Rot an ihnen.
    Plötzlich hob er mit einem Ruck den Kopf und starrte mich an. »Du!«, sagte er hasserfüllt. »Das ist deine Schuld!«
    Ich spürte, wie sich unter dem lähmenden Schock, der von allen – auch Cohen – Besitz ergriffen hatte, eine mörderische, rasende Wut zusammenballte und ich reagierte eine Sekunde schneller als Tom und die anderen. Blitzschnell hob ich die Hand, riss das Messer herunter, das meinen anderen Arm noch immer an die Wand nagelte, und führte einen weit ausholenden Hieb mit der Klinge, der niemanden traf und niemanden treffen sollte, mir aber die Bewegungsfreiheit verschaffte, die ich brauchte. Alyssas und Cordwailers Tod waren nichts als ein schrecklicher Unfall, aber keiner dieser Männer würde mir Gelegenheit geben, das zu erklären, das wusste ich. Waren sie vielleicht mit der Absicht hierher gekommen, Cohen und mir einen gehörigen Denkzettel zu verpassen, so ging es jetzt um Leben und Tod.
    »Cohen!«, schrie ich. »Laufen Sie!«
    Gleichzeitig fuhr ich herum, stieß einen Mann, der mich packen wollte, zu Boden und war mit zwei gewaltigen Schritten an der nach oben führenden Treppe. Den Weg zur Tür würde ich nicht schaffen, denn zwischen ihr und mir standen Tom, zwei der anderen und letztlich auch noch Pasons, der das schreckliche Geschehen ebenso fassungslos und schockiert verfolgt hatte wie alle. So hetzte ich, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die schmale Treppe ins obere Geschoss hinauf. Ich hatte sie noch nicht halb überwunden, als ich unter mir das stampfende Dröhnen hastiger Schritte hörte, doch ich widerstand der Versuchung, einen Blick zurückzuwerfen und damit vielleicht den entscheidenden Sekundenbruchteil zu verlieren, sondern rannte noch schneller weiter, erreichte mein Zimmer und warf die Tür hinter mir ins Schloss. Obwohl es wahrscheinlich nichts nutzte, rückte ich mit der Kraft der Verzweiflung eine Kommode unter den Griff und nur einen Sekundenbruchteil erbebte das morsche Holz unter dem Anprall eines schweren Körpers.
    Das Wunder, auf das ich kaum zu hoffen gewagt hatte, geschah, der Schlag spaltete die Tür von oben nach unten, aber meine provisorische Barrikade hielt. Ich hörte einen zornigen Schrei und eine Sekunde später den dumpfen Aufprall eines Körpers draußen auf dem Flur. In diesem Moment hatte ich bereits das Fenster erreicht und riss es auf.
    Eine eisige Kralle aus Regen und Sturm schlug mir ins Gesicht. Ich achtete nicht darauf, sondern griff mit beiden Händen nach dem Fensterrahmen, zog mich hindurch – und sprang.
    Noch bevor ich auf der Straße aufprallte, hörte ich, wie die Tür hinter mir mit einem schmetternden Krach vollends zerbarst. Eine zornige Stimme begann zu schreien.
    Mein Sprung war richtig berechnet gewesen, aber ich verlor auf dem nassen Boden trotzdem den Halt, überschlug mich zwei Mal und blieb eine Sekunde benommen liegen, ehe ich mich wieder hochrappelte. Als ich den Blick hob, sah ich in Toms hassverzerrtes Gesicht, das aus dem Fenster über mir herabstarrte. Er machte Anstalten mir auf die gleiche Weise zu folgen, aber er zögerte und ich wusste, dass er nicht springen würde. Ein Sprung von drei Yards Höhe ist ein entsetzliches Risiko für jemanden, der solcherlei Dinge
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