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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Entscheidung klar. Rowlf und er waren viel mehr als nur Herr und Diener.
    Gottlob war Sill letzten Endes diplomatisch genug gewesen dies einzusehen und Howard die Peinlichkeit zu ersparen, es laut aussprechen zu müssen. Dazu kam, dass sie sich wohl auch für Dr. Gray verantwortlich fühlte. Auch sie waren – trotz des enormen Altersunterschiedes – mehr als nur Freunde.
    Die beiden stiegen auf die Trittbretter und hielten sich an den Rohren des Gestells fest. »Denken Sie daran, dass Sie auf gar keinen Fall loslassen dürfen«, schärfte George ihnen ein. »Die Reise selbst ist völlig gefahrlos, aber ich weiß nicht, was passiert, wenn Sie unterwegs ihren Halt aufgeben. Möglicherweise bleiben Sie für immer zwischen den Zeiten verschollen.«
    »Nein danke«, sagte Sill. »Keine Sorge, ich halte mich schon fest.«
    Über Grays Gesicht huschte ein Schatten von Furcht und er klammerte sich noch fester an das Gestell, sagte jedoch nichts.
    »Bei der Rückkehr werde ich die Maschine so einstellen, dass ich nur wenige Minuten nach dem Aufbruch wieder hier bin«, fuhr George an Howard und Rowlf gewandt fort. »Sie brauchen sich also nicht lange zu gedulden. Seien Sie unbesorgt.« Er blinzelte. »Ich hoffe, ich komme nicht zurück, ehe ich aufgebrochen bin.«
    Er lachte, betätigte einen Schalter und zog an einigen der Hebel. Mit leisem Brummen erwachte ein Motor zum Leben. Das große Schwungrad begann sich schneller und schneller zu drehen, so schnell, dass es schließlich nur noch einen flirrenden Schemen darstellte. Ein Ruck ging durch das Gestell und es begann leicht zu zittern. Für einen Moment wurde es unscharf, wie ein Spiegelbild auf trübem Wasser, das der Wind kräuselte, und dann, von einem Augenblick zum anderen, war die gesamte Maschine mitsamt ihrer Passagiere verschwunden; so plötzlich, als hätte sie nie existiert. Howard spürte, wie das Gefüge der Zeit für einen kurzen Moment zerriss und sich gleich darauf wieder schloss.
    George hatte mit Sill el Mot und Dr. Gray seine Reise in zurück die Vergangenheit angetreten.
     
    Logisch betrachtet gab es nur zwei Möglichkeiten: Ich konnte zur Eisenbahntrasse zurückkehren und versuchen auf einen durchfahrenden Zug aufzuspringen. Das schwarze Netz versperrte zwar auch die Gleise, doch konnte ich mir bei aller dämonischer Kraft und Fremdartigkeit des Geschöpfes nicht vorstellen, dass es die achtzig oder auch hundert Tonnen Stahl einer herandonnernden Dampflokomotive aufzuhalten vermochte. Dagegen sprach, dass sich diese schnaubenden, Rauch speienden Ungetüme manchmal mit Geschwindigkeiten von bis zu fünfzig oder gar sechzig Meilen in der Stunde bewegten, ein Tempo, das jeden Versuch aufzuspringen zu einem unvorstellbaren Risiko werden ließ. Die Alternative gefiel mir beinahe noch weniger – nämlich, nach Brandersgate zurückzukehren und Cohen auf eigene Faust befreien zu wollen. Selbst wenn es mir gelänge, hätten wir damit ja kaum mehr erreicht, als dann beide in diesem undurchdringlichen Kreis aus Shoggoten- Gewebe gefangen zu sein. Trotzdem wandte ich mich nach einer Weile um und ging wieder in den Wald zurück, wo ich wenigstens vor einer zufälligen Entdeckung sicher war.
    Langsam näherte ich mich wieder der Ortschaft, wobei ich auch jetzt dicht an der Bahnlinie entlangging. Von Zeit zu Zeit blieb ich stehen, legte ein Ohr auf die Schienen und lauschte, aber das entfernte, sachte Vibrieren, auf das ich wartete, blieb aus. Möglicherweise war der Zug, der zwei Mal am Tag aus entgegengesetzten Richtungen nach Brandersgate kam, ja der einzige, der diese Strecke überhaupt befuhr. Wenn ja, dann würden noch vier oder fünf Stunden vergehen, bevor er kam.
    Während ich mich weiter dem Ort näherte, zerbrach ich mir fast verzweifelt den Kopf über eine Lösung. Mein Problem war so einfach wie scheinbar ausweglos: Ich konnte nicht weg und ich konnte auch nicht hier bleiben, denn wenn schon nicht die Menschen in Brandersgate, so würde doch mit Sicherheit Joshuas geheimnisvoller Meister (von dem ich mittlerweile fast sicher war, dass es sich um niemand anderen als Crowley handelte) von der Existenz dieser tödlichen Barriere, die mir ein Entkommen unmöglich machte, wissen. Und früher oder später – und etwas sagte mir, dass es wohl eher früher sein würde – würden seine Anhänger beginnen Jagd auf mich zu machen. Wieder wurde mir mit erschreckender Deutlichkeit klar, in welch einer verzweifelten Lage ich mich befand. Unter normalen Umständen
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