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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fast verwandt.
    Ich wusste nur noch nicht, ob die düstere Fast- Erinnerung, die das Gefühl begleitete, nun positiver Natur war … Ganz instinktiv hatte ich beinahe Angst davor, mich näher mit der Verbindung zu beschäftigen, die unzweifelhaft zwischen dem Mädchen und mir bestand. Außerdem spürte ich mit aller Deutlichkeit, dass wir nicht mehr allein waren.
    Und diese dritte Person unterbrach unser tête-à-tête mit einem bemerkenswerten Mangel an Taktgefühl.
    »Wer du auch immer sein magst. Du bist gekommen, um zu sterben!«
    Die Stimme hätte einem missgelaunten alten Raben zur Ehre gereicht. Zumindest wäre mir ein missgelaunter alter Rabe weitaus lieber gewesen als der komische alte Mann in seiner schäbigen Kutte, dessen wasserhelle Augen mich mit einem Blick musterten, mit dem man ein ekeliges Insekt bedenken mochte. Der Kerl sah entfernt wie ein Bettelmönch aus. Mit dem einen Unterschied, dass wohl noch nie ein Wort wie Mitgefühl und Nächstenliebe von seinen Lippen gekommen war und er mit Sicherheit noch kein einziges Gebet an den dreieinigen Gott gerichtet hatte. Dafür weitaus eher an Dämonen und Geister, bei denen die Namen allein schon so schrecklich waren, dass selbst Cthulhu wie ein Heiliger erscheinen mochte.
    Das allein war noch nicht genug. Das Schlimmste war, dass der Kerl zu jenem unangenehmen Menschenschlag gehörte, der seine Worte sofort in die Tat umzusetzen versuchte.
    Ich sah, wie das Mädchen den Mund öffnete und hechtete beiseite, noch bevor sie einen Laut hervorbrachte.
    Der Knotenstock des Alten pflügte pfeifend durch die Luft und verfehlte meinen Kopf nur um Zollbreite. Noch bevor ich reagieren konnte, sprang der Kerl wie ein Athlet auf mich zu und rammte mir beide Füße in den Leib. Ich knickte wie ein Taschenmesser zusammen und kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an.
    Wie durch dichte Watte hindurch hörte ich das Mädchen schreien. Ich sah, wie sie den Alten wie eine Wildkatze ansprang, doch er schwang seinen Stab mit einer fast beiläufigen Bewegung herum und traf sie an der Schläfe. Sie sackte mit einem erstickten Laut zusammen und blieb auf dem Rücken liegen. Obwohl ihre Augen unnatürlich weit geöffnet waren, war sie vollständig weggetreten. Die kleine Pause hatte mir allerdings gereicht, meine Innereien wieder unter Kontrolle zu bekommen, und als sich der Kerl mir erneut zuwandte, befanden sich zwanzig Zoll blanken Stahls zwischen mir und ihm.
    Nicht, dass ihn das irgendwie beeindruckte …
    Der Kerl betrachtete meinen Stockdegen mit einem geringschätzigen Lächeln. Trotzdem blieb er außerhalb meiner Reichweite stehen und schwang seinen Stab über den Kopf. Ich spannte alle meine Muskeln an. Doch als ich seinen Angriff erwartete, trat er lachend einen Schritt rückwärts und stieß seinen Stab mit aller Kraft in die Erde.
    Der Boden unter mir wölbte sich wie der Rücken eines bockenden Mustangs. Ich schrie auf, ruderte hilflos mit den Armen und flog wie ein Gummiball durch die Luft. Eine massive Steinsäule bremste mich abrupt. Die nächsten Sekunden hatte ich genug damit zu tun die Sterne zu zählen, die vor meinen Augen tanzten. Danach würgte ich das Blut hervor, das sich in meinem Rachen sammelte.
    Mit einer Mischung aus Zorn und stärker werdender Übelkeit starrte ich den Alten an, der wie ein Gigant über mir aufragte. Während seine übrige Gestalt im Nebel zu verschwinden schien, trat sein von Triumph und Hohn erfülltes Gesicht überdeutlich hervor, wie von einem unheimlichen magischen Licht beleuchtet.
    »Ich habe dich beinahe gefürchtet. Für einen Augenblick wenigstens. Doch du bist kein Gegner für mich. Nimué hätte sich einen stärkeren Verbündeten suchen sollen«, sagte er. Seine Stimme war beinahe freundlich.
    Das, was er danach tat, nicht mehr.
    Grinsend berührte er mit dem Schlangengriff seines Stabes meine Stirn. Es war ein Gefühl, als würde ein Kübel eisigen Wassers über meinem Kopf ausgeschüttet.
    Meine Gedanken froren förmlich ein. Ich sank in einen Abgrund absoluter Dunkelheit. Verzweifelt versuchte ich mich zu wehren, aber der Sog war stärker, viel zu stark für mich, selbst zu stark für …
    Das ist also der Tod, dachte ich noch, bevor ich endgültig wegdämmerte.
    Aber ich starb nicht. Ich verlor nicht einmal das Bewusstsein, sondern glitt nur für Bruchteile von Sekunden in einen schweren, tranceähnlichen Zustand, in dem ich hilflos war, aber alles, was um mich herum vorging, weiter wahrnahm. Ich hörte das
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