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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dass Carda sie trotz allen Drängens nicht in den Magierkreis von Conden hatte aufnehmen wollen. Der Kreis sei aufeinander eingespielt und außerdem wären seine Mitglieder auf der Höhe ihrer Kraft und ihrer Erfahrung, hatte sie argumentiert. Es bestünde daher kein Grund jemand auszutauschen, hatte die Versteherin ihr erklärt.
    Dabei wusste jeder – wenn es auch niemand auszusprechen wagte –, dass Mereda ein größeres magisches Potenzial besaß als jeder der neunzehn anderen Magier, die mit Carda den Kreis bildeten. Nicht nur ihrer eigenen Ansicht nach war sie sogar stärker als Carda selbst. Und doch hatte die Alte sie abgelehnt, als wäre sie ein unreifes Kind. Mereda hatte all ihren Einfluss und ihre Macht aufbieten müssen, um an dieser einen Beschwörung teilnehmen zu dürfen. Und jetzt hatte sie versagt.
    Mereda wusste, dass ihr Versagen Konsequenzen haben würde. Wenn sie jemals eine Chance gehabt hatte, sich gegen Carda zu behaupten, dann hatte sie sie soeben verspielt.
    Die Schatten im Zentrum des Kreises bewegten sich stärker. Es war, als wolle sich ein Körper bilden, ein Ding aus Rauch und schwarzer wogender Bewegung, das immer wieder auseinander gerissen wurde, kurz, bevor es wirklich Substanz annehmen konnte. Und mit einem Male war Meredas Furcht wie weggeblasen.
    Dafür arbeiteten ihre magischen Sinne schneller und präziser als jemals zuvor. Sie spürte die Kraft, die von Carda und ihren Leuten ausging. Beinahe glaubte sie zu verstehen, warum die Kreisversteherin niemanden aus ihrem eingespielten Team ersetzen wollte.
    Dann begriff Mereda, dass niemand anderes als sie selbst der Grund war, aus dem Carda ihre Leute zu diesen Anstrengungen trieb. Allein ihre bloße Anwesenheit wirkte als Katalysator, der Kräfte in den anderen freisetzte, die diese eigentlich nicht – oder nicht mehr – besaßen. Es war, als wollte die Alte beweisen, dass sie noch immer in der Lage war, Meredas trotziger Rebellion mit souveräner Überlegenheit zu begegnen.
    Für alle Außenstehenden sah es so aus, als würde es Carda gelingen. Nur Mereda erkannte als einzige die Gefahr, die das sinnlose Vergeuden dieser ungeheueren Kräfte zu einem so frühen Zeitpunkt der Beschwörung mit sich brachte.
    Carda erschien ihr mit einem Mal wie eine Tobsüchtige, die sich in ihrem Wahn selbst verbrannte. War die Alte verrückt geworden?
    Aber die Katastrophe, die Mereda befürchtete, kam – noch – nicht. Vielleicht war es nur Cardas Angst vor einer Niederlage, die sie zu ungeheuerlichen Anstrengungen befähigte. Mereda spürte, wie das blindwütige Suchen und Tasten des Kreises plötzlich aufhörte, zielgerichteter, fordernder wurde.
    Was auch immer den lautlosen Ruf vernahm, es antwortete. Nicht zögernd, wie es andere Dämonen bei früheren Beschwörungen getan hatten, sondern so schnell, so hart und so gierig, dass Carda sich wie unter einem Hieb krümmte. Sie musste von den beiden neben ihr stehenden Kreismitgliedern gehalten werden, um nicht zu stürzen. Die Konzentration des Kreises litt für den Bruchteil eines Augenblickes.
    Einen Sekundenbruchteil zu lange.
    Mereda spürte die Katastrophe, kurz bevor sie geschah. Aber ihr entsetzter Schrei kam zu spät.
    Mereda hörte das Aufstöhnen der Kreismitglieder, hörte jemanden gellend aufschreien und sah, wie sich die achtzehn Adepten wie unter Krämpfen wanden. Eine ungeheuerliche Kraft schien den Kreis zu sprengen, schleuderte die Magier davon wie Spielzeuge. Plötzlich roch die Luft verbrannt. Etwas zischte. Dann sah sie den aus dem Nichts entstehenden Flammenschlauch, der sich wie eine Schlange oder ein unendlich langer Tentakelarm auf Carda zuwand und sie zu packen versuchte. Die Versteherin riss entsetzt die Augen auf und versuchte den Tentakel mit ihren magischen Kräften von sich abzuhalten. Doch diesmal reichte ihre Kraft nicht mehr.
    Mereda reagierte instinktiv. Noch bevor sie begriff, dass sie der verhassten Carda half, baute sie einen magischen Schild auf, der den zuckenden Flammententakel zurückprallen ließ. Gleichzeitig stimmte sie mit ihrer klaren, kräftigen Stimme einen Zaubergesang an, in den der Kreis – oder das, was davon übrig geblieben war – blitzartig einfiel. Ihr kleinlicher Streit mit Carda kam ihr jetzt beinahe lächerlich vor. Jetzt ging es um weit wichtigere Dinge – um die Macht des Conden-Turmes. Sie mussten den Dämon einfach beschwören. Sie brauchten seine Kräfte im Kampf gegen den Magierkreis des Ancen-Turm, der übermächtig zu
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