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Hexenwahn

Hexenwahn

Titel: Hexenwahn
Autoren: Jason Dark
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einem Ruck die Beifahrertür aufgerissen wurde und ein Mann sich in den Jaguar warf.
    Er hielt eine FN-Pistole in der Hand und drückte die Mündung gegen Wikkas Hals.
    »Hab ich dich endlich!« zischte er voller Haß. Wikka blieb ruhig sitzen.
    Sie verspürte keine Angst. Ihre Hände lagen auf dem Lenkradring. Sie hatte die Türen auch nicht verriegelt gehabt. Wer zu ihr wollte, der sollte ruhig kommen - wie dieser Mann, der ihr schon seit Tagen auf den Fersen war. Sie wußte sogar seinen Namen.
    Clint Cannon hieß er, hatte früher mal als Filmschauspieler gearbeitet und war dann Privatdetektiv geworden, als seine Streifen nicht mehr gefragt waren.
    Irgend jemand hatte ihm den Auftrag gegeben, Wikka zu beobachten. Da Cannon dafür bekannt war, einen Job schnell und kompromisslos auszuführen, hatte er sich sofort auf die Spur der Hexe gesetzt. Er war verbissen gewesen und hatte es tatsächlich geschafft, Wikka zu finden.
    Und nun hockte er neben ihr. Mit einer geladenen Pistole, deren Mündung den Hals der Frau berührte.
    »Was wollen Sie jetzt machen?« erkundigte sich Wikka. Sie blieb noch immer starr sitzen und schaute durch die breite, leicht gebogene Frontscheibe.
    »Wenn du irgendwelche Tricks versuchst, werde ich dich umbringen, Hexe!«
    »Ich verstehe.«
    »Dann ist es ja gut.« Clint Cannon verzog das Gesicht, atmete heftig. Ein wenig ähnelte er dem Franzosen Belmondo, und bei manchen Frauen hatte er gute Chancen. Er stand in dem Ruf, mit Klientinnen ins Bett gestiegen zu sein, aber bei dieser Hexe würde er nie schwach werden.
    »Wollen wir hier sitzen bleiben?«
    »Nein«, erwiderte der Detektiv. »Du steigst mit mir zusammen aus. Dann gehen wir zu meinem Wagen…«
    »… und fahren zu Ihrem Auftraggeber. Stimmt's?«
    »Genau.«
    »Wer ist es denn?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren. Auf jeden Fall ein Mann, der dich bestimmt nicht am Leben läßt.«
    »Möglich.«
    »Keine Angst?«
    »Nein.«
    Clint Cannon lachte. »Ach ja, ich vergaß, du bist ja eine Hexe.« Er zog die Nase hoch und drückte mit der Mündung fester zu. »Wo bleiben denn deine Fähigkeiten, Wikka? Wenn du tatsächlich eine Hexe bist, dann mußt du sie auch anwenden.«
    »Laß dich überraschen.«
    »Okay, Hexe, ich lasse mich überraschen. Aber wir spielen nach meinem Takt. Dreh dich jetzt vorsichtig zur Seite und steige aus. Eine falsche Bewegung, und ich jage dir die Kugel in den Schädel. Ich glaube kaum, daß du dagegen gefeit bist.«
    »Wohl nicht.«
    »Dann sind wir uns ja einig.« Clint Cannon grinste. Das hatte ja besser geklappt, als er dachte. Alles war wunderbar gelaufen. Er hatte mit stärkerem Widerstand gerechnet, um so mehr freute es ihn, daß alles so glatt über die Bühne lief. Er war sogar ungesehen bis dicht an den Wagen herangekommen, denn davor hatte er sich am meisten gefürchtet.
    Wikka war nicht angeschnallt. Um jedoch an den Hebel der Tür zu gelangen, mußte sie sich ein wenig zur Seite beugen. Sie tat es langsam, damit der andere nur nicht auf falsche Gedanken kam. Cannon paßte auf. Keine Sekunde ließ er die Frau aus den Augen, die ihm den Rücken zuwandte und den Wagenschlag aufstieß. Weit schwang die Tür nach außen. Kalte Luft strömte in den Wagen und vertrieb den letzten Rest des Zigarillorauchs. Unter dem Wagenhimmel war die kleine Lampe aufgeleuchtet, so daß ihr Licht jetzt das Innere erhellte. Wikka verließ das Fahrzeug. Sie bewegte sich geschmeidig und stand kaum draußen, als Clint Cannon einen Befehl zischte. »Halt, nicht weiter! Bleib so stehen!« Die Hexe gehorchte. An der linken Seite deckte sie die offenstehende Tür. Rechts war der Weg frei. Cannon warf einen schnellen Blick dorthin und sah einen schmalen Bürgersteig, der leer und verlassen war. Weiter hinten verlief er in der Dunkelheit, die sich wie das riesige Maul eines Drachens präsentierte.
    Der Detektiv rutschte auf den Fahrersitz. Daß die Mündung der Waffe dabei immer auf den Rücken der schwarzhaarigen Wikka wies, war kein Zufall, sondern Können. Der Detektiv hatte Routine. Nicht umsonst zählte man ihn zu den besten Schnüfflern Londons.
    »Geh einen Schritt vor!« befahl er der Hexe, als er auf dem Fahrersitz saß. »Und laß nur die Finger von der Tür. Den alten Trick kenne ich. Meine Kugel ist schneller. Du wirst es nicht schaffen, mir die Tür gegen den Kopf zu knallen.«
    »Keine Bange. Zu so billigen Tricks greife ich nicht, mein Junge.«
    »Zu welchen dann?«
    »Laß dich überraschen.«
    Nach dieser
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