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Hexenwahn

Hexenwahn

Titel: Hexenwahn
Autoren: Jason Dark
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drücken und sie nach außen schieben, so sah es aus. Das geisterhafte Knarren verstärkte sich. Es war eine schaurige Begleitmusik.
    Der Mann ballte die Hände. Seine Fingernägel gruben sich tief in das Fleisch der Handballen. Aufgeregt fuhr die Zunge über die spröde gewordenen Lippen. Die sonnenbraune Haut über seinen Gesichtsknochen wirkte wie straff gespanntes Leinen. Ein Knall!
    Mit einem heiseren Schrei fuhr der Mann zurück, als aus der Öffnung der Kopf einer Schlange fuhr. Grünlich schillernd mit einer langen Zunge, und der Mann spürte auf seiner Stirn, genau zwischen den Augen, einen scharfen Schmerz. Er war nicht schnell genug gewesen. Die Schlange hatte ihn erwischt.
    Der Mann taumelte zurück. Er hob seine Hände und preßte sie gegen das Gesicht. Noch immer rann aus der kleinen Wunde, die er sich selbst zugefügt hatte, das Blut. Es schmierte auf seiner Haut und gab ihm ein schauriges Aussehen. Der hochgewachsene Mann mit dem dunkelbraunen, fast schwarzen Haar taumelte und drehte sich dabei im Kreis. Schwer machte ihm der plötzliche Biß der Schlange zu schaffen.
    Er spürte, wie ihm die Luft knapp wurde, ließ die Arme sinken und schnappte verzweifelt nach Sauerstoff, wobei er den Mund so weit aufgerissen hatte, wie es eben ging. Die Augen traten aus den Höhlen, und er spürte einen Druck im Kopf, so daß er das Gefühl hatte, sein Schädel würde jeden Augenblick auseinanderfliegen. Er fiel. Schwer brach er in die Knie, hielt sich noch für einen winzigen Moment und kippte nach vorn. Langsam, fast im Zeitlupentempo, wobei er sich nicht einmal wehtat. Aus! schrie es in ihm. Du hast versagt! Es ist vorbei. Der Teufel hat dein Opfer nicht angenommen.
    Er hat dir nicht verziehen, daß du damals nicht…
    Nein, alles war anders. Es ging ihm plötzlich besser. Viel besser als zuvor. Das Gift der grünen Schlange änderte seine Wirkung und kehrte sie sogar ins Gegenteil um.
    Der Mann fühlte sich wie aufgeputscht.
    Als gewaltiger Strom drang die Kraft in seinen Körper.
    Er richtete sich wieder auf, sein Gesicht verkantete, die Augen glühten voller Fanatismus, der Atem der Hölle wehte in ihm, der Teufel hatte sich seiner erbarmt.
    Er war wieder wer!
    Der Mann merkte überhaupt nicht, wie er auf die Beine gekommen war.
    Er stand plötzlich da und schaute den Schrank an. Und der war offen.
    Ein paar Schritte brachten den Mann so weit an den Gegenstand heran, daß er ihn anfassen konnte. Vor allen Dingen wollte er hineinschauen.
    Und das tat er auch.
    Das Innere des Schrankes sah so aus, wie es in den alten Büchern beschrieben worden war.
    Die Rückwand war mit pechschwarzem Samt bespannt. Das mußte auch so sein, denn um so deutlicher hob sich dort das ziegenköpfige Gesicht des Satans in seiner blutroten Farbe ab. Der Teufel grinste den Mann an. Von der Schlange war nichts mehr zu sehen.
    Dann begann der Teufel zu reden. Er zischte jedes Wort, und zwischen seinen stiftförmigen Zähnen drangen kleine, grüne Wolken hervor, die aber augenblicklich zerflatterten, als sie aus dem Hängeschrank quollen.
    »Du hast die Probe bestanden«, sagte der Teufel. »Willkommen in meinem Reigen, Gordon Schreiber…«
    ***
    Der pechschwarze Jaguar sah aus wie ein zum Sprung geducktes Raubtier. Er parkte am Straßenrand. Die nächste Bogenleuchte befand sich mehr als dreißig Yards weiter, und ihr bläulich schimmerndes Licht erreichte nicht einmal mit seinen Ausläufern den Wagen.
    Das Fenster an der Fahrerseite war einen Spalt heruntergelassen worden, so daß der Rauch des würzigen Zigarillos nach draußen abziehen konnte.
    Es war kalt in dieser Nacht. Ein klarer Himmel spannte sich über London, und die Sterne blitzten wie kleine Diamantsplitter. Längst waren die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gesunken, und mit Glatteis in den frühen Morgenstunden mußten die Autofahrer immer rechnen.
    Hin und wieder glühte es in dem Wagen auf. Immer dann, wenn die Person an ihrem Zigarillo sog.
    Sie paßte in dieses Fahrzeug, denn wenn man etwas suchte, mit dem man sie vergleichen konnte, dann mußte man wirklich an ein Raubtier denken. Allerdings an ein zweibeiniges. Die Person hinter dem Lenkrad war eine Frau. Schwarz wie Kohle präsentierte sich ihr langes Haar, das genau über der Stirn einen Mittelscheitel zeigte. Ebenso schwarz waren auch die Augenbrauen, die glatt auf der hellen Haut wuchsen, wobei nur die Wangen mit den hochstehenden Knochen einen rosigen Schimmer zeigten. Die Pupillen erinnerten an dunkle
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