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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm
Autoren: Yasmine Galenorn
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Sie verschwand im Schutzraum und kam gleich darauf wieder heraus, den Daimon mit einer Hand gepackt. Er sah sie schuldbewusst an und räusperte sich.
    »Ich mache keinen Ärger mehr. Soll ich Trytian eine Antwort überbringen?«
    Ich blinzelte. Was zum Teufel hatte Menolly zu ihm gesagt? Na ja, es hatte offensichtlich gewirkt. »Richte ihm aus, dass wir die Augen offen halten und uns bemühen werden, den Drachen aufzuhalten. Sag ihm … danke für die Information. Er hätte ja auch einfach gar nichts sagen können.«
    Der Daimon nickte und ging zur Treppe.
    »Warte!«, rief ich. Er drehte sich um. »Lass mich einen Tarnzauber auf dich sprechen. So, wie du aussiehst, kannst du nicht einfach auf der Straße herumlaufen.«
    Ein hämisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Willst du das wirklich versuchen, Mädchen?«
    Ich nickte, obwohl Trillian und Menolly hektisch die Köpfe schüttelten. Ich bedeutete ihnen beiseitezutreten und sammelte die Magie, die ich für Tarnzauber brauchte – wenn ich es schaffte, dass er halbwegs menschlich aussah, würde er den Leuten gar nicht auffallen. Dann mussten wir nur noch den Leuten oben in der Bar verkaufen, dass sie hier einen durchgedrehten Geisteskranken in einem Kostüm gesehen hatten, der Elfen nicht leiden konnte.
    »Liebling, ich glaube wirklich nicht, dass das eine gute Idee ist …«, begann Trillian, und Smoky stimmte ihm ausnahmsweise zu. Doch auch diese Bedenken wischte ich beiseite.
    »Meine Magie ist stärker geworden, seit ich mit Morio arbeite. Und es ist die einzige Möglichkeit, wie wir verhindern können, dass Fragen aufkommen.«
    Verhüllungs- oder Tarnzauber waren gar nicht so schwierig – zumindest für gewöhnliche Mondhexen. Dank meiner Abstammung bestand immer die Gefahr, dass ich es versauen würde, aber ich war eben Optimistin und außerdem die einzige Anwesende, die auch nur versuchen konnte, einen Zauber zu wirken.
    Ohne weitere Umschweife legte ich auf den Daimon an, sammelte die Macht der Mondmutter in meinen Händen und befahl ihr, in die Aura des Geschöpfs zu fließen. Ein Kribbeln raste durch meine Finger, als würden meine Nerven mit tausend Nadeln gestochen, und ich begann die Form seines Energiefelds zu verändern. Dabei konzentrierte ich mich vor allem darauf, hervorstehende Körperteile zu glätten und die Farbe zu verändern.
    Selbst wenn ich es nur so weit brachte, dass er als ÜW einer unbekannten Art durchging – Hauptsache, der Seattle Tattler bekam keine Anrufe über irgendeine Ausgeburt der Hölle, die durch die Straßen streifte. Ich dachte da an einen Werhund oder so etwas …
    Mit einem letzten Schubsen drückte ich die Energie fest, blinzelte und trat zurück. Die Gestalt des Daimons begann sich zu verändern. Wir alle warteten mit angehaltenem Atem, und dann, als der Zauber sich in seiner gesamten Aura ausgebreitet hatte, stieß ich ein ersticktes Stöhnen aus und klatschte mir die Hand vor die Stirn. Es war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.
    Der Daimon stand auf allen vieren da und starrte schwanzwedelnd zu mir hoch. »Was hast du mit mir gemacht, Weib? Ich habe nicht erwartet, dass du überhaupt etwas zustande bringen würdest. Du giltst als ungeschickter Dummkopf! Wie lange werde ich jetzt so aussehen? Ein Pudel? Ist das dein Ernst?«
    Er trat drohend einen Schritt auf mich zu und schnappte nach meinem Knöchel, doch Smoky beugte sich vor und hob das Hündchen hoch.
    »Niemand droht meiner Frau, und sei es mit der Tollwut.«
    »Ich habe keine Tollwut, du Idiot! Ich bin doch gar kein Hund!«
    »Äh, ich widerspreche dir ungern«, sagte Menolly, »aber fürs Erste bist du einer. Und das könnte zehn Minuten oder zehn Tage halten, wie ich meine Schwester kenne. Ich rate dir, dich in den dämonischen Untergrund zu verziehen, ehe der Hundefänger dich entdeckt.«
    Der Schwall von Obszönitäten, den er daraufhin von sich gab, tat mir in den Ohren weh. Anscheinend war mein Geist doch nicht so klar fokussiert gewesen, wie ich geglaubt hatte, denn er ähnelte keineswegs einem Menschen oder Werwesen. Nein, er war ein hübscher kleiner Pudel, das weiße Fell klassisch affig geschoren bis hin zum Klobürstenschwänzchen. Mit zwei unübersehbaren Unterschieden: Sowohl seine Augen als auch seine Krallen waren leuchtend rot.
    »Du siehst aus wie ein absurder Höllenhund«, sagte Trillian. »Tut mir leid, ehrlich. Meine Frau baut mit ihrer Magie oft Mist, aber sie wirkt, auch wenn Trytian dir offenbar etwas anderes
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