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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm
Autoren: Yasmine Galenorn
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scharfe Bemerkung. Meine drei Ehemänner stichelten zwar ständig gegeneinander und rangen um den ersten Platz in meinem Herzen, aber ich wusste, dass sie unter all dem Getue und den kleinen Beleidigungen echten Respekt voreinander entwickelt hatten. Keiner von ihnen würde das je zugeben, aber ich vermutete, dass sie sich sogar mochten – zumindest ein bisschen. Mehr als einmal hatte ich mitbekommen, wie Smoky und Trillian miteinander Schach spielten oder Morio Smoky half, Feuerholz hereinzuschleppen, ohne dass ihn jemand darum gebeten hätte.
    Von außen sah die Bar aus wie immer, doch ich hörte bis hierher, dass drinnen helle Aufregung herrschte. Im Gänsemarsch folgten wir Menolly, die energisch die Tür aufstieß. Ihr gehörte der Wayfarer Bar & Grill, ein beliebter Treffpunkt für Übernatürliche aller Arten und Ankunftsort vieler Besucher aus der Anderwelt. Neuerdings bot der Wayfarer auch sieben Gästezimmer – eine etwas improvisierte Frühstückspension.
    Die hatte sich allerdings als sehr beliebt erwiesen und war fast jede Nacht ausgebucht. Menolly hatte ein Zimmermädchen angestellt, weil sie mit dem Putzen nicht mehr nachkam, und einen zweiten Koch.
    Als ich durch die Tür war und das polierte Parkett betrat, blieb ich so abrupt stehen, dass ich ein wenig rutschte, und mir stockte der Atem. Die Gäste standen an der hinteren Wand zusammengedrängt und wirkten völlig verängstigt. Ein paar versuchten, sich langsam in Richtung Seitenausgang zu schieben, doch die meisten klammerten sich aneinander und wagten nicht, sich zu rühren. Ich blickte mich um und sah, was sie hier als Geiseln hielt.
    Am vorderen Ende der Bar stand ein Dämon, der sie nicht aus den Augen ließ. Sein Kopf ruckte hin und her wie eine Kobra vor einem Schlangenbeschwörer. Dieses Geschöpf hätte niemals als gewöhnlicher Übernatürlicher durchgehen können. Er sah aus wie ein wahrer Dämon aus einem Albtraum mit rauchgrauer Haut und Hörnern, die sich hoch über seinen Kopf emporschwangen. Seine ledrige, straffe Haut schimmerte über Muskeln, die hart genug aussahen, um einem Vorschlaghammer standzuhalten. Auf gespaltenen Hufen ragte er gut über zwei Meter hoch auf, und seine Fingernägel waren lang und rasiermesserscharf.
    Außerdem stand er über einer sehr eindeutig toten Gestalt.
    »Das ist allerdings ein Dämon … glaube ich.« Aus irgendeinem Grund kam mir seine Energie ein klein wenig anders vor als die der meisten Dämonen, die mir bisher begegnet waren. Aber Dämonen waren nicht alle gleich, sagte ich mir. Abgesehen davon – wenn es aussieht wie ein Dämon und kämpft wie ein Dämon … ist es wahrscheinlich keine Ente.
    Derrick, der Barkeeper – ein Werdachs – hatte sich zwischen die Gäste und den Dämon gestellt und zielte mit einer abgesägten Schrotflinte auf das Geschöpf. Ich biss mir auf die Zunge. Dieses Gewehr würde die Höllenbrut wohl eher kitzeln als verletzen.
    Menolly musterte den reglosen Körper auf dem Boden und stieß einen leisen Pfiff aus. »Ja, dieser Elf ist tot, das steht fest.«
    Ich nickte. »Und der da ist ein übler Bursche.«
    Wir kamen zu spät, um dem Elf zu helfen, aber mit etwas Glück würde es uns vielleicht gelingen, ein Massaker zu verhindern. Wir fächerten uns auf, und ich bedeutete Derrick, er solle beiseitegehen. Er wartete auf Menollys Bestätigung, nickte dann und ging aus dem Weg. Als ich mich dem Geschöpf zuwandte, fragte ich mich, was genau das für ein Dämon sein mochte. Offenbar gab es von denen so viele verschiedene Arten wie bei den Spinnen. Einige hatten wir leider bereits gut genug kennengelernt, um sie auf den ersten Blick bestimmen zu können, aber der da … Ich hatte keine Ahnung, womit wir es hier zu tun hatten.
    Vanzir hätte uns das sagen können, aber zurzeit fühlte ich mich noch wesentlich wohler, wenn er und Smoky sich nicht im selben Raum aufhielten. Smoky wusste immer noch nicht, was zwischen Vanzir und mir geschehen war, und dabei wollte ich es auch belassen – zumindest so lange, bis ich irgendwie sicherstellen konnte, dass er Vanzir nicht in der Luft zerpflücken würde.
    Menolly fauchte. »Was zum Teufel hast du in meiner Bar zu suchen? Verzieh dich zurück in die U-Reiche, und grüß Schattenschwinge von uns.«
    Sie trat vor, doch der Dämon hob den Kopf und richtete den Blick auf sie. Sie stieß ein schrilles Quietschen aus und fiel zu Boden.
    Ich eilte zu ihr hinüber, doch ehe ich sie erreichen konnte, hatte sie sich wieder
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