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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman
Autoren: Olga Krouk
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Rechts!«, rief Alba ihm zu. Einer der Angreifer schlug ihm mit einem Schlagstock auf den Kopf. Der Hieb traf ihn an der Schläfe und brachte ihn zum Taumeln. Der Jugendliche holte erneut zum Schlag aus, als etwas an ihm hochschnellte und ihn ins Handgelenk biss. Nibbles! Der kleine Nager, der seinem Namen alle Ehre machte, wenn auch auf eine sehr bizarre Weise.
    »Es macht dir Spaß?«, fauchte Evelyn und trat auf ihre Gegnerin zu, womit sie Ylva die Sicht versperrte. »Du bist nicht in der Lage, irgendetwas zu empfinden. Also lass Adrián in Ruhe!« Sie machte eine Pause. Ihre nächsten Worte klangen leiser und verzweifelter: »Ich bitte dich. Lass ihn am Leben.«
    »Ach wie rührend. Mal sehen, werde ich dich dazu bringen, mich anzuflehen?«
    Evelyn schluckte, rang sichtlich mit sich und beugte
schließlich das Knie. »Alles, was du willst. Ich flehe dich an. Zufrieden?«
    Oya schien zu überlegen, dann schmunzelte sie. »Hmmm. Nein.« Sie kniff die Augen zusammen und schlug noch einmal ihre Krallen in sein Gesicht. »Sag deinem Leichenfreund Lebewohl. Sprich aber schnell, er macht’s nicht mehr lange.«
    »Nein!« Evelyn stürmte auf sie zu. Der Nebel bäumte sich hinter ihr auf, die Rauchschwaden wurden zu Pranken, die auf Oya zuschossen, als wollten sie die Hexe von dem Nachzehrer wegzerren.
    Oya sprang auf die Beine, zerrte Adrián mit sich und stieß ihn Evelyn in die Arme. »Hier, nimm ihn, falls du ihn so sehr begehrst.« Sie klopfte sich die Hände ab. »Ich bin fertig, du darfst aufräumen. Ich hoffe, du hast einen Besen und eine Schaufel mitgebracht.«
    Er fiel. Evelyn fing ihn auf, kniete sich nieder und drückte ihn an sich. »Adrián … hörst du mich? Bitte, sag etwas!«
    Doch er würde nie mehr etwas sagen - ein Blick genügte Ylva, um das zu begreifen, was Evelyn mit allen Sinnen abzustreiten versuchte. Obwohl Oya ihn nicht mehr berührte, verbrannte sein Gewebe. Das unsichtbare Feuer zersetzte jede Faser seines Körpers, verschlang Haut, Knochen und sogar Kleidung und hinterließ nichts als Asche.
    »Adrián!« Evelyn weinte, ohne Tränen zu vergießen. Ihre Schultern bebten, und die Hände krampften sich um seinen Rumpf, der keinen Kopf mehr besaß. »Bitte,
Adrián. Verlass mich nicht. Nicht so. Nicht, ohne dass du weißt, dass ich dich …« Sein Leib zerbröckelte, Stück für Stück, bis nichts mehr von ihm übrig blieb.
    »Er hat sich sein Ende gewünscht«, sagte Oya, und ihre Sprache ähnelte einem betörenden Singsang. Welche Dämonen gedachte sie wohl damit zu beschwören? »All die Jahre, in denen Herzhoff und er nach einer Hexe gesucht haben, hatte er nichts anderes im Sinn als den Wunsch, seinen Fluch loszuwerden. Aber nicht das war der Grund, warum ich es mit ihm so leicht hatte. Er hat sich meiner Macht ergeben, weil er ohne dich nicht existieren wollte. Die Gedanken an dich, an deinen … Verrat … haben ihn gebrochen. Du hättest ihm nicht verschweigen dürfen, wer du bist und was du getan hast, dann hätte er mit dir alle Hürden genommen, wohin der Weg an deiner Seite ihn auch geführt hätte.«
    Evelyn zitterte am ganzen Körper, kauerte auf dem Boden, als würde sie Adrián noch in den Armen halten. Ihr Blick wirkte vollkommen leer und starr. Kein Leben fand sich mehr darin, keine Gefühle - bis auf den Hass.
    »Verrate mir, denn ich bin so neugierig: Hast du ihn wirklich geliebt?«, fragte Oya und wickelte sich eine der Strähnen, die das Oval ihres Gesichts betonten, um den Finger. »Oder hast du nur mit ihm gespielt?«
    Die Antwort kam nicht, weil Marias Verstärkung anrückte: Totenküsser, Dämonenträger und einfache Menschen, die vermutlich nur als Kanonenfutter dienten. Die Ankömmlinge fielen den Metamorphen und Conrad in den Rücken. Nun saß das kleine Grüppchen in der Klemme.
Ylva konnte dem nicht mehr tatenlos zusehen. Sie kroch zu der Pistole, die Adrián verloren hatte, hob die Waffe und schoss. Die Kugeln verwundeten zwei Jugendliche. Einen weiteren erwischte sie am Kopf. Trotzdem waren es so viele, dass Conrad und seine Begleiter ihnen auf Dauer nicht standhalten würden.
    Fieberhaft überlegte Ylva, was sie tun sollte, um diesen Wahnsinn zu stoppen. Ihr Blick schweifte durch den Gang und blieb an Maria hängen, die zusammen mit Stella abseits stand und das Geschehen mit ausdrucksloser Miene beobachtete. Würden ihre Leute weiterhin kämpfen, sollte der Messias fallen? Doch wie vernichtete man eine Unsterbliche?
    Evelyn stand auf, blass, zitternd und
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