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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Roswitha Hedrun
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empfing Lukas einfallende Helligkeit, die sich noch steigerte, als er in die Gute Stube, trat. Darin überraschte ihn eine ockerfarbene Polstergarnitur, eine mit etwas Geschirr gefüllte Mahagonikredenz sowie ein Schreibpult mit Stuhl, beides ebenfalls aus dem derzeit so beliebten afrikanischen Mahagoni. Aus dem gleichen Holz bestand auch das Mobiliar in der dahinter gelegenen Schlafstube. Welcher Unterschied zu der bisherigen düsteren Hotelsuite, dachte Lukas und strahlte - hier wird er sich wohl fühlen.
"Bist schließlich ein Adeliger", meinte Carlo, als er Lukas half, seine Kleidungsstücke in den Wandkasten zu ordnen, "da braucht man eine komfortable Suite wie diese hier. Meine Dachstube ist viel einfacher, aber trotzdem hübsch, ich wollte nicht tauschen."
Als sie dann die Toilettenartikel auf dem Waschtisch verteilten, bewunderte Carlo das Rasiermesser mit diesem Schildpattgriff und wollte von Lukas wissen, seit wann er sich rasiere.
"Noch nicht lang", gab der zurück, "und du?"
"Auch noch nicht lang. Lukas, diese Suite hier hat unser Maestro sicher deshalb für dich gewählt, weil sie farblich so gut zu dir passt, die Holzmöbel zu deinem Mahagoni farbenen Haar und die Polster zu deinen gelben Augen. Wie ich dich zum ersten Mal gesehen habe, habe ich gerätselt, ob deine Augen grün sind oder hellbraun, aber sie sind keins von beidem, sondern gelb, richtig gelb. Die Augen einer Katze. Du bist ein sehr attraktiver Junge. Mir gefällt auch, dass du so klein bist, kaum größer als dein Onkel."
Er trat dicht vor Lukas hin und stellte fest, dass Lukas ihm gerade bis zur Nasenspitze reichte.
"Reizend", lächelte er verzückt, wie er dann wieder zurücktrat, "bist ein zierlicher Junge" . , auf Lukas' strengen Blick hin verbesserte er sich erschreckt, "ei-ein schlanker Junge."
"Brems dich gefälligst, si?"
"Si - bene", fasste sich Carlo wieder.
Den Rest hatten sie dann schnell verteilt und eingeräumt, wonach Carlo Lukas durch den Palazzo führte. Beginnend mit dem Dachgeschoss, in dem sich die Stuben für die Domestiken und die Garzoni befanden. "Den ersten Stock und das Hochparterre kennst du ja bereits", sagte Carlo, als sie wieder hinab gingen und führte ihm dann den Keller vor, wo das Heizmaterial, einige Weinfässer sowie verschiedene Werkzeuge lagerten.
"Und nun zeige ich dir das Wichtigste", kündete Carlo ihm lächelnd an, "unseren Speiseraum, er liegt im Hofgarten. Wirst staunen, einen gemütlicheren Speiseraum hast du bestimmt noch nie gesehen. Ein echtes Blockhaus, der Maestro selbst hat es aus feuerfestem Holz direkt an das Küchenhaus bauen lassen."
Einen behaglicheren Speiseraum hatte Lukas in der Tat noch nie gesehen, er wollte ihn nicht mehr verlassen. "Ihr führt hier ja ein feudales Leben", meinte er, was Carlo ihm bestätigte:
"Stimmt, wenn auch ich, der seit Ostern einzige Bursche dieser Bottega, ordentlich herum gescheucht worden bin. Du weißt sicher, dass ein Garzone gleichsam Dienstbursche ist. Aber jetzt bist ja auch du hier, und zu zweit schaffen wir alles mit links."
Nachdem Carlo Lukas schließlich mit der hiesigen Haushälterin, dem Gärtner und den beiden Knechten bekannt gemacht hatte, sagte er: "So, Lukas, damit habe ich dir, bis auf das Bildhaueratelier, alles Wesentliche unserer Bottega vorgeführt und muss dich jetzt alleine lassen. Die Pferde deines Onkels haben sich bestimmt satt gefressen, ich muss einen der Knechte bitten, sie wieder einzuspannen. Hat dein Onkel eigentlich keinen Kutscher?"
"Nie", lachte Lukas, "er kutschiert doch selbst so gern."
"Ach, so ist das. Also, wir sehen uns später."
"Si, Bis dahin betrachte ich mir das Freilichtatelier."
Alphonse und der Maestro saßen in der moosgrünen Plauschecke, als Lukas einige Zeit später vorsichtig vom Hofgarten her hinauf in das Privatatelier des Maestros blickte. Alphonse entdeckte ihn, trat zu ihm heraus und forderte ihn auf: "Los, jetzt holen wir die beiden Ledertaschen her, dein Maestro weiß noch nichts davon."
Es dauerte etwas, bis sie die schweren Gepäckstücke herbeigeschleppt hatten, die sie dem Maestro dann vor die Füße stellten.
"Ein Geschenk für Euch", erklärte ihm Alphonse, während er die Taschen öffnete, "prego, seht hinein."
Ungläubig blickte der Maestro in die Farbentasche, griff hinein, hob mehrere der kleinen Dosen hoch und sah tiefer in die Tasche. "No!", brachte er endlich hervor, "alles Ölfarben? - Das, das kann nicht sein!"
Alphonse forderte ihn auf: "Seht Euch die Beschriftung genauer an,
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