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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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Wut in ihren Augen konnte sich
sehen lassen.
    Das war ein Fehler von ihr:
mich zu schlagen, insbesondere in der Laune, in der ich war. Ich grinste sie
an, und sie wich instinktiv vor mir zurück, bis sie gegen die Wand stieß und
nicht weiter konnte.
    »Wenn du einen Mann schlägst«,
sagte ich und ging näher auf sie zu, »solltest du dich erst vergewissern, daß
er ein Gentleman ist. Ich bin im Augenblick keiner.«
    Das genügte. Sie verschwand
plötzlich und lag dann, hysterisch kreischend, vor mir auf dem Boden.
    Auf einem niedrigen Tisch in
der Nähe stand eine große Schale mit Blumen. Ich nahm die Blumen heraus und
warf sie aus dem Fenster. Dann leerte ich den Inhalt der Schale Adele über den
Kopf. Ihr hysterischer Anfall brach mitten in einem Schrei ab.
    Sie schnappte eine Weile nach
Luft und gurgelte Blumenwasser. Dann erhob sie sich mühsam auf die Füße. Ihr
Haar klebte fest an ihrem Kopf, und eine gelbe Rose, die mir entgangen war,
hatte sich bescheiden hinter ihrem Ohr verfangen. Sie sah aus wie Hawaii
zwanzig Minuten nach einem Hurrikan.
    »Man soll nie einen Kerl
schlagen, der größer als man selbst ist«, belehrte ich sie. »Er könnte wirklich
mal zurückschlagen, und das tut dann weh.«
    »Du...« Sie sah mich hilflos
an, hinkte dann langsam zu der Couch hinüber. Sie setzte sich erschöpft hin und
stützte ihren Kopf in die Hände. »Du«, stieß sie mit gebrochener Stimme hervor,
»du bist verrückt. Ein Wahnsinniger. Du solltest eingesperrt werden, in eine
Gummizelle eingeschlossen und...«
    »Du hast mich schon einmal
unterbrochen«, unterbrach ich sie, »laß es nicht zu einer Gewohnheit werden.«
    Sie öffnete schnell ihren Mund,
sah dann mich an und schloß ihn ebenso schnell wieder.
    »Jemand hat mich hintergangen«,
wiederholte ich, »wie ich dir schon sagte, ehe du anfingst, anzugeben. Mir
stehen nur drei Möglichkeiten zur Wahl. Du oder Aubrey oder ihr beiden. Und ich
setze immer noch darauf, daß ihr beide zusammen es wart. Ist das nicht der
Grund, weshalb du Nickyboy für immer aus dem Weg
geschafft haben wolltest? Irgendwo sicher eingesperrt und den Schlüssel weggeworfen?
Damit ihr nicht zu erschrecken brauchtet, jedesmal wenn die Tür aufging?«
    Adele schüttelte langsam den
Kopf. »Wenn du bloß einmal den Mund halten und mich anhören wolltest«, antwortete
sie. »Das bildest du dir alles nur ein. Als ich das erste Mal in deinem Büro
saß, warst du so gerissen, daß du im ersten Augenblick alles gleich
durchschautest. Aubrey und ich! Ich wußte sofort, daß es keinen Wert hatte,
sich mit dir herumzustreiten. Du hättest es trotzdem geglaubt.«
    Sie lachte rauh .
»Das ist sogar komisch«, fuhr sie fort. »Hast du dir Aubrey einmal genau
angesehen? Für ihn sind Frauen Menschen, die sich keinen Schnurrbart stehen
lassen können. Die großen, kräftigen, überentwickelten jugendlichen Bullen wie
du, die sind es, die überall herumlaufen und Frauen schlagen müssen, um sich zu
beweisen, daß sie das stärkere Geschlecht sind.«
    »Von Psychologie habe ich
reichlich genug, seitdem ich in dem Sanatorium war«, erklärte ich. »Was ich
brauche, Schätzchen, sind Informationen, und keine Analyse, und bisher hast du
in dieser Hinsicht noch nichts gesagt.«
    Sie sah auf ihre Uhr. »Aubrey
muß in einer Stunde zurück sein«, sagte sie. »Warte doch auf ihn und fordere
von ihm Informationen. Wenn er sie dir nicht gibt, kannst du ihn gründlich
verprügeln. Und dabei brauchst du nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu
haben. Es wird ihm großen Spaß machen. Verdresche ihn nach Strich und Faden,
und er wird dir nur sagen, wie du ihm wirklich weh tun kannst. Und darauf wärst
du von allein niemals gekommen.«
    »Was ist sonst noch mit Aubrey
los?« fragte ich ruhig.
    »Wenn ich an ihn denke,
überläuft mich schon eine Gänsehaut«, erwiderte sie wild. »Du siehst nur diesen
abscheulichen Schnurrbart und den Mund darunter, wenn er seine glänzenden Zähne
zeigt. Und seine Lippen entschuldigen sich höflich für alles, sogar dafür, daß
er lebt. Aber Aubrey lernst du erst kennen, wenn du seine Augen beobachtest.
Ich bin schon schreiend aus Alpträumen aufgewacht, in denen er nur dastand und
mich betrachtete. Was anderes ist nie passiert. Nur diese Augen, die mich
dauernd beobachten.«
    »Du brauchst was zu trinken«,
sagte ich.
    »Das kann man wohl sagen«,
bestätigte sie. »Aber diese Augen kann ich nicht vergessen, auch wenn ich zehn
Drinks getrunken habe. Das einzige, was Aubrey
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