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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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werden.
    »He«, schrie er, »Sie hätten
mich fast überfahren!«
    »Meine Schuld ist es nicht, daß
ich Sie nicht erwischte«, knurrte ich ihn an. »Warum hatten Sie es auch so
eilig?«
    Vor dem Apartmenthaus der
Blairs fand ich einen besseren Parkplatz. Ich trat rasch in das Gebäude, mußte dann
zwanzig Sekunden auf einen Fahrstuhl warten. Als ich die neunte Etage
erreichte, ging ich schnell zur Tür der Blairs und drückte auf die Klingel. Ich
wartete vielleicht zehn Sekunden, aber niemand machte sich die Mühe, mir zu
öffnen. Darum ließ ich meinen Daumen auf dem Klingelknopf ruhen und trat
gleichzeitig gegen die Tür. Mir schien, es machte fast so viel Krach wie der
Ausbruch der Schlacht bei Gettysburg. Selbstverständlich fehlten die Trompeten.
    Die Tür wurde heftig nach innen
aufgerissen und knallte gegen die Wand.
    »Oh«, sagte Adele erschrocken,
»ich dachte, es wäre ein Brand ausgebrochen. Hast du diesen Lärm hier
veranstaltet?«
    »Wenn du die Tür aufmachen
würdest, wenn jemand klingelt, brauchte keiner solchen Lärm zu machen«,
antwortete ich. »Bildest du dir ein, ich hätte nichts Besseres zu tun, als den
ganzen Tag draußen im Gang zu stehen und an deiner Tür zu poltern?«
    »Was ist dir denn über die
Leber gekrochen?« fragte sie verwundert.
    »Blutsauger«, sagte ich. »Die
Großen fressen die Kleinen, und ich habe mir immer eingebildet, ich sei ein
Großer — bis heute. Da stellte ich fest, daß ich höchstens die Größe einer Maus
habe.«
    »Wenn du wieder bei Sinnen
bist, Danny«, sagte sie kalt, »dann gib mir Bescheid.« Sie wandte sich von mir
ab und ging auf ihr Zimmer zu. Ich streckte die Hand aus, faßte ihr Kleid am
Rückenausschnitt und zog sie zurück. Einen Augenblick lang versuchte sie, in
der anderen Richtung weiterzugehen, und einer von uns beiden mußte nachgeben.
In diesem Fall war jedoch das Kleid der Klügere. Es riß einfach an ihrem Rücken
bis zur Taille auf.
    Ich ließ es plötzlich los, und
dadurch konnte Adele wieder weitergehen. Es muß sie überrascht haben, daß sie
nicht vorwärts kam, obwohl sie doch die ganze Zeit Schritte gemacht hatte. Sie
ging aus ihrem Kleid heraus und stolperte erst im letzten Augenblick darüber,
als sich ihre Füße darin verfingen. Sie fiel flach vornüber.
    Sie trug ein Nylonunterkleid,
das schlicht und schick war und in keiner Weise zu den Ausdrücken paßte, die
sie gebrauchte. Sie richtete sich langsam auf Hände und Knie und stand dann
schließlich ganz auf. Ihre Augen benutzten viel stärkere Kraftausdrücke als
ihre Stimme.
    »Du kannst doch nicht einfach
von mir fortlaufen, solange ich noch mit dir rede, Schatz«, sagte ich. »Das
paßt mir nicht.«
    »Du mußt betrunken sein oder
verrückt«, fuhr sie mich an, »oder beides.«
    »Man behauptet immer, daß man
jeden Tag etwas Neues lernt«, erwiderte ich. »Schatz, heute habe ich wirklich
einen großen Tag. Mir fällt alles zu. Ich kam gerade dahinter, daß ich es ja
gar nicht organisierte, wie Nickyboy in das
Sanatorium eingeliefert wurde. Das war tatsächlich ein ganz anderer. Ich
spielte die ganze Zeit nur den Strohmann. Die Geschichte wurde von einem
Burschen namens Herbie inszeniert. Er ist ein Schuft, der für einen anderen
Schuft namens Lamb arbeitet. Erinnerst du dich noch an ihn? Der Bursche, der
die Hamlet=Aufführung finanzierte und jetzt nach seinem verschwundenen Hamlet
sucht.«
    Sie schüttelte verwirrt ihren
Kopf. »Danny, davon begreife ich kein Wort.«
    »Trotzdem stimmt alles«,
antwortete ich. »Herbie ließ Nickyboy nicht im
Interesse dieses Fettwanstes festsetzen. Folglich muß er für einen anderen
arbeiten. Die Auswahl ist nicht groß. Mein Schätzchen, da gibt´s nur drei
Möglichkeiten: du oder Aubrey oder ihr beide zusammen.«
    »Danny!« Einen Augenblick
flackerte Angst in ihren Augen auf. »Du glaubst doch nicht etwa, daß... Das
traust du mir doch nicht zu?«
    »Warum nicht? Bist du etwas
Besonderes? Was soll denn schon an dir sein? Du hast deinen Mann mit seinem
Sohn betrogen, und erst vor kurzem hast du ihn auch mit mir betrogen.
Wahrscheinlich gehöre ich zu der Reihe, die rechts steht, ich bin nur eine
Nummer. Bist du deswegen schon etwas Einzigartiges? Du hast so viel Erfahrung
darin, deinen Mann zu betrügen, daß du auch schon Experte in jeder anderen Form
von Betrug sein mußt.«
    Sie schlug mir mit der rechten
Hand hart und fest ins Gesicht. Ich spürte, wie sich ihr großer Ring in meine
Haut grub. Ihre Wangen waren flammendrot, die
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