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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
Autoren: Rachel Hawkins
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nahm sehr zögerlich einen Schluck aus dem warmen Becher. Es schmeckte noch schlimmer, als es roch, aber sobald es durch meine Kehle rann, spürte ich, wie ein Teil des Schmerzes in meinem Schädel verebbte. Ich schloss die Augen und lehnte mich wieder an das Kopfteil des Bettes. »Warum brauchen Sie uns dafür?«, fragte ich. »Könnt ihr Mädels das nicht einfach allein machen?«
    Drückendes Schweigen senkte sich über den Raum, und als ich die Augen öffnete, maßen Mom und Aislinn einander mit Blicken.
    »Sie weiß es nicht?«, fragte Aislinn schließlich, und in meiner Brust wuchs eine Mischung aus Angst und Wut. Ich wollte mich dem nicht stellen. Ich war noch nicht bereit, mich dem zu stellen, nicht jetzt.
    Doch als sich Mom zu mir umdrehte, wusste ich Bescheid. Ich sah es in der Furcht und der Traurigkeit auf ihrem Gesicht, merkte es an der Art, wie sich ihre Hände in die Decke krallten. Und ob ich mich nun damit auseinandersetzen wollte oder nicht, ich wusste, dass es einen ganz einfachen Grund dafür gab, warum sie hier war.
    Trotzdem hörte ich mich fragen: »Mom?«
    Aber es war Aislinn, die antwortete. »Deine Mutter ist eine Brannick, Sophia. Was dich ebenfalls zu einer von uns macht.«

4
    Als die Tür hinter Aislinn ins Schloss fiel, ließ Mom das Gesicht in die Hände sinken und stieß zitternd den Atem aus. Ich kippte den Rest des Getränks hinunter, das mir Aislinn gegeben hatte. Sofort ging es meinem Kopf besser. Tatsächlich fühlte sich alles angenehmer an, und ich fühlte mich beinahe … munter, obwohl ich einen Geschmack im Mund hatte, als hätte ich gerade eine Kiefer abgeleckt.
    Doch der widerliche Geschmack in meinem Mund war schon in Ordnung. Er lenkte mich von der Tatsache ab, dass im Wesentlichen alles in meinem Leben eine Lüge gewesen war. Oder dass ich irgendwie siebzehn Tage verloren hatte. Oder dass ich einen Geist in meinem Körper hatte.
    Plötzlich fehlte mir Jenna so sehr, dass ich es beinahe wie einen körperlichen Schmerz verspürte. Ich wollte ihre Hand halten und sie etwas sagen hören, damit wir über diese unglaublich vertrackte Situation lachen konnten.
    Archer hätte ich auch gern dagehabt. Er hätte wahrscheinlich auf seine nervig heiße Art eine Augenbraue hochgezogen und einen anzüglichen Witz darüber gemacht, dass ich von Elodie besessen war.
    Oder Cal. Er würde zwar gar nichts sagen, aber allein durch seine Anwesenheit würde es mir besser gehen. Und Dad …
    »Sophie«, sagte Mom und riss mich aus meiner Träumerei. »Ich weiß nicht … ich weiß nicht einmal, wie ich anfangen soll, dir das alles zu erklären.« Sie sah mich mit rot geweinten Augen an. »Ich wollte es schon so oft tun, aber es war immer alles so … kompliziert. Hasst du mich jetzt?«
    Ich holte tief Luft. »Natürlich nicht. Ich meine, ich finde das jetzt nicht toll oder so . Und ich nehme mir das Recht heraus, deswegen später mal richtig Schiss zu kriegen. Aber weißt du was, Mom? Im Moment bin ich so dermaßen glücklich darüber, dich zu sehen, dass es mir sogar scheißegal wäre, wenn du ein verdeckter Ninja wärst, der aus der Zukunft geschickt wurde, um kleine Kätzchen zu töten und Regenbögen zu vernichten.«
    Sie kicherte – ein ersticktes, gurgelndes Geräusch. »Du hast mir so gefehlt, Soph.«
    Wir hielten uns in den Armen, mein Gesicht lag an ihrem Schlüsselbein. »Aber ich will die ganze Geschichte hören«, murmelte ich undeutlich. »Es muss alles auf den Tisch.«
    Sie nickte. »Unbedingt. Nachdem wir mit Aislinn gesprochen haben.«
    Ich löste mich von ihr und verzog das Gesicht. »Also, wie bist du genau mit ihr verwandt? Seid ihr so was wie Cousinen?«
    »Wir sind Schwestern.«
    Ich starrte sie an. »Moment mal. Dann bist du also eine Brannick- Brannick? Aber du hast noch nicht mal rotes Haar.«
    Mom erhob sich vom Bett und drehte ihren Pferdeschwanz zu einem Knoten. »Das nennt man Tönung, Soph. Jetzt komm aber. Aislinn hat sowieso schon schlechte Laune.«
    »Ja, das ist mir auch aufgefallen«, murrte ich, schob die Decken beiseite und stand auf.
    Als wir das kleine Zimmer verließen, kamen wir zunächst auf den spärlich beleuchteten Flur. Auf dieser Etage gab es nur noch einen weiteren Raum, und ich ertappte mich plötzlich dabei, dass ich an Thorne Abbey und seine vielen Flure und Zimmer denken musste. Es war immer noch unfassbar, dass ein so gewaltiges Gebäude einfach … nicht mehr stand.
    Dann ging es eine schmale Treppe hinunter, die zu einem niedrigen,
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