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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
Autoren: Rachel Hawkins
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Elodie sprang zurück. Na gut, schwebte zurück.
    Einen Augenblick lang waren wir alle drei wie erstarrt; ich hielt das Schwert wie einen Baseballschläger, Elodie verharrte einen Meter über dem Boden, und der Werwolf hockte vor uns. Ich hatte keine Ahnung, ob es ein männlicher oder ein weiblicher Werwolf war, aber ich meinte, dass er jung sein müsse. Weißer Schaum troff von seiner Schnauze. Werwölfe sind irgendwie sabbrig.
    Der Werwolf senkte den Kopf. Ich umklammerte das Schwert fester und wartete darauf, dass er sprang. Aber statt einen Satz zu machen, um mir die Kehle aufzureißen, gab dieser Werwolf ein leises Heulen von sich, beinahe so, als würde er weinen.
    Ich sah ihm in die Augen, die verstörend menschlich wirkten. Jepp, eindeutig Tränen. Und Furcht. Jede Menge Furcht. Er hechelte laut. Ich hatte den Eindruck, dass er schon ziemlich lange gerannt war.
    Plötzlich ging mir durch den Sinn, dass der Itineris vielleicht doch nicht so ein Schrott gewesen war, wie ich gedacht hatte. Irgendetwas hatte diesem Werwolf Angst eingejagt, und das schafften nur die wenigsten. Gruselige irische Prodigienjäger? Ganz weit oben auf der Liste.
    »Elodie … «, fing ich an. Aber bevor ich weitersprechen konnte, verlosch sie wie eine zickige Libelle.
    Der Werwolf und ich standen plötzlich im Dunkeln. Ich fluchte, während der Werwolf ein Knurren von sich gab, das wirklich wie ein Knurren klang. Für einige Sekunden, gerade lange genug, dass ich dachte, ich hätte mich vielleicht geirrt, war es im Wald still und ruhig.
    Und dann explodierte alles.

2
    Irgendwo vor mir wurde gerufen, daraufhin bellte der Werwolf. Ich hörte ein kurzes Scharren, gefolgt von einem markerschütternden Jaulen. Und dann nur noch mein Atem.
    Aus dem Augenwinkel erhaschte ich eine Bewegung und trat instinktiv darauf zu. Das Schwert hielt ich noch immer vor mich.
    Plötzlich schien mir ein helles Licht genau ins Gesicht, viel heller als vorher das von Elodie. Ich schloss die Augen und stolperte. Im gleichen Moment krachte mir etwas so fest auf die ausgestreckte Hand, dass ich aufschrie. Die Hand wurde sofort taub, Archers Schwert entglitt mir. Ein weiterer Treffer, diesmal von hinten in die Beine, und plötzlich lag ich auf dem Rücken.
    Auf einmal war etwas Schweres auf meiner Brust, knochige Knie pressten meine Arme nieder. Ich spürte ein scharfes Brennen unterm Kinn und hatte Mühe, nicht zu wimmern.
    Dann fragte eine helle Stimme: »Was bist du?«
    Zaghaft öffnete ich die Augen. Die Taschenlampe, die mich geblendet hatte, lag jetzt ein Stück von meinem Kopf entfernt und spendete mir gerade genug Licht, um zu erkennen, dass da offenbar ein zwölfjähriges Mädchen auf meiner Brust saß.
    Eine Sechstklässlerin hatte mich fertiggemacht? Das war peinlich.
    Dann erinnerte mich das kalte Metall an meinem Hals daran, dass diese spezielle Sechstklässlerin ein Messer in der Hand hielt.
    »Ich bin … ich bin gar nichts«, sagte ich und versuchte, den Mund dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Meine Augen gewöhnten sich schnell an das fahle Licht, jetzt konnte ich auch das leuchtend rote Haar des Mädchens erkennen. Und so komisch das scheinen mag – ich hatte ja eine Klinge am Hals und überhaupt – , aber ich habe trotzdem zuerst gedacht: Oh, Gott sei Dank.
    Dieses Mädchen war vielleicht ein bisschen kleiner als erwartet, aber sie entsprach in vieler Hinsicht meiner Vorstellung von den Brannicks. Das war eine große Familie von Frauen, immer nur Frauen, obwohl ich vermute, dass Männer auch irgendwo eine Rolle spielten, wenn man bedenkt, dass die Familie seit über tausend Jahren existierte. Als Nachkommen einer megamächtigen weißen Hexe namens Maeve Brannick hatten sie sich dem Ziel verschrieben, die Welt vom Bösen zu befreien.
    Dummerweise entsprach ich genau ihrer Definition des Bösen.
    Das Mädchen zog die Brauen zusammen. »Du bist irgendetwas«, zischte sie und beugte sich näher heran. »Ich kann es fühlen. Was immer du bist, es ist nicht menschlich. Entweder du erzählst mir, was für eine Art von Freak du bist, oder ich schneide dich auf und finde es selbst heraus.«
    Ich starrte sie an. »Du bist ja wirklich eine ganz knallharte Kleine.«
    Sie blickte noch grimmiger.
    »Ich suche die Brannicks«, stieß ich hastig hervor. »Und ich glaube, du bist eine, weil … na ja, rotes Haar und Gewalt und alles, was dazugehört.«
    »Wie heißt du?«, fragte sie, während das Brennen an meinem Hals anfing, richtig
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