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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01
Autoren: Rachel Hawkins
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gewesen war.
    Eine Woche nach Archers Verschwinden hockte ich auf meinem Fenstersitz und blätterte in einem Schulbuch über Zauberliteratur. Obwohl Lord Byron von jedem Verdacht freigesprochen worden war, würde er doch nicht nach Hecate zurückkehren. Mich beschlich der Verdacht, dass er etwas ausgesprochen Unhöfliches zu Mrs Casnoff gesagt hatte, als sie ihn um seine Rückkehr bat, denn sie hatte ziemlich oft die Lippen geschürzt, als sie verkündete, dass wir einen neuen Lehrer bekommen würden. Am Ende wurde es dann die Vandy. Ich hatte schon gehofft, sie würde nun vielleicht ein wenig netter zu mir sein, nachdem sie mich vor einem Mörder gerettet hatte. Aber abgesehen davon, dass sie meinen Kellerdienst für den Rest des Halbjahres aufhob (ganze drei Wochen – wirklich großzügig von ihr!), wurde sie kein bisschen nachgiebiger. Wir mussten jetzt schon drei Aufsätze für Freitag schreiben, weshalb ich versuchte, in dem blöden Schulbuch etwas zu finden, das mich auch nur halbwegs interessierte.
    Ich hatte gerade angefangen, einen Absatz über Christina Rossettis Koboldmarkt zu lesen, als ich eine Bewegung draußen auf dem Rasen wahrnahm. Es war Elodie, die entschlossen auf den Wald zuging. Sie und Alice waren wohl zu dem Schluss gekommen, dass Besen doch ein wenig zu auffällig wären.
    Ich redete mir ein, dass ich nicht eifersüchtig war und es ganz in Ordnung war, dass Alice während der letzten Wochen keinerlei Versuche unternommen hatte, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Elodie war ohnehin die bessere Schülerin. Ich blickte zu dem Schrank hin, in dem ich Jennas Löwen, Bram, verstaut hatte. Ein paar Tage nach ihrer Abreise hatte ich ihn verstecken müssen, weil mich sein Anblick zu sehr schmerzte. In der vergangenen Woche hatte ich dann die Kette, die Alice mir gegeben hatte, aus einem ähnlichen Grund um Brams Hals gehängt. Ich brauchte sie ohnehin nicht mehr, um mich wachzuhalten.
    Ich starrte noch immer auf den Schrank, als sich die Zimmertür öffnete.
    »Hast du mich vermisst?«, fragte Jenna grinsend. Ich weiß nicht, wer von uns beiden schockierter war, als ich in Tränen ausbrach.
    Sie hatte das Zimmer im Nu durchquert, schlang die Arme um mich und führte mich zu meinem Bett. Sie nahm mich in die Arme, während ich weinte.
    Jenna griff hinter sich und nahm eine Schachtel Kleenex von meinem Schreibtisch. »Hier«, sagte sie und reichte sie mir.
    »Danke.« Ich schnaubte in das Papiertaschentuch. Dann stieß ich einen tiefen, bebenden Atemzug aus. »Puh. Jetzt fühl ich mich besser.«
    »Waren ein paar harte Wochen, was?«
    Ich warf ihr einen Seitenblick zu. Sie sah so gut aus wie noch nie. Ihre Haut war zwar immer noch ziemlich bleich, aber auf ihren Wangen lag ein rosiger Hauch. »Haben sie dir alles erzählt?«
    Jenna nickte. »Ja, aber ich kann es immer noch nicht glauben. Archer kam mir echt nicht wie ein heimlicher Dämonenjäger vor.«
    Ich schnaubte und putzte mir wieder die Nase. »Da bist du nicht allein. Du warst doch beim Rat. Sind sie sehr alarmiert?«
    »Mehr als das. Nach dem, was ich gehört habe, sind Archer und seine ganze Familie wie vom Erdboden verschwunden. Niemand weiß, was genau passiert ist, aber es scheint ziemlich klar zu sein, dass sie alle mit drinstecken.« Jenna fuhr sich durch das Haar. »Verrückt, wenn man sich vorstellt, dass er so etwas die ganze Zeit über verheimlichen konnte.«
    »Ja«, sagte ich und sah auf meine Hände. »Es ist zum Kotzen, weil …« Ich seufzte.
    »… du ihn für das hasst, was er getan hat, ihn aber trotzdem vermisst«, beendete Jenna meinen Satz.
    Ich sah sie überrascht an. »Genau.«
    Sie strich ihre Haare schwungvoll zur Seite und brachte zwei hellblaue Bisswunden direkt unter ihrem Ohr zum Vorschein. »Ich weiß ein bisschen, wie das ist, wenn man sich in den Feind verliebt.«
    Mit einem traurigen Lächeln ließ sie die Haare wieder herunterfallen.
    Ich rutschte auf dem Bett zur Seite, um ihr etwas mehr Platz zu machen, und dann lehnten wir uns gegen meine Kissen.
    »Also, erzähl mir von London.«
    Jenna verdrehte die Augen und schleuderte ihre Schuhe von den Füßen. »Ich bin nicht mal bis nach London gekommen. Der Rat besitzt ein Haus in Savannah, das sie benutzen, wenn sie in Hecate etwas zu erledigen haben. Ich habe dort rumgehangen, während sie mir einen Haufen Fragen stellten, wie zum Beispiel, welcher Vampir mich gemacht hat und wie oft ich Blut trinke und so. Ich will dir nichts vormachen: Manchmal war es schon
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