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Heute und für immer: Roman (German Edition)

Heute und für immer: Roman (German Edition)

Titel: Heute und für immer: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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einen zweifelnden Blick auf den Baldachin. »Ich werde versuchen, dir morgens nicht in die Quere zu kommen. Du gehst sicher zur Schule, nehme ich an.«
    »Ja, seit diesem Jahr. Letztes Jahr hatte ich einen Hauslehrer. Ich bin sehr nervös.«
    »Tatsächlich?« Kasey hob die Brauen und kämpfte gegen ein Grinsen an. »Ich bin die Ruhe selbst.«
    Jetzt runzelte Alison die Stirn. Unsicher, ob sie eintreten oder sich zurückziehen sollte, blieb sie in der Tür stehen.
    Kasey bemerkte ihr Zögern. Dieses Mädchen war ausgesprochen gut erzogen und hatte die Hände sittsam auf Höhe der Hüften gefaltet. Ihr fiel ein, dass Alison erst elf Jahre alt war. »Sag mal, Alison, was tust du denn hier eigentlich, wenn du dich amüsieren willst?«
    »Amüsieren?« Fasziniert trat Alison näher.
    »Ja genau, amüsieren. Du sitzt doch nicht von morgens bis abends in der Schule, oder?« Kasey strich sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Und ich werde mit Sicherheit auch nicht rund um die Uhr arbeiten.«
    »Es gibt hier einen Tennisplatz.« Alison zögerte. »Und den Swimmingpool natürlich.«
    Kasey nickte. »Ich schwimme für mein Leben gern«, sagte sie, und ehe Alison etwas einwerfen konnte, fuhr sie fort: »Und Tennisspielen kann ich auch ganz gut. Und du?«
    »Ich auch, ich …«
    »Fabelhaft. Dann kannst du mir ja vielleicht ein paar Trainingsstunden geben.« Kaseys Augen wanderten durch den Raum. »Sag mal, ist dein Zimmer auch ganz rosa?«
    Alison starrte sie für einen Moment stumm an. Offenbar musste sie den plötzlichen Themenwechsel verdauen. »Nein, es ist blau und grün.«
    »Hmmm, auch nicht schlecht.« Kasey warf einen Blick auf die Vorhänge und schnitt eine Grimasse. »Ich habe mein Zimmer purpurfarben gestrichen, als ich fünfzehn war, und danach zwei Monate lang Albträume gehabt.« Sie registrierte Alisons unbewegte Miene. »Ist was?«
    »Sie sehen gar nicht aus wie eine Anthropologin«, platzte
Alison heraus und hielt sich gleich darauf erschrocken über ihre Unhöflichkeit die Hand vor den Mund.
    »Nein?« Kasey dachte an Jordan und runzelte unwillkürlich die Stirn. »Warum denn nicht?«
    »Sie sind so hübsch«, murmelte Alison und wurde knallrot.
    »Findest du?« Kasey stand auf, um sich im Spiegel zu betrachten. Sie kniff die Augen zusammen. »Manchmal finde ich das auch, aber meistens denke ich, dass meine Nase zu klein geraten ist.«
    Alison fixierte Kaseys Spiegelbild. Als sich ihre Blicke begegneten, lächelte Kasey das scheue Mädchen warm an. Und Alison erwiderte das Lächeln genauso unbewusst wie ihr Onkel.
    »Ich muss jetzt zum Dinner nach unten.« Alison verließ rückwärts das Zimmer. »Gute Nacht, Miss Wyatt.«
    »Gute Nacht, Alison.«
    Als die Tür leise ins Schloss fiel, drehte Kasey sich seufzend um. Eine interessante Familie, befand sie. Ihre Gedanken kehrten zu Jordan zurück. Sehr interessant.
    Sie ging hinüber zum Bett, hob ihr Nachthemd auf und zog den seidigen Stoff abwesend durch die linke Hand. Und wo, fragte sie sich, ist Kathleen Wyatts Platz in dieser Gruppe? Sie stieß einen Seufzer aus und ließ sich auf der Chaiselongue nieder. Die Unterhaltung zwischen Jordan und Dr. Rhodes, die sie belauscht hatte, fand sie im Nachhinein eher amüsant als beleidigend. Und dennoch … Kasey ließ Jordans Beschreibung ihrer Person noch einmal im Geiste Revue passieren.
    Das typische Bild, das sich ein Laie von einer Wissenschaftlerin macht. Kasey war sich sehr wohl bewusst, dass sie Harry Rhodes reichlich verblüfft hatte. Sie lächelte leise. Irgendwie mochte sie ihn. Er wirkte sehr seriös und steif –
und gleichzeitig unheimlich süß. Bei Beatrice Taylor lag der Fall ganz anders. Kasey lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen. Zwischen ihr und der älteren Dame gab es keine gemeinsame Ebene, doch mit etwas Glück würde es zu keinen Feindseligkeiten kommen. Und das Mädchen …
    Kasey schloss die Augen und knöpfte langsam ihre Bluse auf. Alison. Ziemlich reif für ihr Alter – vielleicht zu reif. Kasey wusste, was es bedeutete, als kleines Kind seine Eltern zu verlieren. Sie kannte die Verwirrung, das Gefühl verraten worden zu sein, und das Schuldbewusstsein. Damit musste ein so junger Mensch erst einmal fertig werden. Wer vertrat jetzt wohl die Mutterstelle bei Alison?, fragte sie sich. Beatrice? Kasey schüttelte den Kopf. Nein, irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass diese elegante Dame eine Elfjährige bemutterte. Wieder regte sich ihr Mitleid.
    Und
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