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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman
Autoren: Anke Greifeneder
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    »Was für ein schönes Konzert!« Jasper, der Kindskopf, wirbelte mich in die Höhe und lachte mich begeistert an. Seine welligen Haare waren, wie so oft, leicht zerzaust, seine Augen leuchteten. Erleichterung machte sich in mir breit. Zwar hatte ich ein gutes Selbstbewusstsein, konnte mich wehren und auch austeilen, wenn es sein musste, gleichzeitig wusste ich, dass ich sehr empfindlich und unsicher sein konnte, keine einfache Kombination ...
    »Das müssen wir feiern!«
    Etwas, was Jasper sehr gut konnte, wie ich in den letzten Monaten bemerkt hatte. Als Künstler, der seine Bilder gewinnbringend verkaufte, konnte er aber auch einfach die Nacht zum Tage machen, und wenn es sein musste, auch die ganze Woche. Vor lauter Euphorie musterte er mich erst jetzt genauer.
    »Ah, nehmen wir deine neuen Augenbrauen auch mit oder fahren die extra, denn ich weiß nicht, ob die noch Platz im Auto haben?« Frech grinste er mich an. Maxi kicherte sofort, ihm gefiel männliche Verstärkung in diesem Weiberhaufen.
    Es wurde wirklich Zeit, dass Helene endlich damit rausrückte, wer Max' Vater war. Seit zwölf Jahren war ihr dieses Geheimnis nicht zu entlocken. Helene hatte keinen festen Freund zum fraglichen Zeitpunkt gehabt, und von einer Affäre war mir auch nichts bekannt. Eines Tages war sie plötzlich schwanger, ohne auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren, von wem. Beim Jugendamt ließ sie den Vater als unbekannt eintragen. Seither rätselten Omi, ich und auch Maxi, wer sein Vater sein könnte. Vom Postboten bis zum Gemüsehändler wurden alle Männer in Helenes Umfeld unter die Lupe genommen und unauffällig Ohren und Nasen auf genetische Ähnlichkeit mit Maxi untersucht. Einmal dachte Helenes Kfz-Mechaniker, ich sei völlig meschugge, als ich ihm immer wieder auf die Nase starrte, weil ich meinte, einen ähnlichen kleinen Knick wie bei Maxi entdeckt zu haben. Helene, die sonst einen klaren Menschenverstand besaß und wusste, was richtig war, schien auf diesem Ohr taub zu sein. Natürlich plagte sie ihr schlechtes Gewissen, das sie dadurch versuchte zu kompensieren, sämtliche guten männlichen Freunde viel Zeit mit Max verbringen zu lassen, vom Fußball spielen bis zum Zelten, das komplette Vater-Sohn-Programm eben. Max war ein helles Köpfchen und fand, dass er ein Recht darauf hatte zu erfahren, wer sein Vater war, und ich unterstützte ihn darin. Helene knurrte immer: »Ja, wenn die Zeit gekommen ist!«, was alles andere als befriedigend, aber immerhin ein Anfang war.
    Omi trug ihr silbergraues Kleid passend zum schwarzen Haar mit silbernen durchwobenen Strähnen und hielt sich aufrecht. »Ich habe zur Feier des Tages im Waldhaus eine Kleinigkeit vorbereiten lassen ...!« Mit gurrendem Lachen hakte sie sich bei mir ein. Auf dem Weg nach draußen entfernte ich noch schnell meine aufgeklebten Augenbrauen und gab volle Sicht auf Ernie und Bert frei - was Jasper ein »Woah, jetzt verstehe ich alles! Wächst das wieder raus?« entlockte - und los ging es.
    Das Waldhaus lag direkt am Englischen Garten und verdankte seinen Namen dem alten Waldbestand, der den Park mitten in Schwabing säumte. Das verwunschene Grundstück endete nah am Eisbach und war zusammen mit der denkmalgeschützten Gründerzeitvilla so wunderschön, dass es einem den Atem verschlug, wenn man dieses Kleinod das erste Mal entdeckte. Man vergaß, wo man war, so ruhig und entlegen wirkte dieses Stück Erde, nur das Plätschern des Wassers und die Vögel waren zu hören. In diesem Paradies war ich aufgewachsen! Meine Großeltern hatten damals das Waldhaus nach dem Krieg günstig kaufen können, aus eigener Kraft fast alles selbst renoviert und dann das Gästehaus, wie sie es nannten, eröffnet. Nur zwölf Zimmer hatte das Hotel Waldhaus, dafür machten das alte Haus und das große Grundstück enorm viel Arbeit und verschlangen Unmengen an Geld für die Instandhaltung. Meine Eltern waren früh mit eingestiegen und hatten bis zu ihrem Tod geschuftet, um den Familienbetrieb profitabel zu machen, was ihnen auch gelungen war. Zwar waren keine hohen Summen dabei rausgesprungen, aber immerhin waren schwarze Zahlen geschrieben worden. Nach dem Tod meiner Eltern führte Omi das Gästehaus allein weiter, was ihr viel Kraft abverlangte. Helene und ich halfen, wann immer wir Zeit hatten, aber das meiste blieb an ihr hängen. Nicht, dass es sie quälte, Omi war geradezu geschaffen für diese Arbeit. Sie liebte Menschen, Geselligkeit und wollte Gästen ein
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