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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman
Autoren: Anke Greifeneder
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erhobenen Hauptes, vielleicht halte ich gleich mal eine kleine Laudatio!«
    Das war ihm zuzutrauen und nicht das, was ich hören wollte. Ruhe bewahren und souverän wirken, hieß die Devise. Wir durften den Leuten nicht das Gefühl geben, dass wir ein Problem damit hatten. Helene wollte sofort eine Gegenkampagne starten und verbreiten, dass Valentin zwar Jaspers Bruder war, aber ich mich sofort von Jasper getrennt hatte, als ich meine Gefühle zu Valentin erkannte.
    »Wir sagen, Jasper kann damit umgehen und findet es in Ordnung, und er ist schließlich der Einzige, auf den es ankommt. Außerdem warst du mit Jasper gerade Mal ein paar Monate zusammen!«
    Gut, Jasper sprach inzwischen wieder mit Valentin und mir, was vor allem daran lag, dass er seinem gewohnten Lebenswandel nachging, der ihm viel besser gefiel. Freundschaftlich würde ich unser Verhältnis noch nicht bezeichnen, auf dem Weg zur Normalität vielleicht, auf alle Fälle würde ich mich nicht darauf verlassen wollen, dass Jasper - falls angesprochen - uns den Persilschein ausstellen würde.
    »Nein, wir sagen gar nichts dazu, die Zeit wird das alles in Ordnung bringen, wir stehen drüber, auch wenn's schwerfällt, okay?«, presste ich mir eine Antwort auf Helenes Vorschlag ab. Valentin sah das genauso. Um ein wenig aus der Schusslinie zu kommen, stellten wir uns seitlich an die Bar, sodass wir nicht gleich in der Mitte des Raumes zu sehen waren. Wir bestellten eine weitere Runde dringend benötigter Cocktails und versuchten, trotz all dem Getuschel und Amelies Stimme, die ich ab und zu hören konnte, ruhig zu bleiben.
    Gerade diskutierten wir, wie lange wir wohl noch bleiben mussten, um nicht den Anschein eines überstürzten Abgangs zu erwecken, als Benedikt Schleimiger persönlich an der Bar auftauchte und in seiner arroganten, dummdreisten Art nur einen Satz sagte: »Schau an, da stehen die beiden Herbst-Mädels wieder hinter der Bar, wo sie hingehören. Der Apfel fällt ja nicht weit vom Stamm, einmal Theke, immer Theke ... Wo wohl der Begriff Thekenschlampe herkommt, Clara?«
    Bevor ich überhaupt Luft schnappen konnte, sah ich nur eines: Valentins Faust, die Schleimiger direkt ins Gesicht traf und ihn zu Boden gehen ließ, was mich bei der Dichte der Leute erstaunte. Sofort bildete sich ein Kreis, und alle gafften völlig begeistert, einige zückten sogar ihre Handys, um zu filmen! Schleimiger rappelte sich wieder auf, leicht benommen, aber stinksauer und ging seinerseits zum Angriff über. Valentin, der eben noch darauf pochte, die Ruhe zu bewahren, war plötzlich so was von mittendrin! Er ließ sich nicht beruhigen oder abhalten, Schleimiger gleich gar nicht, wie auch, er wurde im Ernst von Amelie angefeuert! Valentin hob die Arme, um Schleimiger abzuwehren, und sagte gefährlich langsam: »Nimm zurück, was du eben gesagt hast, und entschuldige dich auf der Stelle!«
    Schleimiger dachte überhaupt nicht daran und wiederholte laut und deutlich für alle hörbar, was er eben gesagt hatte, gespickt mit ein paar Kraftausdrücken gezielt aufs weibliche Geschlechtsorgan, die bei seinem Parteitag bestimmt einen Aufschrei der Empörung verursacht hätten. Und nicht nur da, alle Anwesenden schienen entsetzt und plötzlich auf Valentins Seite, bis auf Amelie natürlich, die Schleimiger nach Leibeskräften unterstützte. Endlich kam mein Reaktionsvermögen wieder, ich ging dazwischen, was Schleimiger nur noch mehr provozierte. Auf meinen Versuch, beruhigend einzuwirken, wurde er gereizter und schrie mich cholerisch an, aus der Bahn zu gehen, sonst würde er mich dumme Fo...e auch zu Boden schlagen. Das war der Moment, in dem die ansonsten so friedliebenden schöngeistigen Musiker die Geduld verloren und Schleimiger in Gewahrsam nahmen und samt einer protestierenden Amelie vor die Tür setzten. Schleimiger schrie dabei noch: »Du hast uns alles kaputt gemacht! Du hast die Stelle nicht verdient, du Gossengöre, und hast null Klasse im Vergleich zu Amelie!«
    Dann waren sie verschwunden. Professor Bruckner ging auf den sichtlich zerzausten Valentin zu, klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und sagte laut und deutlich: »Sie sind der Richtige für Clara, Sie passen wenigstens gut auf Sie auf!«
    Ich war sprachlos und freute mich im selben Moment über seinen Zuspruch. Nicht, dass ich Gewalt oder Schlägereien in egal welcher Form guthieß oder tolerierte, auch nicht bei Valentin, aber in diesem Moment konnte ich zumindest bestens nachvollziehen, weshalb
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