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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman
Autoren: Anke Greifeneder
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Risiko einzugehen und diese Liebe gegen alle Konventionen zu leben. Das Konzert war ein voller Erfolg, Valentin und ich waren überglücklich. Es war wunderschön, so viele Dinge zu haben, die uns beide verbanden, die wir teilen konnten. Die Musik, das Waldhaus, Nele und überhaupt unsere Familien. Nele nahm die Neuigkeit, dass wir ein Paar waren, überraschend gut auf. Natürlich hatte es vieles erleichtert, dass wir uns zuvor kannten und mochten und ich ihren Eddie rettete. Vor allem aber sah sie, dass Valentin glücklich war, und begriff irgendwie, dass das auch für sie gut war. Mit Jutta arrangierten Valentin und ich uns ganz gut. Sie versuchte weiter erfolglos ihr Glück in der Schauspielerei, hielt aber einen deutlich engeren Kontakt zu Nele und war zuverlässiger geworden, was die Kleine anging. Die Abende wurden länger und milder, was Helene und Omi veranlasste, den Garten zu öffnen und ein paar Möbel und Sitzgelegenheiten aufstellen zu lassen. Geschafft setzten Valentin und ich uns auf eine der Bänke und hielten dabei immer wieder Händchen und wurden nur von Gratulanten unterbrochen, die sich verabschieden oder bedanken wollten. Plötzlich kam Hubertus aufgeregt mit der Abendzeitung in der Hand angelaufen. Schon von Weitem fuchtelte er hektisch damit herum. Was war denn jetzt passiert? Hatte er ein Sonderangebot entdeckt, ein Kilo Rindfleisch zum halben Preis? Kaum stand Hubertus vor mir, war mir klar, was sein Gemüt in Aufruhr versetzte, die Schlagzeile, die da prangte, war ein Hammer! Auf der ersten Seite war ein großes Foto abgedruckt, auf dem Benedikt Schleimiger zu sehen war, der auf Valentin einschlug, mit der Überschrift: »Stadtratskandidat Reimiger ein Schläger?« Sofort entriss ich Hubertus die Zeitung, Valentin und ich überflogen den Artikel gemeinsam. Detailliert stand dort, was sich vor einem Monat im Zephyr abgespielt hatte, wortwörtlich abgedruckt, was Schleimiger damals von sich gab, auch dass Valentin ihn zuerst angegriffen, aber Schleimiger ihn provoziert habe. Seine Provokation war ebenfalls zu lesen. Außerdem prangte ein Foto von Helene und mir sowie Amelie auf dem Blatt, denn schließlich waren wir beleidigt worden und Grund des Anstoßes; Amelie, die Verlobte, die ihn angefeuert hatte. Brisant an dem Artikel war vor allem das Timing, denn Schleimiger kandidierte seit letzter Woche für den Stadtrat als Spitzenkandidat. In
    dieser Funktion wollte er sich einen Namen durch seine Forderung nach viel härteren Strafen für U-Bahn-Schläger machen, außerdem hatte er sich zum selbst gewählten Sprachrohr der Gastronomie ernannt, der Biergartenromantik und die bayerische Gastronomie schützen wolle. Darüber hinaus schrieb er sich Werte wie Respekt, Familie und ein faires Miteinander auf die Fahne. Alles keine guten Voraussetzungen, wenn man die Geschichte las, die ihn zum einen in eine Schlägerei verwickelt aufdeckte, zum anderen ihn als respektlosen Pöbler mit unfassbar erniedrigendem Vokabular zwei Frauen gegenüber zitierte - und dazu mit abwertenden Zitaten in Richtung Gastronomie. So viel stand fest: Jemand war nicht sehr gut auf ihn zu sprechen, den neuen Shootingstar.
    »Ich glaub's nicht, die müssen ein Video haben. Schau mal, da steht, wenn Sie das dazugehörende Video sehen wollen, gehen Sie auf unsere Internetseite!«, stieß Valentin überrascht aus. Sofort stürmten wir alle ins Waldhaus an den Laptop und gingen auf die genannte Seite. Tatsächlich, schön deutlich zu sehen und zu verstehen stand der Schlägereifilm im Internet. Ein schäumender, schlimmste Beleidigungen schreiender Schleimiger, eine aufgerüschte Amelie, die ihn anfeuerte, Valentin, der wie entrückt vor Wut schien, und dazwischen ich, die versuchte zu schlichten. Unwillkürlich musste ich lachen. Das Video war so absurd, vor allem aber die schlimmste Werbung für Schleimiger, die man sich vorstellen konnte. Das war der Skandal schlechthin, und von der Häufigkeit zu urteilen, mit der der Clip jetzt schon angeklickt worden war, stieß die Geschichte auf ein Rieseninteresse! Kein Wunder, das hatte alles, was man für eine Soap gut brauchen könnte. Ob Schleimiger und Amelie bereits das Land verlassen hatten oder sich neue Gesichtshälften bei ihrem Freund Professor Eichmüller verpassen ließen?
    »Ich finde, wir kommen eigentlich gut weg. Wir wirken sympathisch, oder?«, fragte Helene in die Runde und kicherte in einem fort. In der Tat war das Video ein nicht reparabler Imageschaden für
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