Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
Vom Netzwerk:
gewesen.«
    Ich glaube, dass sie einen Liebhaber hat, und zwar einen, mit dem es vielleicht nicht ganz so toll läuft – das ist nur ein Gefühl, eine Ahnung. Erzählt hat sie nichts, doch immerhin nimmt sie die Pille, rief Hannah sich die Bemerkung der Schwester in Erinnerung. »Haben Sie nie nachgefragt?«
    Annette runzelte die Stirn. »Ich habe mal eine Andeutung gemacht, sollte lustig sein, aber Caroline ging nicht darauf ein – wie gesagt, sie war … sie ist sehr reserviert, was Privates angeht.«
    »Caroline reist gerne«, gab Hannah das nächste Stichwort.
    »Und ob! Skandinavien mag sie besonders, aber ich glaube, sie war auch schon in Übersee.« Wieder dieses eifrige Nicken. Bevor sie im Einzelnen aufzuzählen begann, wofür Caroline sich auf ihren Reisen ihrer Ansicht nach besonders begeisterte, ließ Hannah den Blick durch den Raum schweifen, an dessen Wänden Luftbildaufnahmen der Klinik hingen, und wechselte das Thema. »Sie will hier Karriere machen, oder?«
    Annette lächelte und lehnte sich zurück. Sie faltete die Hände über dem Bauch. »Sie ist ziemlich gut und hat ein Händchen fürs wissenschaftliche Arbeiten. Gut möglich, dass sie bald befördert wird.« Sie zögerte. »In den ersten Monaten hatte ich den Eindruck, dass ihr das elementar wichtig ist – so schnell wie möglich voranzukommen, meine ich. Neuerdings lässt sie es jedoch ruhiger angehen und legt deutlich mehr Wert auf ihre Freizeit.«
    »Können Sie diese Veränderung zeitlich eingrenzen?«
    Annette nahm ihre Kaffeetasse und drehte sie zwischen ihren auffallend kleinen Händen. Die Fingernägel waren abgekaut. »Vielleicht seit Anfang des Jahres? Ungefähr … Aber bitte zitieren Sie mich nicht. Es ist mehr ein Gefühl.«
    Ich werde dich bis zum Ende meines Lebens zitieren können, ob ich will oder nicht, dachte Hannah. Als sie sich wenige Minuten später von ihrer Gesprächspartnerin verabschiedete, wirkte die regelrecht enttäuscht. Ohne Zweifel hätte sie ihre Unterredung gut und gerne um eine Stunde oder auch zwei verlängert. Ihre Miene hellte sich aber wieder auf, als die Kommissarin ihr eine Visitenkarte überreichte und sie bat, sich zu melden, falls ihr noch etwas einfiele. Hannah hätte eine Wette darauf abgeschlossen, dass sie darauf nicht lange würde warten müssen.
    Die Unterhaltungen mit zwei anderen Kollegen, die Annette Pape ihr vorstellte, sowie der unmittelbaren Vorgesetzten brachten keine zusätzliche Erhellung oder anderslautende Charakterisierung der Vermissten. Hannah hatte das Büro der Bibliotheksleitung verlassen und befand sich auf dem Wegzum Fahrstuhl, als ihr ein junger Mann auffiel, der einen Rollwagen mit medizinischen Nachschlagewerken erst hinter und schließlich neben ihr herschob. Er neigte den Kopf wie zu einem stillen Gruß und lächelte charmant. Eindrucksvolle Muskeln zeichneten sich unter einem knapp sitzenden T-Shirt ab, wie Hannah mit einem flüchtigen Blick erfasste, die Jeans saß locker auf den Hüften. Der junge Mann war höchstens zweiundzwanzig und trug seinen Dreitagebart, als hätte er die Mode erfunden. Er sah richtig gut aus, und er wusste es.
    Hannah erwiderte das Lächeln amüsiert und blieb am Fahrstuhl stehen. Er tat es ihr gleich und taxierte sie erneut. Für einen sonnigen Moment gab sie sich der Phantasie hin, der Bursche hätte tatsächlich Gefallen an ihr gefunden. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass ein zwanzig Jahre jüngerer Mann, der aussah wie ein Model, ihr schöne Augen machte.
    »Sie sind von der Polizei?«, ergriff er schließlich das Wort.
    »Ja, woher wissen Sie das?«
    »Ich habe gelauscht.«
    »Aha.«
    »Natürlich rein zufällig.«
    »Natürlich.«
    »Im Ernst.« Er blies sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich hatte neben dem Büro der Chefin zu tun, und die Tür war nur angelehnt. Kommt vor, oder?«
    »Unbedingt.«
    Die Fahrstuhlglocke schlug an. Hannah machte keine Anstalten, die Tür zu öffnen. »Können Sie mir was zu Caroline sagen?«, fragte sie schließlich.
    »Kann ich. Ich muss die Bücher im Lesesaal einsortieren. Kommen Sie mit?«
    »Gerne.«
    Christoph Thiele arbeitete als studentische Hilfskraft in der Bibliothek und studierte seit zwei Jahren Medizin. Er war der Erste, der Caroline in einem völlig anderen Licht erscheinen ließ.
    »Ich bin nicht mehr lange hier«, erklärte er mit leiser Stimme, während er die kiloschweren Wälzer ins Regal wuchtete. »Schon allein deswegen kann es mir völlig egal sein, ob

Weitere Kostenlose Bücher