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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition)
Autoren: Katharina Peters
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Fassung wiederzugewinnen, Zeit zum Beten.
    Carolines Kollegin in der ärztlichen Zentralbibliothek am Universitätsklinikum Eppendorf hieß Annette Pape und war am Telefon sofort bereit gewesen, sich Zeit für ein Gespräch mit Hannah zu nehmen. In der Akte wurde darauf hingewiesen, dass Frau Pape auskunftsfreudig war und mehr zu Caroline zu sagen wusste als andere Mitarbeiter.
    Nach einer längeren Mittagspause, die Hannah genutzt hatte, um sich mit einem Imbiss zu versorgen und bei einem Alsterspaziergang die Füße zu vertreten, was Kotti sehr gefreut hatte, war sie in die Klinik gefahren und wartete nun im vierten Stock der Bibliothek in einem der Gruppenarbeitsräume auf die Bibliothekarin. Den Hund hatte sie im Auto zurücklassen müssen – wegen der Wärme mit heruntergelassenen Fensterscheiben. Sie hoffte, dass niemand auf die Idee kam, den zierlichen Kotti mit den sanften Augen zu unterschätzen. Ihr Gefährte konnte sich, wenn es sein musste, innerhalb von Sekundenbruchteilen in eine zähnefletschende Furie verwandeln – zum Beispiel, wenn sich ein Unbefugter Zugang zum Wagen verschaffen wollte. In Berlin war das bereits einige Male passiert.
    Hannah blickte hoch, als sich die Tür öffnete. Eine höchstens eins fünfzig große und schwer übergewichtige Frau um die dreißig betrat den Raum mit angesichts ihrer Proportionen auffallend schwungvollen Schritten. Sie balancierte ein Tablett mit zwei Tassen und lächelte Hannah entgegen. »Ich war so frei, Ihnen einen Kaffee mitzubringen, mit geschäumter Milch«, verkündete sie. »Sie mögen doch hoffentlich Kaffee? Oder doch lieber Tee? Ach je, ich hätte wohl besser fragen sollen, bevor ich eigenmächtig eine Wahl treffe und Sie damit nun vielleicht in Verlegenheit bringe, aber …«
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung«, entgegnete Hannah. Ihr schwante, was der Kollege mit auskunftsfreudig gemeint haben könnte. Annette Pape war klein, drall und rothaarig; ihre Stimme verfügte über eine beachtliche Klangfülle, und sie redete nicht nur gerne, sondern auch laut, hatte aber Mühe, den direkten Blickkontakt länger als einige Sekunden zu halten. Ihre Augen huschten durch den Raum, als säße sie zum ersten Mal hier und befürchtete, ihr könnte irgendein Detail entgehen. In den ersten Minuten war es kaum nötig, ihr Fragen zu stellen. Die Bibliothekarin berichtete in ausschweifender Weise, wie entsetzt sie über Carolines Verschwinden sei und wie sehr sie die sympathische Kollegin schätze. »Wir hätten gar nichts davon mitbekommen, wenn die Polizei letzte Woche nicht hier gewesen wäre«, fügte sie atemlos hinzu. »Caroline hatte ja Urlaub, hat sie immer noch, um genau zu sein, wobei …«
    »Ab wann genau?«, unterbrach Hannah sie beherzt, obwohl sie das Datum kannte. Sie mochte impulsive, temperamentvolle Menschen, die aus dem Stand jede Gelegenheit zu nutzen verstanden, eine Bühne für sich zu schaffen und auch zu füllen. Achim konnte das sehr gut, und auch Ben gehörte nicht zu den stillen, nachdenklichen Typen, und die beiden zusammen konnten mühelos eine ganze Gesellschaft unterhalten. Aber Annette Pape strahlte eine derart ansteckende Unruhe und Hektik aus, dass Hannah Mühe hatte, auf professionelle Weise distanziert zu bleiben.
    »Die Woche, an deren Ende sie verschwand, war ihre erste Urlaubswoche – sie hatte insgesamt drei Wochen eingereicht und auch genehmigt bekommen. Wissen Sie, das klappt nicht immer, schließlich wollen alle Angestellten im Sommer verreisen, am liebsten länger, was sind schon vierzehn Tage Urlaub? Aber …«
    »Haben Sie privaten Kontakt zu Caroline?«
    »Ab und zu, könnte man sagen.«
    »Könnten Sie konkreter werden?«
    Annette Pape nickte und sah auf ihre Hände. »Hin und wieder sind wir mal zusammen einen Kaffee trinken gegangen, auch nach Feierabend. Caroline war … ist nicht so, meine ich.«
    »Wie ist sie denn?«, fragte Hannah nach. Dass sich ausgerechnet die einsilbige, introvertierte und zugleich selbstbewusst auftretende Caroline freiwillig Annettes schwallartigen Monologen aussetzte, war schwer vorstellbar.
    »Freundlich, hilfsbereit und aufmerksam, aber reserviert, und sie kann gut zuhören.«
    Hannah räusperte sich. »Hat sie einen Freund?«
    Annette Pape schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, obwohl … Manchmal hat sie sich kurz vor dem Feierabend noch mal frisch gemacht – Make-up erneuert, Parfum aufgelegt, das riecht man ja gleich, und so weiter. Das wirkte, als sei sie verabredet
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