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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss
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Marcy den Satz für ihn.
    Nach kurzem Schweigen sagte er behutsam, beinahe liebevoll: »Du musst sofort nach Hause kommen, Marcy.«
    »Warum?«
    » Warum ?«
    »Ich habe sie gesehen, Peter. Ich habe Devon gesehen.«
    Er seufzte. »Du redest Unsinn, Marcy. Das weißt du.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Du denkst nur, dass du Devon gesehen hättest«, erklärte Peter ihr sanft. Hörbare Sorge überdeckte einen Hauch von Ungeduld in seiner Stimme. Marcy konnte förmlich sehen, wie er den Kopf schüttelte.
    Der arme Peter, dachte sie. Nach all den Jahren wusste er immer noch nicht, was er von ihr halten sollte. »Ich habe sie gesehen.«
    »Du hast ein Mädchen gesehen, das ihr ähnlich sah …«
    »Nein.«
    »Ein hübsches Mädchen mit langen dunklen Haaren und hohen Wangenknochen, das vielleicht den gleichen Gang hatte wie Devon und ihre Zigarette gehalten hat wie sie …«
    »Ich habe Devon gesehen.«
    »Genau wie bei all den anderen Malen, wo du so überzeugt warst?«
    »Diesmal ist es anders.«
    »Diesmal ist es genau dasselbe«, beharrte Peter. »Marcy, bitte. Ich dachte, das hätten wir hinter uns gebracht.«
    »Nein. Du hast es hinter dich gebracht.«
    »Weil ich musste. Weil es keine andere Wahl gab. Unsere Tochter ist tot, Marcy.«
    »Ihre Leiche wurde nie gefunden.«
    Erneutes Schweigen, ein weiterer Seufzer. »Was genau willst du sagen? Dass sie ihren Tod nur vorgetäuscht hat …?«
    »Vielleicht. Oder es war ein Unfall, und sie hat darin eine Chance gesehen …«
    »Eine Chance wozu, Herrgott noch mal? Warum sollte sie so etwas machen? Warum sollte sie uns in dem Glauben lassen, dass sie tot ist?«
    »Du weißt, warum!«, herrschte Marcy ihn an, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie stellte sich vor, wie Peter die Augen schloss und den Kopf hängen ließ.
    »Wie ist sie dorthin gekommen?«, fragte er leise.
    »Was?«
    »Sie hatte keinen Pass. Sie hatte kein Geld …«
    Marcy wischte diese neuen Fragen mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. »Sie könnte Geld beiseitegelegt haben. Sie könnte sich einen Pass besorgt haben. Sie hatte Freunde, Peter, Freunde, von denen wir nichts wussten …«
    »Denk doch mal nach, was du da sagst.«
    »Ich muss nicht darüber nachdenken«, beharrte Marcy, nicht bereit, sich umstimmen zu lassen. »Unsere Tochter lebt, Peter. Sie ist hier in Irland.«
    »Und du bist ihr zufällig über den Weg gelaufen.«
    »Sie ist an dem Pub vorbeigegangen, in dem ich saß.«
    »Du hast getrunken?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Tee.«
    »Und dann ist draußen Devon vorbeigegangen«, sagte er.
    »Ja.«
    »Dublin hat wie viele Einwohner? Eineinhalb Millionen?«
    »Ich weiß. Es ist ein unglaublicher Zufall«, sagte Marcy, bevor Peter es sagen konnte, und beschloss, ihm nicht zu sagen, dass das Ganze in Cork passiert war.
    Nach einem kurzen Schweigen fragte er: »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Was?«
    »Hat sie dich gesehen? Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nein. Ich habe versucht, ihr hinterherzulaufen, sie jedoch in der Menge verloren.« Wieder spürte sie, wie er den Kopf schüttelte. »Aber dass sie mich nicht gesehen hat, bedeutet nicht, dass ich sie nicht gesehen habe.«
    Er seufzte, ein Seufzer, der sagte, dass er sich nach Kräften bemüht hatte. Mehr gab es nicht zu bereden. »Komm nach Hause, Marcy. Deine Schwester ist halb verrückt vor Sorge …«
    »Auf Wiedersehen, Peter. Und bitte sag Judith, dass sie sich keine Sorgen machen soll.«
    »Marcy …«
    Sie legte auf, bevor er noch etwas sagen konnte.
    Im selben Augenblick fing das Telefon wieder an zu klingeln. Diesmal leitete Marcy den Anruf gleich auf den Anrufbeantworter weiter. Wenn es nicht Peter war, war es Judith, und sie hatte nicht die Kraft, das gleiche Gespräch ein zweites Mal zu führen. Wenn die beiden glauben wollten, dass sie verrückt war, sollten sie doch. Wahrscheinlich hatten sie recht.
    Aber das bedeutete nicht, dass sie sich wegen Devon irrte.
    Sie würde gleich morgen früh nach Cork zurückfahren, dachte sie mit frischer Entschlusskraft, die sie auf die Beine brachte. Sie holte ihren Koffer aus dem Schrank und klappte ihn auf dem cremefarbenen Hocker am Fußende des Bettes auf. Sie brauchte nur ein paar Minuten, um ihn zu packen, Schuhe und Nachthemden ganz unten, darüber die ordentlich gefalteten Blusen und Kleider, gefolgt von ein paar T-Shirts und ihrer Lieblingsjeans sowie einer schwarzen Hose und ein paar Pullis, die Unterwäsche in alle freien Ecken und Ritzen gestopft. Zwiebellook,
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