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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Titel: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Autoren: Dora Heldt
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nichts erinnern, für wie blöd hält er mich eigentlich? Und jetzt wechsle bitte das Thema, sonst steh ich auf und lass dich mit beiden Sektgläsern hier sitzen.«
    »Okay, okay«, wehrte Finchen ab. »Ich höre auf. Tut mir leid. Prost, Kind, auf bessere Zeiten. Wann hast du Sendung?«
    »Um drei.« Johanna nahm das Friedensangebot an. »›Radio Nord – das Nachmittagsmagazin‹. Und ich muss noch meine Moderation schreiben, also lass uns mal bestellen. Sonst lalle ich nachher doch. Ach so, du hast gesagt, es gibt einen Grund zum Feiern. Was denn für einen?«
    Mit einem strahlenden Lächeln hob Finchen ihr Glas. »Ich dachte schon, du fragst gar nicht mehr. Ich habe eine Überraschung für dich. Wir beide fahren für ein Wochenende zusammen weg. Du kommst auf andere Gedanken, wir haben mal wieder ein bisschen Zeit für uns, und das in einer zauberhaften Gegend in einem schönen Hotel mit exklusivem Essen, was sagst du?«
    »Wann denn? Und wohin?«
    Mit großer Geste zog Finchen einen Brief aus ihrer Handtasche und glättete das Papier, bevor sie ihrer Nichte den Bogen hinschob.
    »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas gewonnen. Ich freue mich so.«
    »›Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen …‹«, las Johanna erst laut vor, dann bewegten sich nur noch ihreLippen. Ihre Stirn krauste sich, bevor sie den Kopf hob, um ihre Tante anzusehen.
    »Ostseeglück? Kapitalanlagen? Was ist das denn für ein Quatsch? Sag bloß, du hast das Formular ausgefüllt?«
    »Ja, sicher.« Irritiert hielt Finchen Johannas Blick stand. »Und ich habe gewonnen, die Antwort kam letzten Freitag. Ich habe dich gleich als Begleitperson eingesetzt, das ist schon alles angemeldet. Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    Niemand konnte so enttäuscht aussehen wie Finchen. »Ich weiß schon, was du jetzt denkst«, sagte sie mit sanfter Stimme, »aber das ist falsch. Die Schlei und die ganze Gegend dort sind wunderschön, ich war vor Jahren schon mal da. Und man kann sich doch auch mal finanziell beraten lassen, ich muss sowieso einen Teil meines Geldes neu anlegen. Es ist eine ganz exklusive Reise, die nehmen da nicht jeden mit.«
    Johanna schüttelte den Kopf. »Ich …«
    »Du hast an dem Wochenende dienstfrei«, unterbrach Finchen sie. »Deswegen habe ich nämlich mit Max telefoniert. Weil es doch eine Überraschung für dich sein sollte. Ach bitte, Johanna, tu mir den Gefallen. Ich hab noch nie etwas gewonnen und ich hab mich so gefreut.«
    Jetzt glitzerten auch noch Tränen in ihren Augen.
    »Ich habe schon allen erzählt, dass du mitkommst. Selma fand das so rührend, sie kennt dich ja nur aus dem Radio, sie hört immer deine Sendung. Und sie hat gesagt, dass sie fast neidisch ist, dass ich ein so gutes Verhältnis zu meiner Patentochter habe. Gerade weil ich doch selbst nie Kinder hatte. Was soll ich …«
    »Tante Finchen, das ist Erpressung.«
    Ihre Tante tupfte sich mit der Serviette über die Augen und seufzte laut. Die Gäste am Nebentisch sahen mitfühlendzu ihnen, der Kellner beobachtete sie. Johanna wandte den Blick langsam ab und gab ihm ein Zeichen.
    »Können wir bestellen, bitte?«
    Bevor er den Tisch erreicht hatte, beugte sie sich vor und sagte leise: »Josefine, sei bitte nicht peinlich.«

W enn Walter irgendetwas hasste, war es schlechte Planung. Sein Schwager Heinz teilte diese Einstellung voll und ganz. Deshalb waren sie auch gute Beamte gewesen, mit einer Reihe von Bestbeurteilungen. Wenn sie etwas anpackten, hatte das Hand und Fuß.
    So saß Walter auch jetzt, schon seit zwei Stunden, im Büro und kümmerte sich um die Reiseplanung. Es war ganz einfach mit diesem Routenplaner im Computer. Angeblich. Aber aus irgendwelchen Gründen bekam er jedes Mal eine andere Strecke angezeigt. Die letzte war bislang die kürzeste: Niebüll – Bremen 294,7 Kilometer, davor waren es 301 gewesen. Walter wusste nicht, was er falsch eingegeben hatte. Aber wenn er jetzt seine Tochter Pia anriefe, würde die wieder lachen und in diesem albernen Ton sagen. »Ach, Papa. Das ist doch ganz einfach.«
    Nein, er fand es nicht einfach. Überhaupt nicht.
    Als es an der Tür klopfte, drehte er sich um und rief laut: »Herein.«
    Heinz kam mit einer Papiertüte in der Hand ins Zimmer. »Morgen, Walter. Wie weit bist du?«
    »Weißt du, warum dieser Routenplaner jetzt 294,7 Kilometer sagt? Und davor 7 Kilometer mehr?« Walter klopfte mit einem Bleistift auf den Bildschirm.
    »Ja.« Heinz beugte sich über Walters Schulter. »Guck
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