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Herzhämmern

Titel: Herzhämmern
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Also mache ich weiter. »Manche Leute denken, Fledermäuse sind Mäuse. Dabei sind sie noch nicht einmal verwandt mit den Mäusen. Sie sind die einzigen fliegenden Säugetiere, hast du das gewusst? Sie sind nämlich behaart und säugen ihre Jungen und können zugleich richtig fliegen!«
    Ein Murmeln kommt aus Bonnis Ecke. »Bist du jetzt fertig? Können wir das Thema beenden?«
    »Okay«, sage ich. Obwohl ich gern noch die Echopeilung angebracht hätte. »Öh, und weißt du, wie sich die Fledermäuse orientieren? Sie stoßen ein hohes Pfeifen …«
    Bonni springt auf. »Du kannst mich jetzt mal mit deinen blöden Fledermäusen. Ich haue ab.«
    Erschrocken greife ich nach seiner Jacke. »Keine Fledermaus mehr, ich schwöre!«
    Bonni zögert einen langen Moment, dann lässt er sich endlich wieder auf den Sitz fallen. »Ich sollte sowieso mal zurück, keiner weiß, wo ich bin.«
    »Und morgen kriecht ihr in eure No-Name-Höhle?«, sage ich schnell.
    »Sicher. Wir sind ja nicht weit gekommen. Es gibt noch einen bequemen, großen Eingang und zu dem wollten wir vorstoßen. Aber so etwas kostet Zeit. Sieben bis acht Stunden, schätzen Ecke und Shelley. Zuerst haben wir den ganzen Morgen nach dem versteckten Eingang gesucht, weil uns jemand gesagt hat, dass es den gibt. Als wir ihn endlich hatten, war es schon fast Mittag.«
    »Und warum habt ihr nicht einfach den bequemen Eingang genommen?«
    Bonni stößt verachtungsvoll die Luft durch die Nase. »Weil uns das eben den Kick gibt. Wenn du weißt, was ich meine.«
    Wahrscheinlich weiß ich es nicht. Aber ich ahne es immerhin - sie fühlen sich als Höhlenforscher auf unbekanntem Gebiet und das ist sicher ein gutes Gefühl.
    Ich möchte so gern zu ihnen gehören; ich will einmal meine Angst besiegen, mit ihnen zusammen könnte ich das vielleicht. Und zwar in der No-Name-Höhle. Was ist schon die Teufelshöhle. Da latschen alle durch, Senioren und Kleinkinder. In der Teufelshöhle keine Angst zu haben, beweist gar nichts. In die No-Name-Höhle will ich. Mit Bonni und seinem Bruder und den anderen.
    »Nehmt ihr mich morgen mit?«, frage ich beherzt.
    »Das wollte ich dir gerade vorschlagen«, sagt Bonni ganz selbstverständlich. »Du könntest Alexanders Ausrüstung haben. Der hat nämlich genug. Er will Shelleys alte Karre nehmen und ein wenig in der Gegend herumfahren. Ich frag ihn mal gleich.« Schon steht Bonni auf.
    »Warte«, sage ich. »Und wenn sie mich nicht haben wollen, Ecke und Shelley?«
    »Warum sollten sie dich nicht haben wollen?«
    Weil ich ein Mädchen bin, liegt mir auf der Zunge. »Weiß nicht«, sage ich.
    »Komm mit«, schlägt Bonni vor. Er klettert aus der Kutsche und dreht sich nach mir um. »Wir reden mit ihnen, sie sitzen in der Gaststube. Alex lässt sich bereits mit Bier volllaufen, wie ich ihn kenne.«
    »Nein.« Ich bleibe vor der Kutsche stehen. »Im Haus ist meine Gruppe. Die dürfen nichts davon wissen.«
    »Oh«, sagt Bonni. »Ich kann meine Leute auch herausholen. Soll ich?«
    »Ja.« Ich zeige zu einem Tisch unter der Hoflampe. »Dort warte ich.«
    Bonni nickt. Er geht über den Platz zur Haustür. »Warum lässt du dir die Haare nicht schneiden?«, rufe ich ihm nach und fange zu laufen an, denn das wüsste ich doch noch gern.
    Bonni geht langsamer. Als ich ihn eingeholt habe, streift er mich mit einem schrägen Blick. »Wegen Ecke«, knurrt er. »Immer bestimmt er alles. Aber meine Haare sind meine Sache, die gehen ihn gar nichts an.« Damit verschwindet Bonni im Haus.
    Ich starre noch eine ganze Weile die Tür an, die sich hinter ihm geschlossen hat.

4
    U nd nun liegt die Besprechung mit den Erdferkeln bereits hinter mir und ich stehe mit Shelley vor meinem Jugendleiter. Shelley hat seinen Spruch aufgesagt und Carsten denkt, wir fahren zur Teufelshöhle - von einer anderen Höhle weiß er nichts. Es funktionierte ganz ohne Lüge, wir haben nur einfach keine No-Name-Höhle erwähnt. Carsten hat auch die Lehmklamotten der Erdferkel nicht gesehen. Keiner außer mir hat sie gesehen. Die Wirtin natürlich. Aber warum sollte die sich mit Carsten Siebert darüber austauschen, sie hat eine Menge Gäste und jeden Tag andere, warum sollte sie sich kümmern. Sie weiß auch gar nichts von mir.
    Ich habe einen Moment daran gedacht, Ecke zu bitten, dass er mit Carsten redet, aber dann habe ich mich für Shelley entschieden, weil er den besseren Eindruck macht, er wirkt ruhig und erwachsen und verantwortungsbewusst. Er sollte weiter nichts zu Carsten
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