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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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Mirabellplatz hat. Ihre modische Größe 34 hat das Mädchen in sehr teuer wirkende, sexy Klamotten gehüllt, eine sonnenbankgebräunte Haut hat sie, auch ihre Lippen wirken ein kleines bisschen aufgespritzt, genau wie ihr Busen, der steht nicht wirklich in Relation zu ihrer Wespentaille, aber mein Gott, was soll’s. Sie sind ein schönes Paar. Sie passen einfach ganz toll zusammen. Zwei elegante, erfolgreiche, gut verdienende, voll in die Gesellschaft integrierte schöne Menschen.
    Man muss auch gönnen können.
    Beim Glühwein für einen guten Zweck haben die beiden mir lachend erzählt, dass sie sich im wahrsten Sinne des Wortes über seinen Zehennägeln kennengelernt haben, als sie ihm nämlich eine Pediküre verabreicht hat. Na ja. Wie so was eben passiert.
    Über unsere ganze Georg-Geschichte haben wir nicht mehr gesprochen.
    Jetzt kann ich eigentlich nur noch einen dicken Strich unter alles ziehen.
    Fanny hat eine neue Klassenlehrerin: Sie ist ganz reizend, hat viel Verständnis für die »aufgedrehten Hühner«, wie sie immer sagt, und unterrichtet mit viel Geduld und Humor Mathematik. Vicki hat die Schule verlassen. Sie ist in einem Werkschulheim draußen auf dem Land, wo sie demnächst ihr Baby auf die Welt bringen wird.
    Was aus dem Rottweiler geworden ist, weiß ich nicht. Vielleicht sitzt er in diesem schrecklichen mittelalterlichen Knast. Hoffentlich ist er in einer Sechserzelle. Vielleicht unterrichtet er ja auch die Knackis in Mathe und lässt sie den Abstand der Gitterstäbe am Fenster ausrechnen. Kleiner Scherz.
    Apropos »aufgedrehte Hühner«: Meine ungeliebte Halbschwester Christiane hat einen Frührentner aus Bad Reichenhall kennengelernt, und mit dem verbringt sie neuerdings sehr viel Zeit im Casino. Dort gackern und scharren sie nun gemeinsam am Roulettetisch, schlagen mit den Flügeln und legen vielleicht irgendwann mal ein Ei.

35
     
    O kay. Eine Liegenschaft am Wörthersee. Südufer, Seegrundstück, durch hohe Hecken blickgeschützt, abseits der Straße, eigene Zufahrt.« Mit fliegenden Fingern tippe ich die Informationen in meinen Computer. »Jugendstil-Villa, 700 Quadratmeter Wohnfläche, 800-Hektar-Grundstück, nur vom See aus einsehbar, keine Nachbarn. Halbinsel bei Maria Wörth, Abendsonne, eigener Badesteg.«
    Das sind die Momente, in denen ich meinen Beruf ganz besonders liebe. Die anfängliche Herausforderung. Und dann die Lösung. Der eine Volltreffer. Der in kurzer Zeit gefunden werden muss.
    Ich starre auf meine Notizen und denke angestrengt nach.
    »Sagen Sie mir noch ein paar Details über den Verkäufer. Warum so eilig?«
    Und dann fängt das Blut so richtig an zu pulsieren.
    »Aha. Der Schlagersänger. Finanzielle Schwierigkeiten. Verstehe. Top Secret. Natürlich. Sofort. Noch vor Jahresende. Wegen der Steuern.«
    In meinem Kopf arbeitet es fieberhaft. Endlich bietet sich mir wieder eine ganz große, einmalige Gelegenheit. Diesmal darf mir niemand zuvorkommen. Gleich jetzt muss ich nach Kärnten fahren.
    Ich schaue auf die Uhr. Das wird knapp. Die Straßen sind verschneit, und was mit dem Ferienverkehr in der Flachau ist, weiß ich nicht.
    Durch zehn Tunnel muss ich fahren! Ich kann nur hoffen, dass die Deutschen noch nicht unterwegs in den Süden sind. Dann stehe ich stundenlang im Stau. Schneekettenpflicht für Lkw … O Gott. Die werden überall auf dem Seitenstreifen stehen und den Verkehr aufhalten.
    Aber egal. Das muss ich wagen. Ich schaffe das.
    Schon werfe ich Autoschlüssel, Handy, Laptop und die soeben gefaxten Baupläne in meine schwarze Aktentasche. Da purzelt mir eine Einladung daraus entgegen.
    Verdammt. Das Chorkonzert in der Schule. Wann war das noch mal?
    Aber doch bitte nicht heute ?!
    Eigentlich hatte ich Fanny hoch und heilig versprochen, bei ihrem Weihnachtskonzert dabei zu sein. Aber da muss ich realistisch bleiben. Das ist nicht zu schaffen.
    Sie wird es verstehen. Sie ist so ein verständiges, kluges Mädchen. Ich werde ihr alles erklären.
    Es ist doch nur ein Schülerkonzert! Fanny singt doch nur im Chor! Sie wird doch nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich … Ach verdammt! Ich muss sie anrufen.
    Sie geht nicht an ihr Handy. Natürlich. Sie probt den ganzen Nachmittag. Ich seufze. Tut mir leid, aber der Job geht vor!
    Kurzerhand schicke ich ihr eine SMS. Die wird sie zwischen Probe und Konzert sicher lesen. Natürlich wird sie traurig sein. Aber … ich zucke die Achseln.
    Alleinerziehende Mütter können sich nicht immer nach ihrem Herzen
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