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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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Badewanne stecken, ihm eine heiße Hühnersuppe kochen und ihm das Gästebett frisch beziehen soll. Aber das Hirn zeigte ihm einen Vogel. »Und dann?«, fragte das Hirn. Und dann???
    Nein, die Vernunft musste siegen.
    Es musste ein Abschied für immer sein.
    »Georg, ich muss mich wieder um meine Karriere kümmern. Sonst kann ich meine Firma schließen. Und du musst dich um deine Zukunft kümmern. Um dein Leben«, stammelte ich verlegen und traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Mit dem Fuß malte ich kleine Kreise auf den Asphalt.
    »Du hast alles für mich riskiert«, hat Georg daraufhin gesagt. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, und zuckte nur stumm mit den Schultern, genau wie vorhin Vicki. Am liebsten hätte ich meine Knie umschlugen, mein Gesicht im Schoß vergraben und an meinem Totenkopf-Armband genagt. Aber ich habe ja keines.
    »Wie kann ich das jemals wiedergutmachen?«, fragte Georg und nahm meine Hand. Ich wollte sie wegziehen, aber es gelang mir nicht.
    Da standen wir, Hand in Hand, mitten im vorweihnachtlichen Treiben auf dem Gerichtsvorplatz, und müssen ein merkwürdiges Bild abgegeben haben, wir zwei. Ich in meinem schicken Kostümchen und er in seinen Lumpen. Sämtliche Passanten gafften uns verwundert an.
    »Bitte, nimm diesmal den Koffer und denk nicht wieder, dass ich mich freikaufen will«, habe ich gemurmelt. »Sieh ihn als Chance für einen Neuanfang. Tu es für mich!«
    »Für dich tue ich alles«, sagte Georg und sah mich mit seinen großen braunen Augen so innig an, dass ich ganz schnell wieder weggucken musste.
    Mein Herz wollte etwas Liebevolles, Hoffnungsvolles sagen, aber mein Hirn diktierte meinem Mund: »Georg, es kann nichts aus uns werden. Du musst jetzt aus meinem Leben gehen. Und zwar endgültig. Ich flehe dich an.«
    Er hat mich nur schweigend angestarrt.
    Wie aufs Stichwort ging in diesem Moment die Eisentür zum Gefängnis auf, und jemand in Uniform brachte rasselnd und klappernd Georgs Einkaufswagen mit seinen Plastiktüten heraus. Mit zitternden Fingern quittierte Georg den Empfang seiner Habseligkeiten.
    Ich habe ihn schweigend dabei beobachtet, wie er seine Mütze aus einer der Tüten klaubte und sie sich auf den Kopf setzte. Jetzt sah er wieder aus wie der Penner von der Bank.
    Die Leute stießen sich in die Rippen und tuschelten. Ich wollte vor Peinlichkeit im Boden versinken.
    »Georg, bitte versprich mir, dass du nie wieder auf dieser Bank sitzen wirst«, beschwor ich ihn. »Bitte fang ein neues Leben an. Mit dem Geld wirst du es schaffen! Du weißt jetzt, dass es Menschen gibt, die an dich glauben«, fügte ich dann noch etwas lahm hinzu.
    »Darf ich es als Leihgabe betrachten?«, fragte er schließlich zögernd.
    »Meinetwegen, betrachte es als was du willst!« Die Blicke der Leute waren schon sehr unangenehm, als ich ihm den Koffer in den Wagen hob und ihn fürsorglich unter seine Plastiktüten stopfte. »Damals unter der Trauerweide lief das etwas diskreter ab«, es solle scherzhaft klingen, »aber dafür habe ich mir das Kostüm zerrissen.«
    »Danke, dass du das alles für mich getan hast.«
    »Du hast auch ziemlich viel für mich getan«, murmelte ich verlegen und putzte mir umständlich die Nase. »Ich habe viel von dir gelernt.«
    Bevor ich mich abwandte, reichte ich ihm die Hand. Er hatte schon wieder seine löchrigen Handschuhe an.
    »Wie machen wir es?«, fragte ich, weil ich seinen Blick keine Sekunde länger ertragen konnte. »Ich gehe rechts rum und du links?«
    Er hat stumm genickt, und dann ist er mit seinem Einkaufswagen rechts über den Mozartsteg gegangen.
    Wenn ich die Augen zumache, höre ich jetzt noch das grässliche Klappern und Rasseln.
     
    Das ist nun schon einige Wochen her. Bald ist Weihnachten.
    Georg ist nie wieder auf der Bank aufgetaucht. Das wäre auch gar nicht gegangen. Es ist bitterkalt.
    Salzburg liegt unter einer dicken Schneeschicht, alles ist so romantisch und märchenhaft wie jedes Jahr … Und auf dem Christkindlmarkt verkaufen wir vom Club der Unternehmerinnen wieder Glühwein für einen guten Zweck, und wir haben eine Menge Spaß dabei. Ständig tauchen irgendwelche Bekannte auf und halten ein Schwätzchen mit mir. Zu meiner Überraschung ist vor Kurzem auch der wirklich supergut aussehende Falk Huber vorbeigekommen, im Pelzmantel mit Pelzmütze, echt schick. Seine neue Freundin war auch dabei, eine wirklich toll aussehende zierliche Frau mit lockigen blonden Haaren, die ein eigenes Fingernagelstudio am
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