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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Autoren: Saskia Berwein
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keine Spuren zu verwischen.
    Sie fand eine kleine, aufgeräumte Küche. Ein winziges, erst kürzlich saniertes Bad. Eine Abstellkammer, die mit Kekspackungen, Kaffee und Putzutensilien vollgestellt war. Und ein Büro, in das der mit Unterlagen und Ordnern übersäte Schreibtisch kaum hineinpasste.
    Der vordere Empfangsraum mit dem Schaufenster zur Straße hin, das durch einen blauen Samtvorhang abgetrennt war, wirkte großzügig und war hell gestrichen, das Mobiliar elegant und modern. Es gab einen Schreibtisch mit zwei Stühlen davor, und vor dem Vorhang standen ein niedriger Tisch und zwei mit dunkelrotem Leder bezogene Sessel.
    Es war ein gemütlicher, einladender Raum, der der Dienstleistung gerecht wurde, auf die sich die Agentur spezialisiert hatte. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen zwei überdimensionale, ineinander verschlungene Eheringe, von aufgemalten Herzen mit Flügeln umrahmt. Die Fotos an den Wänden zeigten glückliche Hochzeitspaare, die vor verschiedenen Kulissen für die Kamera posierten.
    Für Jennifers Geschmack war es ein bisschen viel an Dekoration, verliebte Paare mochten sich hier allerdings wie im siebten Himmel fühlen.
    Alle Räume waren sauber und ordentlich aufgeräumt. Bis auf die aufgebrochene Tür gab es keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen. Kein Blut, keine Unordnung, keine Schleifspuren, keine Anzeichen eines Kampfes. Es war unwahrscheinlich, dass die Frau hier gestorben war.
    Das Einzige, was nicht an seinem Platz war, waren drei Statuen: ein Hochzeitspaar, das Jennifer bis über die Hüfte reichte, und zwei kleinere Puttenengel mit Harfe, Pfeil und Bogen. Von dem Bäckerlehrling, der seit vier Monaten jeden Morgen hier vorbeikam, wussten sie, dass die Statuen gestern noch im Schaufenster gestanden hatten.
    Jennifer zog den Samtvorhang ein Stück zur Seite und betrat das Schaufenster. Sofort fühlte sie sich wie auf dem Präsentierteller, denn draußen standen noch immer Polizisten und die Sanitäter herum. Sie schaltete ihre Taschenlampe aus und näherte sich in dem beengten Raum der Toten.
    Von Nahem sah sie nicht mehr ganz so schön aus. Ihre Haare waren nicht so makellos hochgesteckt, wie es von außen den Anschein gehabt hatte, und ihre braunen Augen waren bereits stark getrübt. Die Totenstarre hatte zwar eingesetzt, doch die Frau war eindeutig noch nicht lange tot.
    Jennifer sah sofort den Draht, der benutzt worden war, um sie auf dem Stuhl in Position zu halten. Das Kleid saß beinahe perfekt, an einigen Stellen war allerdings mit Sicherheitsnadeln nachgeholfen worden. Der Draht und auch die Nadeln waren so angebracht, dass sie von Betrachtern, die vor dem Schaufenster standen, nicht gesehen werden konnten.
    Jennifer konnte keine offensichtlichen Wunden entdecken, erkannte aber einige geplatzte Äderchen in den Augen. Möglicherweise war die Frau erstickt, und die dicke Schicht Puder und Schminke an ihrem Hals diente dazu, Strangulationsmarken zu überdecken.
    Jennifer verließ das Schaufenster und sah noch einmal kurz in alle Räume, bevor sie wieder nach draußen ging und sich umzog. Ihre Daunenjacke hatte die Kälte inzwischen eingefangen, und sie musste die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht klapperten.
    Als sie in die Fußgängerzone zurückkehrte, wäre sie beinahe mit Leander Meurer zusammengestoßen. Der Leichenbeschauer und Gerichtsmediziner von Lemanshain trug einen langen Mantel, und obwohl ihn sein breitkrempiger Hut vor dem Regen schützte, hatte er einen riesigen Schirm aufgespannt.
    »Kommissarin Leitner, schön, Sie zu sehen.« Wie es seine Art war, begrüßte er sie per Handschlag. »Was haben wir?«
    »Weibliche Tote um die dreißig, bisher nicht identifiziert. Ich vermute, dass sie erstickt ist oder erwürgt wurde, aber das können Sie besser beurteilen als ich.« Jennifer schätzte den auch international außerordentlich gut vernetzten Professor für seine ruhige, professionelle Art und sein überaus großes Fachwissen. »Sie ist nicht hier gestorben.«
    Er nickte, als ob er davon bereits ausgegangen wäre. »In spätestens zwei Stunden kann ich sie auf dem Tisch haben.« Mit diesen Worten machte er sich auch schon auf den Weg in Richtung Hinterhof.
    Jennifer drehte sich um und entdeckte ihren Chef Peter Möhring vor dem Obst- und Gemüseladen auf halber Strecke zwischen Agentur und Polizeiabsperrung. Als sich ihre Blicke trafen, winkte der Leiter der Einsatzabteilung sie zu sich heran.
    Lemanshain verfügte trotz seiner überschaubaren
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